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Jugendmedienschutz und Squid Game
Erziehungsberechtigte in der Verantwortung

Die Serie Squid Game hat zu einer Debatte über den Jugendmedienschutz geführt. Netflix habe sich an die Jugendschutzregeln gehalten, findet Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz. Bei Inhalten auf Streamingplattformen seien vor allem die Erziehungsberechtigten gefragt.

Text: Mike Herbstreuth / Marc Jan Eumann im Gespräch mit Stefan Fries |
Marc Jan Eumann: Die Debatte um seine Wahl an die Spitze der Landesmedienanstalt dauert an.
Marc Jan Eumann nimmt bei der Debatte um Squid Game Erziehungsberechtigte in die Pflicht. (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
Die Kultusministerien Bayerns und Thüringens haben vor der Netflix-Serie Squid Game gewarnt. Man nehme aus dem privaten Umfeld wahr, dass Kinder und Jugendliche die Spiele der in ihrer Darstellung von Gewalt teils sehr expliziten Serie nachempfinden, so ein Sprecher des Thüringer Bildungsministeriums gegenüber dem MDR.
Das Ministerium empfiehlt deshalb, die Serie erst Jugendlichen ab 16 Jahren zugänglich zu machen – ab diesem Alter empfiehlt auch Netflix die Serie, und auch der zuständige Verein Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia (FSM) hat diese Alterseinschränkung bestätigt.

Nutzerinnen von Netflix in der Pflicht

„Netflix hat die gesetzlichen Regelungen nach meiner Einschätzung eingehalten“, sagte Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz, im Deutschlandfunk.
Ein Thema für den Ethikunterricht
In Squid Game geht es um einen Wettkampf auf Leben und Tod, brutal inszeniert. Dennoch müsse man nicht pauschal um das seelische Wohl jugendlicher Zuschauer fürchten, sagt Medienpädagoge Björn Friedrich.
„Sie haben für das Angebot eine Altersbewertung vorgenommen, und die Nutzerinnen von Netflix haben die Möglichkeit, über die Einstellungen genau sicherzustellen: wer kann eigentlich in meinem Haushalt diese Inhalte nutzen?“
Um Kinder vor potenziell schädlichen Inhalten zu schützen, bieten die Streamingplattformen verschiedene Arten der Kindersicherung an – denn anders als im linearen Fernsehen, wo Inhalte für Kinder über 16 Jahren erst ab dem späten Abend gesendet werden, besteht diese Art der Sicherung bei Streaminganbietern wie Netflix oder Amazon Prime Video nicht.

Plattformen bieten verschiedene Kindersicherungen an

Darin unterscheiden sich diese Anbieter auch im Vergleich zu öffentlich-rechtlichen Mediatheken, wo potenziell jugendgefährdende Inhalte erst zu später Stunde angeboten werden – es sei denn, man hebt diese Funktion via Altersverifikation auf.
Im Still aus Squid Game steigen Männer in Trainingsanzügen eine verschlungene Wendeltreppe hinab.
Squid Game thematisiert Armut in Südkorea
Bei Grün darf man gehen, bei Rot muss man stehen. So funktioniert ein traditionelles koreanisches Kinderspiel. Die Netflix-Serie Squid Game hat es auf der ganzen Welt berühmt gemacht. Auch als Spiegel der koreanischen Gesellschaft.
Die US-Anbieter haben stattdessen ihre eigenen Jugendschutzsysteme eingeführt, die vom vom Verein Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia (FSM) offiziell anerkannt und als geeignet im Sinne des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags eingestuft wurden.
Bei Netflix lassen sich beispielsweise verschiedene Profile einrichten. Für jedes dieser Unterkonten kann eine individuelle Altersfreigabe festgelegt und zusätzlich mit einer PIN gesichert werden. Bei Amazon Prime Video können Erziehungsberechtigte eine Kindersicherung einrichten.

Informationsportale für Erziehungsberechtigte

Das bedeutet, dass - anders als beim linearen Fernsehen - die Benutzerinnen und Benutzer des Streamingdienstes selbst dafür verantwortlich sind, ihre Kinder vor jugendgefährdenden Inhalten zu schützen.
„Erziehungsberechtigte müssen entscheiden: was will ich, was meine Kinder nutzen? So wie in anderen Lebensbereichen auch“, fordert Eumann. Eine gesetzliche Regelung sieht der Vorsitzende der Kommission für Jugendmedienschutz deshalb als nicht praktikabel an.
Die Aufregung um die Serie „Squid Game“ zeige allerdings, dass unter Erziehungsberechtigten viel Unsicherheit vorhanden sei. Menschen mit Fragen in diesem Bereich empfiehlt er deshalb Angebote wie klicksafe oder Medien kindersicher. Dort werde u.a. darüber aufgeklärt, wie Jugendschutzeinstellungen auf Streamingseiten vorgenommen werden oder wie Smartphones von Kindern sicher eingerichtet werden können.
Weitere Infos für Erziehungsberechtigte