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Jugendstrafrecht
"Die Probleme sind geblieben"

Die ARD zeigt heute Abend den Film "Das Ende der Geduld" nach dem Buch der Jugendrichterin Kerstin Heisig, die ein verkürztes Verfahren im Jugendstrafrecht entwickelt hat. Daran beteiligt war auch Günter Räcke. Der Jugendrichter steht zu dem Modell, gesteht aber auch ein: Der Lösung des Kriminalitätsproblems sei man damit nicht näher gekommen.

Günter Räcke im Corsogespräch mit Thekla Jahn |
    Porträt von Günter Räcke
    Der Berliner Richter Günter Räcke im Mai 2013. (dpa / Horst Galuschka)
    In Berlin leben zu viele Kinder, die in schlechten Verhältnissen aufwachsen, nicht in die Schule gehen, keinerlei Zukunft haben. Da muss der Staat eingreifen, sonst wächst eine ganze Generation auf, die es zu nichts bringen wird außer zu Straftaten. Diese Diagnose stand am Anfang einer kleinen Revolution im Berlin der Nullerjahre. Ausgelöst durch Jugendrichter, die nicht mehr wegsehen wollten, sondern eingreifen und helfen. Allen voran Kisten Heisig. Die Jugendrichterin entwickelte gemeinsam mit Kollegen das sogenannte Neuköllner Modell - ein verkürztes Strafverfahren für kleinere Delikte im Jugendstrafrecht. Ihre Erfahrungen veröffentlichte sie 2008 in einem Buch, das wochenlang die Bestsellerliste anführte. Heisig nahm sich vor vier Jahren das Leben - in Anlehnung an ihr Buch hat die ARD nun ihr Leben verfilmt.
    Das Neuköllner Modell mit entwickelt hat der Berliner Jugendrichter Günter Räcke. Er ist nach wie vor von dem Modell überzeugt: "Die Statistiken sind besser." Räcke gibt aber auch zu: "Die Probleme sind geblieben. Man ist einer Lösung nicht näher gekommen." Ziel des Neuköllner Modells sei nicht nur eine schnellere Verurteilung gewesen, sondern auch die Vernetzung der anderen Beteiligten: Polizei, Schulen und Jugendamt.
    "Das Ende der Geduld"
    Mittwoch, 19. November
    20.15 Uhr
    ARD