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Jungfrau Maria?
Morddrohungen gegen Ordensschwester

Für eine spanische Ordensschwester hatte eine Äußerung im Fernsehen weitreichende Folgen: Sie hatte die Jungfräulichkeit der Gottesmutter Maria infrage gestellt - und wird jetzt von verärgerten Gläubigen mit dem Tode bedroht. Auch der Kirche passen die Ansichten der Ordensschwester überhaupt nicht.

    Schwester Lucia Caram während einer Talk-Sendung im katalanischen Fernsehen
    Schwester Lucia Caram während einer Talk-Sendung im katalanischen Fernsehen (AFP)
    Eigentlich hatte die Dominikanerin Lucia Caram nur über die Liebe sprechen wollen. In der Sendung "Chester in Love" vertrat sie die Ansicht, dass Maria und Josef vermutlich ein normales Liebenspaar waren - und demnach auch ganz normal Sex hatten. Und fügte hinzu: Die Kirche halte an erfundenen Normen fest, ohne dabei zum wahren Kern der Botschaft zu gelangen.
    Die Äußerungen lösten in Spanien teils heftige Empörung aus. Auch das zuständige Bistum in Vic schaltete sich ein, um die Ordensschwester öffentlich zur Ordnung zu rufen und klarzustellen: Es gehöre seit jeher zur Lehre der Kirche, dass Maria stets eine Jungfrau gewesen sei.
    Doch das konnte manch erbosten Gläubigen nicht besänftigen. In einer Online-Petition wird die Suspendierung der Nonne gefordert. Die entschuldigte sich zuerst über Twitter, danach veröffentliche sie eine Erklärung und beklagte, dass sie inzwischen Todesdrohungen bekomme.
    Caram selbst fühlt sich absichtlich missverstanden. Zwar entschuldige sie sich bei jedem, der sich durch ihre Äußerungen beleidigt fühle. Sie habe in der Sendung jedoch lediglich sagen wollen, dass Maria, so wie sie das sehe, Josef offensichtlich geliebt habe, und es sie nicht schockieren würde, wenn die beiden wie ein ganz normales Paar auch eine Beziehung gehabt hätten.
    Äußerungern wurden böswillig interpretiert
    Dass ihre Äußerungen für derartige Reaktionen sorgten, liege vielleicht daran, dass sie keine Gelegenheit für weitere Erklärungen hatte, so Caram. Sie glaube, dass niemand ihre Treue und Liebe für die Kirche, das Evangelium und das Wirken Jesu anzweifle - genauso klar sei aber auch, dass Sex weder schmutzig noch zu verurteilen sei und die Ehe und Sex ein Segen seien. Sorgen mache sie sich aber, dass ihre Äußerungen derart verdreht und aus dem Zusammenhang gerissen worden seien, und sie nun von hasserfüllten, rachedurstigen Hetzern (im Original: martillos de herejes) verleumdet und bedroht werde.
    Lucia Caram ist keine einfache Nonne - und in Spanien fast so etwas wie ein Medienstar. Seit 27 Jahren lebt die gebürtige Argentinierin in Katalonien. Immer wieder wird sie in Talkshows eingeladen, auch in Kochsendungen war sie schon zu Gast. Über ihren Twitter-Account folgen ihr über 184.000 Menschen. Dort beschreibt sie sich selbst als "ruhelos und beunruhigend".
    (rm/tzi)