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Jura-Ausbildung auf dem Prüfstand

    An der Universität Jena findet vom 22. bis 24. Juni der 80. Deutsche Juristen-Fakultätentag statt. Ganz oben auf der Tagesordnung steht die Reform der Juristenausbildung. Sie ist ein immer wiederkehrendes Thema der Länder-Justizminister. Viel Papier ist bereits dazu beschrieben worden, stundenlang wurden debattiert, geändert hat sich aber wenig. Professor Peter Huber aus Jena, Vorsitzender des Juristenfakultätstages sieht angesichts der exponentiell gestiegenen Zahl von Juristen auf dem Arbeitsmarkt den Bedarf nach Zusatzqualifikationen: "Hier haben die Fakultäten ohne äußeren Druck reagiert, und wir werden das ausbauen." Der Erwerb von Spezialwissen, zum Beispiel im Wirtschafts- oder Umweltrecht bedeutet für die Studierenden eine zusätzliche Belastung. Außerdem dauert die Ausbildung vergleichsweise lange - fünf Jahre bis zum ersten Staatsexamen, dann in vielen Bundesländern eine Wartezeit, dann noch zwei Jahre Referendariat. Die Justizminister haben sich deshalb für eine Integrierung des Praxisteils in die universitäre Ausbildung ausgesprochen. Vertreter des Juristenfakultätstages machen einen Gegenvorschlag: die Einführung von Diplom- oder Magisterstudiengängen an den Universitäten. Fritz Loos von der Uni Göttingen: "Wir haben die Hoffnung, dass so jüngere Juristen in den Arbeitsmarkt hinein kommen."

    Doch gleichzeitig mit diesem Vorschlag weisen die Juraprofessoren daraufhin, dass die zusätzlichen Aufgaben, die mit den Diplomstudiengängen auf die Fakultäten zukämen, eigentlich nicht leistbar seien. Man habe zur Zeit doppelt so viel Studierende wie vorgesehen, und das bei einer gleichbleibenden Zahl von Lehrenden, sagt Peter Huber: "Darauf jetzt noch eine akademische Qualifikation zu setzen, könnte entweder nicht seriös geleistet werden oder brächte die Universität zum Kollaps."

    Die Studierenden selber beurteilen die Reformdebatte naturgemäß anders. Der Jenaer Jura-Student Denis Lässig zum Beispiel fordert: weniger über Strukturen reden, dafür mehr über die Schwächen in der Lehre: "Ich zweifle gelegentlich an den didaktischen Fähigkeiten des Lehrpersonals. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, der gerne unter den Tisch fällt." Die Mehrheit der Jura-Studenten sieht sich gezwungen, vor dem Staatsexamen ein professionelles Repetitorium zu absolvieren - Kostenpunkt um die 2000 Mark. Die Universität bereitet also ungenügend auf das Examen vor - dieser Punkt steht allerdings nicht auf der Tagesordnung des Juristenfakultätstages in Jena.

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    Die Universität Osnabrück führt zum Wintersemester 2000/2001 ein bundesweit einmaliges Studienangebot für Juristen ein: Sie können im Spezialgebiet des Wirtschaftsstrafrechts einen rechtswissenschaftlichen Magistertitel (LL.M.) erwerben. Der neue Ergänzungsstudiengang baut auf dem juristischen Studium auf und vermittelt in zwei Semestern vertiefende Kenntnisse in allen Feldern dieses Rechtsgebietes. Als Dozenten wirken die Strafrechtsprofessoren des Osnabrücker Fachbereichs Rechtwissenschaften zusammen mit einem Team in der Praxis tätiger Juristen, die ihre Erfahrungen in der Verfolgung von Wirtschaftsdelikten sowie der Verteidigung und Beratung im Wirtschaftsstrafrecht in den Studiengang einbringen. Weitere Informationen: Universität Osnabrück, Fachbereich Rechtswissenschaften Prof. Dr. Hans Achenbach, Tel. (0541) 969-6118, Fax (0541) 969-4162 E-Mail: Hans.Achenbach@uni-osnabrueck.de