Vor 65 Millionen Jahren, am Ende der Kreide-Zeit, verschwand der letzte Dinosaurier von der Erde. Im Jahr 1990 a.D. kehrten sie zurück – die ganze Sippschaft: Stegosaurus, Tyrannosaurus, Triceratops und wie sie alle heißen. Der amerikanische Schriftsteller Michael Crichton hatte sie in Romanform wiederbelebt. Noch vor dem Erscheinen des Buches hatte sich Steven Spielberg die Filmrechte gesichert. Was er nun brauchte, war ein wissenschaftlicher Berater, der sich mit den Riesenechsen auskannte. Und so klingelte Anfang der Neunziger Jahre ein Telefon in Bozeman im US-Bundesstaat Montana. Hollywood war am Apparat. Am anderen Ende der Leitung: der Paläontologe Jack Horner, Dinosaurier-Experte im Museum of the Rockies.
"Steven wollte sicherstellen, dass die Dinosaurier so naturgetreu wie möglich aussahen. Sie sollten dem Wissensstand der damaligen Zeit entsprechen. Achtjährige Kinder sollten keine Gelegenheit bekommen, irgendwelche dummen Fehler in dem Film zu finden. Und er wollte, dass die Schauspieler die Namen der Tiere korrekt aussprachen. Es gab so einiges, dass ein Wissenschaftler gegenchecken sollte."
Und so entstand – mit Jack Horners Hilfe – aus dem Buch ein Film, und in dem Film – ein Park.
"Willkommen im Jurassic Park!"
"In dem Film, den wir gesehen haben, hieß es, dass sie die Lücken in der Gensequenz mit Frosch-DNS aufgefüllt und komplettiert haben. Sie haben den genetischen Code der Dinosaurier mutiert und mit denen von Fröschen vermischt."
"Wir können keine DNS von einem Dinosaurier bekommen. DNS-Stränge halten nicht länger als ein paar tausend Jahre. Die Dinosaurier sind vor 65 Millionen Jahren ausgestorben. Hätten wir jedoch entsprechende Bruchstücke, könnten wir sie in der Tat mit Frosch-Genen auffüllen. Aber genauso gut könnten wir Bananen-DNS verwenden. Alles Leben ist verwandt. Man braucht im Wesentlichen nur die DNS irgendeines lebendigen Organismus."
Beim Erscheinen des ersten Jurassic-Park-Films, 1993, gingen Paläontologen noch davon aus, dass T-Rex, Velociraptor & Co. aussahen wie Echsen auf zwei Beinen. Heute, mehr als zwanzig Jahre später, ist die Wissenschaftswelt klüger.
Neuer Film mit neuem Dinosaurier
"Mittlerweile können wir nachweisen, dass Raptoren Federn trugen. Beim ersten Film wussten wir das noch nicht. Wir können die Raptoren nun aber nicht großartig verändern, da sich die zurückgezüchteten Tiere im Park ja in allen Filmen ähneln müssen. Deswegen haben die Produzenten 2001 in Jurassic Park III nur ein paar Federn am Kopf hinzugefügt. Mehr konnten sie nicht tun. Alles andere hätte das Aussehen der Raptoren zu stark verändert."
Und was ist mit der Farbe der Tiere? Nach welchen Kriterien wurde entschieden, in welchem Look Brachiosaurus, Spinosaurus und Verwandte daher kommen sollen?
"Eigentlich hätte ich sie lieber bunter gehabt. Steven Spielberg gefielen sie aber besser in einem gefährlichen, echsenfarbenen Look. Deswegen sehen sie alle grau, schwarz und grün aus. Heute wissen wir mehr über ihre Farbgebung als am Anfang. Dinosaurier hatten Platten, Stacheln und andere Merkmale, deren Farben ins Auge sprangen. Und auch weil sie mit anderen Reptilien und mit Vögeln verwandt sind, die sehr farbenfroh aussehen, waren die Dinosaurier das wohl auch. Jetzt können wir das nicht mehr ändern - außer wenn wir eine neue Spezies hinzufügen. Dann machen wir sie bunt."
Heute nun kommt der vierte Teil des Dino-Epos in die Kinos: Jurassic World. Wieder war der Paläontologe Jack Horner der wissenschaftliche Berater – diesmal mit erweitertem Aufgabenfeld: Statt den einen oder anderen Dinosaurier für den Film auszuwählen, sollte er einen ganz neuen schaffen.
"Ich habe mich mit dem Hybriden beschäftigt, den wir in dem neuen Film sehen werden. Nein, es ist kein "Hornersaurus" Zusammen mit den Modellbauern, den Computergrafikern, dem Produzenten und dem Regisseur haben wir uns dieses genetisch modifizierte Mischwesen ausgedacht. Dabei habe ich versucht, es so wissenschaftlich korrekt und gleichzeitig so furchteinflößend wie möglich aussehen zu lassen."
Idominus rex soll eine Kreuzung aus vier bekannten fleischfressenden Dinosauriern sein – und entsprechend gefährlich.