Er habe zu keinem Zeitpunkt den Eindruck gehabt, dass die beiden in der Frage der SPD-Kanzlerkandidatur die Herrschaft über den Prozess und Diskurs oder gar einen klaren Plan gehabt hätten, erklärte Türmer. Seiner Auffassung nach hätte man das Ergebnis von gestern auch schon vor zwei Wochen haben können. Wörtlich sprach Türmer von einer "Shit-Show".
Angesichts der miserablen Umfragewerte der SPD und des Scheitern der Koalition sagte der Juso-Chef: "Die Ausgangslage war auch schon vor diesen Wochen nicht einfach, aber jetzt ist sie noch deutlich schwieriger geworden." In den vergangenen Wochen habe er bei sich nach der Motivation für den Bundestagswahlkampf suchen müssen, räumte Türmer auf dem dreitägigen Kongress ein.
Nach tagelangen innerparteilichen Debatten und öffentlich geäußerten Zweifeln in der SPD an der Eignung von Bundeskanzler Scholz als erneuter Kandidat hatte Verteidigungsminister Pistorius am Vortag ein Video mit seiner Verzichtserklärung veröffentlicht. Die SPD-Führung will nun erneut Scholz aufstellen und dazu am kommenden Montag einen Vorstandsbeschluss fassen.
Der Vorsitzende Klingbeil verteidigte den Kurs der Parteiführung. In einer Partei müsse natürlich diskutiert werden, sagte er in Berlin. Er sei kein Parteichef, der Basta sage. Er wolle in die Partei hineinhorchen und ernst nehmen, was dort diskutiert werde.
Diese Nachricht wurde am 22.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.