Zwei tote Jungen, beide nur wenige Wochen alt. Etwa ein Jahr liegt zwischen den Todesfällen. Die Mutter, Sally Clark, schwört, sie habe ihre Kinder – jeweils völlig überraschend – leblos vorgefunden. Dennoch wird sie angeklagt, muss sich in einem Gerichtsprozess wegen Mordes verantworten.
Natürlicher Tod oder Mord?
Es gibt Gutachten, die auf eine natürliche Todesursache hindeuten. Es gibt auch Gutachten, die Spuren finden, die durch Gewalt entstanden sein können. Es ist unklar, ob diese Spuren entstanden sind, weil den Kindern vor ihrem Tod Gewalt angetan wurde. Oder ob sie durch die Wiederbelebungsmaßnahmen verursacht worden sein können. Was also ist passiert?
Ein Zeuge der Anklage, ein renommierter Kinderarzt und Experte für Fälle von Kindesmissbrauch, präsentiert im Prozess das Ergebnis einer Wahrscheinlichkeitsrechnung: Dass Neugeborene in einer Familie wie der der Angeklagten gleich zweimal kurz hintereinander auf natürliche Weise sterben, sei extrem unwahrscheinlich.
Der "Trugschluss des Staatsanwalts"
Die Position der Anklage scheint untermauert, Sally Clark wird verurteilt: lebenslänglich Gefängnis wegen zweifachen Kindsmords.
Ein Fehlurteil, wie später herausstellt. Der Fall ist heute bekannt als einer der spektakulärsten Justizirrtümer Großbritanniens und wird in Statistik-Lehrbüchern behandelt als „Trugschluss des Staatsanwalts“. Eine Aussage über eine Wahrscheinlichkeit, berechnet auf fragwürdiger Grundlage und falsch interpretiert. Aber – zumindest für ein paar Jahre – mächtiger als die Wirklichkeit.