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K.o. in der achten Runde

Zack, der Haken hat gesessen. Und noch einmal: linke Gerade, rechte Gerade, Uppercut, Uppercut und linker Seithaken. Der Angegriffene sackt nach unten weg. Rappelt sich wieder hoch. Dann geht der Gong. Kurze Pause. Die nächste Runde. Was ist dran am Boxen?

Von Maike Albath |
    "Mann am Boden, jutet Jefühl", brachte Graciano "Rocky" Rocchigiani die Angelegenheit einmal auf den Punkt. Der ehemalige Ringrichter, Boxkommentator und Kabarettist Werner Schneyder spricht vom Boxen als einem Urerlebnis und der Deutsch-Türke Oktay Urkal, Profi aus Berlin-Schöneberg, findet, dass man als Mann kämpfen können muss. Im alten Griechenland waren Faustkämpfe nur den Vermögenden erlaubt und galten als Auszeichnung. Nirgendwo sonst konnte man seine Kriegstauglichkeit so effektvoll unter Beweis stellen: Wer sein Leben ließ, bekam ein Ehrenbegräbnis, und zertrümmerte Visagen waren kostbarer als Trophäen. Während des Mittelalters wurden Boxkämpfe auf Rummelplätze verbannt.

    Doch dann griffen die englischen Gentleman das Boxen auf, holten die Fights aus den Hinterzimmern der Kneipen in die Öffentlichkeit, dachten sich Regeln aus, stiegen selbst in den Ring und führten 1867 schließlich auch Handschuhe ein. Endlich eine Gelegenheit, sich publikumswirksam im Fair Play zu üben und gleichzeitig die eigene Männlichkeit zu demonstrieren! In Deutschland war Boxen als eine ausländische Erfindung verpönt und sogar verboten. Die ersten Clubs entstanden um 1907, und schließlich erlaubte man auch öffentliche Kämpfe. Neun Jahre später tauchten die ersten Profiboxer auf: Während ihrer Kriegsgefangenschaft auf der Isle of Man hatten deutsche Soldaten aus lauter Langeweile von englischen Offizieren das Boxen gelernt.

    In Berlin tobte bald die Box-Euphorie: Zehntausende Zuschauer stürmten die Arenen. Bertolt Brecht setzte dem stählernen Körper von Paul Samson-Körner ein literarisches Denkmal, George Grozs ließ über seine Schlaghand belehren und auch die Frauen waren fasziniert. Man ging zum Boxen wie ins Kino, Marlene Dietrich bezog Stellung am Ring, Erika Mann drosch jeden Mittag unter fachkundiger Anleitung auf einen Sandsack ein. In den dreißiger Jahren wurde Max Schmeling zum Mythos, denn er traute sich sogar in die U.S.A. "What a right hand", rief einer der bekanntesten amerikanischen Sportreporter aus, als er sah, wie Schmeling im Juni 1936 den bis dahin nie besiegten Joe Louis in die Knie zwang. Im Nachkriegsdeutschland boxte sich der Berliner Arbeiterjunge Bubi Scholz wirtschaftswundergleich nach oben. Aber schon bald machte ein schwarzer Boxer von sich reden, der anders als alle anderen war: Muhammad Ali, the greatest, meistert jede Herausforderung und trägt ein neues schwarzes Selbstbewusstsein zur Schau. 1974 landete er eine der größten Sensationen in der Geschichte des Profiboxens. Der 34-Jährige erfand während des Kampfes gegen den extrem schlagkräftigen George Foreman den "Rope a' Dope-Stil", hing in den Seilen und kassierte nach einer ordentlichen ersten Runde sechs Runden lang harte Punches. Und in der achten, als Foreman zermürbt war, schlug Ali den Gegner binnen Sekunden zu Boden. In Deutschland sind gesellschaftliche Umbrüche Hochzeiten für den Boxsport: Anfang der 90er Jahre setzte eine neue Begeisterungswoge ein. Kämpfer aus dem Osten wie Henry Maske, Axel Schulz und die Klitschkos traten an, und mit Regina Halmich und der Armenierin Susi Kentikian, "Pitbully" genannt, hat sich inzwischen das Frauenboxen etabliert. Boxen war schon immer mehr als nur ein Sport.
    Maike Albath

    Gunter Gebauer, Professor für Philosophie und Sportforscher. Boxen bedeutet nicht einfach nur Zuschlagen.
    Das sind ja die Bedingungen von Erfolg im Boxen: also eine systematische Lebensführung, das so genannte solide Leben, und es gehört dazu ein beinhartes Körpertraining, Boxen ist ja ein sehr vielseitiger Sport, bei dem ja nicht nur die Arme bewegt werden, sondern wo enorm viel Beinarbeit zu erledigen ist, d.h die Leute brauchen eine enorme Körperkondition, Ausdauer, sie müssen, was die Muskulatur angeht, überall ausgebildet sein, Beine, Bauch, natürlich Oberkörper. Sie müssen Kraft besitzen, einmal eine bullige Kraft zum Zuschlagen, eine richtig schwere Schlagkraft, aber gleichzeitig auch eine schnell Kraft haben, Sie müssen blitzschnell reagieren können, um sich abzudecken, aber natürlich auch, um einen Schlag anzubringen.

    Schon Homer erzählt davon: In der Ilias veranstaltet Achilleus zu Ehren seines vor Troja gefallenen Freundes Patroklos Leichenwettspiele. Epeios meldet sich für den Faustkampf. Dem Sieger ist ein ungezähmtes Maultier versprochen.
    Jener sprach's: da erhob sich ein Mann, machtvoll und gewaltig,
    Panopeus' Sohn Epeios, geübt in der Kunde des Faustkampfs.
    Der nun rief, anfassend das arbeitduldende Maultier:
    Komme heran, wer begehrt, den doppelten Becher zu nehmen!
    Aber das Maultier, mein ich, entführt kein andrer Achaier,
    Siegend im Kampf der Faust; denn ich rühme mich selbst den besten.
    Nicht genug, dass der Schlacht ich ermangle? Traun, ja unmöglich
    Könnt in jeglichem Werk ein Sterblicher Kunde gewinnen.
    Dieses verkünd ich zuvor, und das wird wahrlich vollendet:
    Ganz den Leib zerschmettr ich umher und Gebeine zermalm ich!
    Bleibe denn hier miteinander die Schar der Leichenbesorger,
    dass sie den Mann wegtragen, von meiner Stärke gebändigt.
    Jener versprach's doch alle verstummten umher und schwiegen.


    Der Sportjournalist Knud Kohr, Verfasser einer Geschichte des Profiboxens:
    Das moderne Boxen begann vom Regelwerk her im 18. Jahrhundert. Das ist der Pugilismus gewesen. Das war eigentlich ein Raufsport von Seeleuten, die ihren Landgang hatten, von Kneipenschlägern sogar, die sich dann meist auf Jahrmärkten für Geld prügelten. Die schlugen sich dort, es gab auch noch keinen Ring, das Publikum stand um sie rum, wenn jemand zurück wich, wurde er wieder rein geschoben von den Zaungästen. Auf den Ausgang dieser Kämpfe wurde gewettet. Meistens wurde vorher abgesprochen, dass der Gewinner einen gewissen Anteil dieser Wettgelder bekommt, und der Verlierer ging leer aus.

    Knud Kohr
    Kampftage.
    Die Geschichte des deutschen Berufsboxens.
    2000 Die Werkstatt
    Von Schmeling bis zum Tiger:
    100 Jahre aufregende Boxgeschichte
    Seit vielen Jahrzehnten lockt das Boxen in Deutschland ein Millionenpublikum an. An großen Kampftagen vereint es am Ring mühelos Intellektuelle, Filmsternchen und die Herren der Halbwelt, es polarisiert und fasziniert. In diesem Buch wird die aufregende Historie des deutschen Berufsboxens ausführlich erzählt: von den oft illegalen ersten Kämpfen der Jahrhundertwende über die Boomphasen der zwanziger und fünfziger Jahre bis zur mediengerechten Inszenierung der Profikämpfe von heute. Es geht um legendäre Sportler wie Hans Breitensträter, Max Schmeling, Bubi Scholz oder Henry Maske, aber auch um vergessene Boxer wie den Publikumsliebling "Gypsy" Trollmann, der 1943 von den Nazis im KZ ermordet wurde. Und um Originale wie den Kölner Peter Müller, genannt "de Aap", der kurzerhand einen Ringrichter K.o. schlug.
    Ein Sportbuch der Extraklasse.

    Bertolt Brecht (1898-1956)
    Gedenktafel für 12 Weltmeister
    Dies ist die Geschichte der Weltmeister im Mittelgewicht
    Ihrer Kämpfe und Laufbahnen
    Vom Jahre 1891
    Bis heute.
    Ich beginne die Serie im Jahre 1891 -
    Der Zeit rohen Schlagens
    Wo die Boxkämpfe noch über 56 und 70 Runden gingen
    Und einzig beendet wurden durch den Niederschlag -
    Mit Bob Fitzsimmons, dem Vater der Boxtechnik
    Inhaber der Weltmeisterschaft im Mittelgewicht
    Und im Schwergewicht (durch seinen am 17. März 1897 erfochtenen Sieg über
    Jim Corbett).
    34 Jahre seines Lebens im Ring, nur sechsmal geschlagen
    So sehr gefürchtet, daß er das ganze Jahr 1889
    Ohne Gegner war. Erst im Jahr 1914
    Im Alter von 51 Jahren absolvierte er
    Seine beiden letzten Kämpfe:
    Ein Mann ohne Alter.
    1905 verlor Bob Fitzsimmons seinen Titel an
    Jack O'Brien genannt Philadelphia Jack.
    Jack O'Brien begann seine Boxerlaufbahn
    Im Alter von 18 Jahren
    Er bestritt über 200 Kämpfe. Niemals
    Fragte Philadelphia Jack nach der Börse.
    Er ging aus von dem Standpunkt
    Daß man lernt durch Kämpfe
    Und er siegte, so lange er lernte.
    Jack O'Briens Nachfolger war
    Stanley Ketchel
    Berühmt durch vier wahre Schlachten
    gegen Billie Papke
    Und als rauhster Kämpfer aller Zeiten
    Hinterrücks erschossen mit 23 Jahren
    An einem lachenden Herbsttage
    Vor seiner Farm sitzend
    Unbesiegt.
    Ich setze meine Serie fort mit
    Billie Papke
    Dem ersten Genie des Infighting.
    Damals wurde zum ersten Male gehört
    Der Name: Menschliche Kampfmaschine.
    Im Jahre 1913 zu Paris
    Wurde er geschlagen
    Durch einen größeren in der Kunst des Infightins:
    Frank Klaus.
    Frank Klaus, sein Nachfolger, traf sich
    Mit den berühmten Mittelgewichten seiner Zeit
    Jim Gardener, Billie Berger
    Willie Lewis und Jack Dillon
    Und Georges Carpentier war gegen ihn schwach wie ein Kind.
    Ihn schlug George Chip
    Der unbekannte Mann aus Oklahoma
    Der nie sonst Taten von Bedeutung vollbrachte
    Und geschlagen wurde von
    Al Maccoy, dem schlechtesten aller Mittelgewichtsmeister
    Der weiter nichts konnte als einstecken
    Und seiner würde entkleidet wurde von
    Mike O'Dowd
    Dem Mann mit dem eisernen Kinn
    Geschlagen von
    Johnny Wilson
    Der 48 Männer k.o. schlug
    Und selber k.o. geschlagen wurde von
    Harry Grebb, der menschlichen Windmühle
    Dem zuverlässigsten aller Boxer
    Der keinen Kampf ausschlug
    Und jeden bis zu Ende kämpfte
    Und wenn er verloren hatte, sagte:
    Ich habe verloren.
    Der den Männertöter Dempsey
    Den Tigerjack, den Manassamauler
    Verrückt machte, daß er beim training
    Seine Handschuhe wegwarf
    Das "Phantom, das nicht stillstehen konnte"
    Geschlagen 1926 nach Punkten von
    Tiger Flowers, dem Neger und Pfarrer
    Der nie k.o. ging.
    Nach ihm war Weltmeister im Mittelgewicht
    Der Nachfolger des boxenden Pfarrers
    Mickey Walker, der den mutigsten Boxer Europas
    Den Schotten Tommy Milligan
    Am 30. Juni 1927 zu London in 30 Minuten
    In Stücke schlug.
    Bob Fitzsimmons
    Jack O'Brien
    Stanley Ketchel
    Billie Papke
    Frank Klaus
    George Chip
    Al MacCoy
    Mike O'Dowd
    Johnny Wilson
    Harry Grebb
    Tiger Flowers
    Mickey Walker -
    Dies sind die Namen von 12 Männern
    Die auf ihrem Gebiet die besten ihrer Zeit waren
    Festgestellt durch harten Kampf
    Unter der Beobachtung der Spielregeln
    Vor den Augen der Welt.
    (Erstdruck 1927)
    Gunter Gebauer
    Er wurde am 23. Januar 1944 in Timmendorfer Strand geboren. Gebauer studierte Philosophie, Linguistik, Sport sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften in Kiel, Mainz und Berlin. Seinen Abschluss erhielt er 1969. Er promovierte zum Doktor der Philosophie. Er schrieb seine Dissertation über Normen, Bilder und Paradigmen.
    Als Assistent am Institut für Philosophie der Universität Karlsruhe arbeitete er von 1969 bis 1975. Seine Habilitation machte er 1975 mit einer Arbeit über das Problem des Verstehens und die Analytische Philosophie. Gebauer arbeitete im Anschluss als Privatdozent bis 1978 in Karlsruhe.
    Im selben Jahr wurde er Professor für Sportwissenschaft an der FU Berlin.
    de.wikipedia.org/wiki/Gunter_Gebauer
    www-1.tu-cottbus.de/...

    "In Deutschland hat der Sport seine Karriere gemacht über die Argumente Gesundheit, erst die Gesundheit des Jungen für den Wehrdienst, dann die Gesundheit des Mädchens für die Gebärfähigkeit, Charakterbildung. Und als erst mal der Sport bei der Charakterbildung angelangt war, entdeckte man auch das Boxen, nämlich als ein charakterbildendes Spiel, bei dem man kämpft nach Regeln, aber sich durchaus frei dem Gegner darbietet, aber im Wesentlichen versucht, auch sich selbst zu verteidigen, es wurde nicht so sehr als Angriffssport gedacht, sondern auch als eine Kunst der Selbstverteidigung. Das ist die eine Seite, im Übrigen dann auch wieder aufgenommen von Hitler, für den Boxen die Lieblingssportart war, durchaus begreiflich, oder auch das Männliche, was dann bestimmte Frauen angezogen hat, um zu zeigen, dass sie starke Frauen waren, Kraft zu zeigen, etwas zu tun, was Bürgerschrecksgeschehen ist, es konnte gar nicht schlimm genug sein für Erika Mann, um zu boxen." (Gunter Gebauer)

    Auszug aus dem Manuskript
    Samson-Körner, als Paul Körner 1888 in Zwickau geboren, hatte das Boxen als Schiffsjunge gelernt: ein Zeitvertreib während der langen Passagen von Afrika nach Amerika. Ein Schwarzer namens Kongo, notorischer Säufer und Boxfan, brachte es ihm bei.
    ...
    Paul Samson-Körners größter Kampf in Deutschland fand statt im September 1925, am 11. September, und zwar in der Messehalle am Kaiserdamm hier in Berlin, wo er um die deutsche Meisterschaft gegen Hans Breitensträter, den blonden Hans, antrat. Dieses Ereignis war bemerkenswert: erst mal waren 16.000 Leute da. Das war eine neue Dimension für Deutschland. Und es wurde in einem Maße in Zeitungen für diesen Kampf geworben, was es vorher nicht gegeben hatte. Dieses Boxen wurde immer mehr zum Massenereignis, wie es vorher nur das Sechstagerennen war und wie es der Fußball noch Jahrzehnte nicht schaffen sollte. Die Industrie hängte sich jetzt rein in solche Kämpfe, wenige große Kämpfe, aber immerhin. Für diesen Kampf warb unter anderem eine Strumpffirma namens Grumach. Und sie tat das in Zeitungsannoncen mit dem Slogan: "Der eine schwört auf Breitensträter, dem andern ist Paul Samson Trumpf, doch bis zum Knockout schwört ein jeder auf den begehrten Grumach-Strumpf". Das war neu, dass solche Massen sich sammelten und das so lustig gedichtet wurde für Industrieunternehmen.
    de.wikipedia.org/wiki/Paul_Samson-K%C3%B6rner


    Auszug aus dem Manuskript
    Einer der Boxer von der Isle of Man heißt Hans Breitensträter. Der schöne Mann steigt rasch zum Publikumsliebling auf: man verpasst ihm den Kosenamen "der blonde Hans", und seine Erfolge sind ebenso wie die Ringschlachten von Paul Samson-Körner oder Franz Diener Gegenstand von Reportagen in den neuen, auflagenstarken Illustrierten. Am Berliner Tauentziehn betreibt Sabri Mehir, der "schreckliche Türke" genannt, einen gefragten Boxclub. Mehir hatte in seiner Jugend seine Faustkampfkünste im Zirkus ausgestellt und manchmal vier Gegner auf einen Streich niedergestreckt. Jetzt trainiert er die ersten Berufsboxer und auch ein paar sportversessene Künstler, stampft fluchend und schreiend um seinen Ring herum und gibt Kommandos. Sein unnachgiebiger Stil ist gefragt: der Maler George Grosz und der Schauspieler Fritz Kortner gehören zu seinen Schülern. Auch die Journalistin Vickie Baum, Verfasserin des Bestsellers Menschen im Hotel, mit ihren kurzen Haaren und der geschäftigen Existenz der Inbegriff der neuen Weiblichkeit, findet sich täglich bei Mahir ein. Mit dem Springseil ist sie genauso schnell wie Franz Diener. Boxen verkörpert das Lebensgefühl der Zeit. "Dichter sollen boxen", fordert ein Magazin. Und ein kleiner dicker Mann, dessen Spitzzüngigkeit überall gefürchtet ist, begutachtet das Geschehen im Ring: Kurt Tucholsky treibt sich als Reporter bei Boxkämpfen herum und urteilt für die Weltbühne unter dem Pseudonym Peter Panter fachmännisch über Beinarbeit und Schlaghand. Zwischendurch verfasst er auch mal ein Gedicht auf das neue Abendvergnügen der Berliner Gesellschaft.
    de.wikipedia.org/wiki/Hans_Breitenstr%C3%A4ter

    Ich habe einigen Sportlern immer wieder geraten, die mich gefragt haben, was man tut, um seinen Bekanntsheitsgrad zu konservieren, auf dem Teppich bleiben. Das ist das Einzigste. (Max Schmeling)
    Davis Pfeifer
    Max Schmeling.

    Berufsboxer, Propagandafigur, Unternehmer
    Die Geschichte eines deutschen Idols.
    2005 Campus Verlag
    Schmelings Biografie steht exemplarisch für das 20. Jahrhundert mit all seinen Errungenschaften, Irrtümern und Verbrechen. Sein sportlicher Aufstieg in den Roaring Twenties, seine naive Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und seine erfolgreiche Unternehmerkarriere als Leiter des Deutschlandvertriebs von Coca-Cola spiegeln wichtige historische Ereignisse wider. Dieses Porträt einer lebenden Legende ist ein atmosphärisch dichtes, schillerndes Zeitzeugnis und ein ideales Geschenkbuch.
    Die boxerischen Fähigkeiten von Max Schmeling. Schmeling ist erstens einer gewesen mit einer unheimlich harten Rechten. Es gibt eine Szene in einem seiner frühen US-Kämpfe, wo Ned Fleischer, der durch die Herausgabe der Zeitschrift "The ring" zu einem der berühmtesten Sportjournalisten, vielleicht zu dem weltberühmtesten Sportjournalisten wurde, der sieht Schmeling, der durch K.o. gewinnt und schreit in der ersten Reihe: "What a right hand!" Und das war schon eine Sache, wenn Ned Fleischer sagte, "what a right hand", dann wurde man aufmerksam. Das war jemand mit einer unheimlich starken Rechten. Und was er auch konnte, er galt als Spätstarter, jemand, der sich erst warm boxen musste und als strategisch denkender Boxer galt und es wohl auch war. Der in den Ring ging mit der Einstellung, wenn ich den anderen in der ersten Runde weg haue- gut. Wenn ich zwölf Runden brauche, oder damals noch fünfzehn in der Meisterschaft, dann kann ich mir vorstellen, was ich in der zwölften, dreizehnten, vierzehnten Runde zu tun habe. Schmeling ging in den Kampf und war bereit, eine Stunde im Ring zu stehen. (Knud Kohr)
    Max Schmeling
    Berührung
    CD
    Max Schmeling erzählt aus seinem Leben. 35 Min..
    Regie: Gerda Zschiedrich 2006 Audio Pool Verlag Unterlauf


    Mehr als das Herz eines Boxers
    Es ist das Ende einer Heldengeschichte: Zu Lebzeiten war Schmeling ein Idol - und das wird er auch über den Tod hinaus bleiben
    www.sueddeutsche.de/sport/weitere/artikel/293/47246/

    Es gab diese drei großen Zyklen in Deutschland, wo das Boxen sehr stark war, dazu gehört nach unserer Einschätzung, also Martin Krauss und meiner, in unserem Buch Kampftage dargelegt, folgendes: die wirtschaftliche Situation muss schlecht sein, es muss einen politischen Umbruch gegeben haben und es muss natürlich auch ein Potenzial von Boxern geben, die das tragen können. Nach dem Ersten Weltkrieg waren das die Isle-of-Man-Boxer, Kaiserreich weg und die labile Weimarer Demokratie, die dann auch wieder weg gewischt wurde, und nach dem Zweiten Weltkrieg, ganz klar, das Dritte Reich besiegt, Deutschland besiegt, das Potenzial an Boxern setzte sich zusammen aus älteren Leute, z.B. Schmeling, der mit über vierzig noch ein kurzes Comeback hatte, der keine Erfolge mehr hatte, aber der ein paar Kämpfe machte, weil er was zu essen brauchte und ein bisschen Geld verdienen musste.

    Auf die trafen nun die Jungs, im wahrsten Sinne hungrige Jungs, für die Boxen auch Gelderwerb darstellte, und der Bekannteste unter denen war Bubi Scholz. Bubi Scholz, der der erste richtige Star im Nachkriegsdeutschland unter den Boxern wurde. Also solche Leute, die von den Schwarzmärkten in den Ring kamen, die trafen aufeinander und natürlich war's auch nur eine biologische Frage, bis sich die Jungen durchsetzten. (Knud Kohr)

    Scholz war ein eher eleganter Boxer. Generell wird man keine Weicheier im Ring finden. Scholz war auch einer, der in der Lage war, einen Kampf auf längere Sicht zu bauen. Der ja auch an Lungen-TBC erkrankt war und am Ende seiner Karriere gar nicht in der Lage war, seinen Gegner physisch zu überrollen. Ich meine, das ist so ein Schwarzmarkttrickser, da kam er her. Und so jemand ist er im Grunde seine ganze Karriere geblieben. (Knut Kohr)
    Peter Müller bricht zusammen, Salto rückwärts, dreht den Kopf, rechts links, rechts links, das Handtuch fliegt. Blut verschmiert, Blut verspritzt. Bubi Bubi, dröhnt es durch das Berliner Olympiastadion... "Er ist mein bester und schwerster Gegner gewesen. Ich glaube, es war ein großer Kampf, eine Europameisterschaft".
    Mehr über den Boxer erfahren Sie unter:
    de.wikipedia.org/wiki/Peter_M%C3%BCller_(Boxer)
    www.br-online.de/wissen-bildung/...
    www.boxen-sport.de/...


    Werner Schneyder, Schriftsteller, Regisseur, Sportexperte, Kabarettist
    Ich, Werner Schneyder.
    Meine zwölf Leben.
    2006 Amalthea
    Werner Schneyder erzählt. Zeit-, Kabarett- und Theatergeschichte entsteht. Und ein Lebensbild.
    Einer der vielseitigsten Künstler und Autoren wird am 25. Januar 2007 70 Jahre alt. Anlass für ihn Rückschau zu halten. Er erinnert er sich an Pointen, Pleiten und Triumphe und belegt diese mit den Highlights aus seinem schriftstellerischen Werk. Ob Journalist, Dichter oder Kabarettist - unvergesslich die Zusammenarbeit mit Dieter Hildebrandt -, Sänger, Stückeschreiber, Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler oder Box-Kommentator: Immer ist die sprachliche Pointe, der humoristische Ton aber auch das politische Engagement sein Markenzeichen.

    Das ist, wie man so sagt, der dritte Mann im Ring, der meistens weiß angezogen ist, der darauf schaut, dass die Regeln eingehalten werden, der dazu da ist - bei den Amateuren wird das immer wieder betont - die Gesundheit der Boxer zu schützen, was man natürlich nur bis zu einem gewissen Grad kann. Ich war als Ringrichter jemand, der relativ früh abgebrochen hat, was mir des Öfteren Pfeifkonzerte eingetragen, denn das Publikum will ja die Sache finalisiert sehen, das will sehen, dass einer liegt. Aber ich habe dann abgebrochen, wenn ich wusste, dass der demnächst liegen wird. Wobei bei das eine ziemlich differenzierte Aufgabenstellung ist im Amateurboxen und im Berufsboxen, denn im Berufsboxen, wo es um's Geschäft geht, ist der Ringrichter ein Teil der Firma und wird sich hüten, Geschäftsstörung zu betreiben. Das heißt, Berufsboxer können viel unfairer boxen, sie können viel größere Risiken eingehen und sie können auch problematischere Urteile teils genießen, teils erleiden. (Werner Schneyder)

    Auszug aus dem Manuskript
    Oktay Urkal
    geht mit seinen beiden Brüdern zum Training, aber Profi wird nur er. Schon einmal hatte es in Berlin ein boxendes Brüderpaar gegeben, das von sich reden machte: die Rocchigianis. Ralf und Graciano. Das war Anfang der achtziger Jahre. Vor allem Graciano, genannt Rocky, landet internationale Erfolge. 1988 wird er sogar Weltmeister.
    www.oktay-urkal.de/
    Es ist natürlich schön, als Gastarbeiter, damals wurden noch unsere Eltern als Gastarbeiter hierher geholt, hier erfolgreich zu sein, es ist das Schönste, was es auf der Welt gibt, also für mich. Ich denke immer noch daran, dass mein Vater, auch wo er in Arbeit war, wenn ich mal in der Zeitung war, dass er rum erzählt hat, ja mein Sohn, haben sich die Leute gefreut, auch für ihn. (Oktay Urkal)

    Damals war Rocchigiani der Proll aus Duisburg mit dem komischen Namen. Die meisten sehen ihn als Berliner, er kommt eigentlich aus Duisburg, aber das wurde gar nicht gesehen. Da wurde immer so, der sardische Eisenbieger, sein Vater war mehr oder weniger eine Witzfigur, der ab und zu mal am Ring zu sehen war, aber klar steht er für eine andere Wirklichkeit. Jemand, der nicht aus der Amateurschule der DDR kommt oder aus den immer behütender werdenden Boxställen in Hamburg und Köln damals noch, sondern jemand, der eine abgebrochene Lehre als Gebäudereiniger hat, der von Anfang an immer wieder mit seinem Bruder Ärger mit der Polizei hatte, der immer wieder das Gesetz übertrat. Das war eine andere Wirklichkeit, klar. Und in einem Straßenkampf hätte jemand wie Henry Maske natürlich überhaupt keine Chance gegen einen wie Rocchigiani. (Knud Kohr)
    de.wikipedia.org/wiki/Graciano_Rocchigiani
    www.kontaktrunde.de/boxer-portraits/rockystart.html


    Werner Schneyder kennt Maske aus seiner Zeit bei RTL. Schneyders Reporterkarriere hatte Mitte der achtziger Jahre beim ZDF begonnen.
    Henry Maske hat ein paar ganz hervorragende Kämpfe auch im Profiring abgeliefert. Er war ein ganz besonders guter Amateur, da paart sich ein gewisses Bewegungstalent, gute Reflexe mit einer Grundintelligenz, und seine ganze Persönlichkeitsstruktur war die eines Konterboxers. Nicht die eines, der pausenlos vormarschiert und drischt. Das lag mir. Es gibt sehr viele Leute, die ihn gar nicht so mochten. Es war erstaunlich, wie er diesen Stil im Berufsboxring dann noch weiter durch gehalten hat, wie er sich nicht umgestellt hat. Die Tatsache, dass er jetzt mit 42, 43 Jahren noch ein so genanntes Comeback oder eine Revanche boxt gegen den Virgil Hill, das ist eigentlich meiner Meinung nach nicht sinnvoll. Und was seiner Persönlichkeit anlangt, sein Image, und damit verbunden seinen Markt- und Werbewert, ist es sehr, sehr gefährlich. Wäre ich ein ihm Nahestehende hätte ich ihm abgeraten. (Werner Schneyder)
    www.henry-maske.de/


    Robert Schmidt, Soziologe und Boxforscher
    www.sfb-performativ.de/...

    Muhammad Ali.
    de.wikipedia.org/wiki/Muhammad_Ali
    www.float-like-a-butterfly.de/

    Auszug aus dem Manuskript
    Berlin Neukölln, der Reuter-Kiez, ein Problembezirk. Jeder Zweite der 18.000 Einwohner ist Migrant, jeder Dritte hat weder einen Schulabschluss noch Arbeit. Hier liegt die Rütli-Schule. Die verrufenste Schule Deutschlands wirkt friedlich, die Turnhalle ist in einem rostroten Nebengebäude untergebracht, sieben oder acht Kraftprotze schleppen Sandsäcke die Treppe hinauf, die Mädchen stöckeln aufgeregt hinterher. Freitagnachmittags leitet Michael Bensch hier die Box-AG.
    www.bcreinickendorf.de
    ruetli-projekt.blog.de/
    www.welt.de/...


    Heather Cameron, Amateurboxerin aus Kanada, ehemalige Berliner Meisterin, Begründerin des Frauenboxclubs BCS in Kreuzberg und der boxgirls, einer Initiative für Mädchen aus dem Bezirk. Eine zupackende, entschiedene Person.
    www.seitenwechsel-berlin.de/

    Ich denke, warum Boxen so faszinierend ist, besonders für Frauen, ist, dass in unserer Gesellschaft erwartet wird, dass Leute freundlich sind. Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, die Aggressionen abzubauen und gut zu nutzen. Der Sport allgemein, und besonders Kampfsport, gibt Platz für gezielte, respektvolle Aggression. Dass man sagt, okay, es gibt Gefühle, die man rauslassen will, es gibt diese Art von Energie, die nicht durch ein Aerobic-Studio zu lösen ist. Wie kann man aus dieser Energie etwas machen, dass man etwas Gutes daraus kriegt. (Heather Cameron)
    Diese Frau weiß, wo es lang geht. Regina Halmich, 30 Jahre alt, seit 1995 ungeschlagene Weltmeisterin
    www.regina-halmich.org
    de.wikipedia.org/wiki/Regina_Halmich

    Regina Halmich hat schon das Frauenboxen, in Deutschland alle mal, aber auch weltweit, hat das Frauenboxen voran gebracht. Wenn man zehn Boxerinnen nennen sollte, wird wahrscheinlich der Name Regina Halmich dabei sein. Weil sie auch als Rechtsanwaltsgehilfenlehrling klassisch aus dem sportlichen Nichts kommt. Regina Halmich, klar, an der Karriere kann man auch sehen, wie die technische Entwicklung des Frauenboxens voran gegangen ist. Die frühe Regina Halmich ist ja doch eben jemand, trotz ihres geringen Gewichts und ihrer geringen Größe, die ihre Gegnerinnen eher verdrischt als ausboxt. So ein Wirbelwind, der einfach hundert Mal pro Minute schlagen kann, bis dann die Gegnerin umfällt. Die sich dann gewandelt hat zu einer Boxerin, die - bei den Frauen sind es ja nicht zwölf Mal drei Minuten, sondern zehn Mal zwei - diese zehn mal zwei Minuten durchaus durchgeplant ist, die eine harte Schlägerin ist, so etwas verlernt man ja nicht, aber die einen Plan hat, falls die Gegnerin in der siebten, achten Runde noch steht. (Werner Schneyder)
    server10093.yco.de/...
    www.boxing.de/
    server10093.yco.de/fighters/boxer.html

    Susianna Kentikian :
    Ich habe armenisches Blut, das ist ganz klar. Ich bin in Deutschland aufgewachsen, deswegen könnte man sagen, dass ich fast eine Deutsche bin. Aber ich bin eine Armenierin. Die Armenier sind Leute, die nicht aufgeben, die immer so hart sind. Das habe ich in mir. Wenn ich etwas erreichen möchte, dann will ich das erreichen, und ich muss das erreichen. Das ist mein Temperament.
    www.beepworld.de/...

    ....Als sich beide gegürtet, da traten sie vor in den Kampfkreis.
    Gegeneinander zugleich mit gewaltigen Armen sich hebend,
    Stürmten sie an, und es mischten die lastenden Arme sich ringsum
    Schrecklich erscholl um die Kiefer der Fäuste Geklatsch, und der Angstschweiß
    Floss von den Gliedern herab. Nun erhob sich der edle Epeios
    Hoch und schlug auf den Backen des Schauenden, dass er nicht längst
    Stehen konnt und zur Erde die blühenden Glieder ihm sanken.
    Wie vor dem kräuselnden Nord ein Fisch aus dem Wasser emporspringt
    Am meergrasigen Strand und die dunkele Wog ihn bedecket,
    So von dem Streich aufsprang er. Allein der erhabene Epeios
    Stellt' ihn empor bei den Händen, und traute Freund', ihn umeilend,
    Führten ihn weg durch den Kreis mit schwernachschleppenden Füßen,
    Dickes Blut ausspeiend, das Haupt gehängt auf die Schulter;
    Zwischen sich dann den Betäubten und Irrenden setzten sie nieder.
    (Homer)