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Kabarettistin Hazel Brugger
Frech, entlarvend und ein wenig genial

Sie ist Slam-Poetin, Kabarettistin, Moderatorin, Buchautorin und Kolumnistin. Als Tochter einer deutschen Mutter und eines Schweizer Neuropsychologen ist Hazel Brugger in San Diego geboren. Die 22-Jährige studiert zwar noch Philosophie und Literatur an der Universität Zürich, ist aber schon heute ein echter Senkrechtstarter der Kabarett-Szene.

Von Andi Hörmann | 09.05.2016
    Die Schweizer Kabarettistin, Moderatorin und Kolumnistin Hazel Brugger.
    Die Schweizer Kabarettistin, Moderatorin und Kolumnistin Hazel Brugger (deutschlandradio.de / Andi Hörmann)
    Hazel Brugger: "Bist du einfach nur genial? Was für eine seltsame Fragestellung. Ich weiß nicht, es scheint mir was zu sein, was die Leute gerne mögen und wo sie ein stückweit darauf gewartet haben, ohne dass sie das wirklich wussten."
    An Selbstbewusstsein mangelt es der 22-jährigen Kabarettistin Hazel Brugger schon mal nicht. Sie ist ein Tausendsassa der Wortkunst: Die Sprache ist Werkzeug ihrer Existenz. Erst Poetry Slam, dann Kolumnen, jetzt Comedy. Läuft bei ihr - alles.
    Brugger: "Ja, halt nur Allrounder was Sprache anbelangt. Also ich könnte kein Auto reparieren. Aber das kann man ja alles noch lernen."
    Brugger live: "Vielen Dank für den durchaus berechtigten Begrüßungsapplaus. Es wird sich noch zeigen, ob das so berechtigt ist. Deutschlandpremiere - was für ein Wort!"
    Kleine Brüche braucht jedes Talent
    Und da steht sie nun mit ihrem ersten Soloprogramm auf der Bühne im "Vereinsheim" in München-Schwabing: Irgendwie ganz normal, auch äußerlich: blaues T-Shirt, schwarze Jeans, nur die grünen Lackschuhe wollen nicht so recht ins Bild passen. Aber kleine Brüche braucht jedes Talent.
    Brugger live: "Vielleicht hatten sie schon mal einen ersten Kuss. Ich nehme es mal an. Sonst habe ich nachher noch 20 Minuten Zeit. Also hier ist keine Stelle zum Klatschen. Das ist einfach eine Tatsache... Ah, jetzt merke ich den Unterschied zwischen Schweiz und Deutschland. In der Schweiz würden sie das nie machen und sagen: Ich habe bezahlt, ich werde nicht reinreden..."
    Brugger: "Ich finde ja, Deutsche haben mehr Humor als zum Beispiel Schweizer. Ein Deutscher sagt halt viel eher mal was er denkt als der Schweizer. Und ich glaube, Humor hat auch viel mit offener Kommunikation zu tun. Und wenn man sich nicht outen will als denkender Mensch, dann lacht man auch nicht."
    Schon in den ersten Minuten also gleich mal ein verschleierter Seitenhieb auf ihre Landsleute. Hazel Brugger nimmt aber eigentlich kein Blatt vor den Mund: Menstruation, Inkontinenz, Sterben und Sperma.
    Brugger: "Spannend wird es ja erst, wenn ein großes Thema auf ein kleines Thema stößt. Also wenn man irgendwie kein Klopapier mehr hat und sich dann die Frage stellt: Warum war ich eigentlich der Sperm, der es geschafft hat?"
    Brugger live: "Falls Sie mal nach links oder rechts schauen, denken Sie vielleicht: Ah, was ist das? Aber die haben alle schon mal was gewonnen. Sie alle haben 1,4 Millionen Ichs, oder wenn Sie einen sehr alten Vater haben, 0,8 Millionen anderen Ichs, die Chance genommen irgendwas zu werden. Das ist das, was uns dann den Druck gibt, irgendwas zu machen. Man denkt dann: Ah, jetzt wurde ich schon gezeugt, jetzt kann ich nicht einfach zuhause chillen..."
    Schweizer Shootingstar
    Mit Anfang 20 ist die Schweizer Kabarettistin Hazel Brugger schon ein echter Shootingstar im kabarettistischen Jonglieren unbequemer Wahrheiten: Neulich war sie sogar als Außenkorrespondentin der "heute Show" mit Mikrofon und trockenem Humor auf einem AfD-Parteitag unterwegs.
    Brugger: "Das war einfach verrückt. Das war so bedrückend und aber gleichzeitig so faszinierend. Ich hatte das Gefühl, da passt überhaupt niemand zum anderen. Das sind einfach ein Haufen verlorener Seelen, die im gleichen Raum gleiche Parolen schreien. Es war eine interessante Mischung aus: Scheiße, die Welt geht unter, es gibt die AfD und ach, so schlimm ist die Partei gar nicht, das sind alles nur Leute, die mal gedrückt werden wollen."
    "Die böseste Frau der Schweiz" wurde Hazel Brugger schon vor Jahren in ihrer Heimat genannt - Fluch und Segen zugleich.
    Brugger: "Wenn man es schafft, jemanden in einem unbequemen Gefühl zum Lachen zu bringen, dann kommt das oft als böse rüber, aber ich finde das eigentlich sehr reinigend."
    Gut und Böse vereint
    Gut und Böse liegen ja oftmals sehr nah beieinander. Auch bei Hazel Brugger, dieser hochintelligenten Kabarettistin aus der Schweiz - frech, entlarvend und auch ein wenig genial. Von ihr werden wir in Zukunft noch viel hören. Auch, oder vor allem weil die Politik ja so was von in den Alltag rein spielt.
    Brugger live: "Wer ist dieser Mann? Wieso hat er ein totes Tier auf dem Kopf? Wieso ist da eine Mischung aus einem brennenden Fuchs und einem überfahrenen Frettchen auf seinem Kopf? Und wieso will er Präsident werden?"
    Am 9. Mai und 10. Mai wird Hazel Brugger nochmals in München im Vereinsheim Ausschnitte aus ihrem Soloprogramm präsentieren.