Universitätsgelände Konstanz: Auf der einen Seite schon wieder Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt, auf der anderen Seite zwitschernde Vögel.
"Also ich habe schon etliche davon gesehen. Vorhin ist einer direkt vor meinem Fenster herum gehoppelt und fast im Schnee ertrunken."
So beschreibt eine Uni-Mitarbeiterin den Kampf der kleinen Vögel mit den Schneemassen. Gut eine halbe Autostunde entfernt: Das Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell. Doktor Wolfgang Fiedler greift in ein kleines Plastiksäckchen, zieht einen toten Vogel heraus:
"Das ist ein Buchfink, den haben wir vorhin gefunden direkt hier an der Tür bei uns. Der ist offensichtlich an Schwäche gestorben. Und was auffällt: Der hat praktisch keinen Flugmuskel mehr. Das ist ein ganz deutliches Zeichen für einen Vogel, der schwer Hunger leidet. Und ich nehme an, daran ist er gestorben."
Kein Einzelfall, betont der Ornithologe vom Bodensee. Die Ursachen für das Sterben der Vögel liegen für ihn klar auf der Hand: Die für Ende März klirrend kalten Temperaturen .
"Für die heimkehrenden Zugvögel oder für die, die durchwandern wollen bei uns, da ist das wirklich eine lebensbedrohliche Situation. Also gerade die Insektenfresser, die jetzt schon hier angekommen sind, das ist der normale Zeitpunkt, zu dem sie ankommen, die bräuchten jetzt eigentlich Zugang zu Insekten. Und stattdessen sitzen sie auf Schnee und haben wirklich Probleme, sich zu ernähren."
Das betrifft neben den Buchfinken beispielsweise auch Drosseln, Rotkehlchen und Hausrotschwänze. Vogelarten, die häufig im Mittelmeerraum, teilweise aber auch in Afrika und im Nahen Osten überwintern. Im Frühling ziehen sie nach Mitteleuropa, so auch nach Süddeutschland, und treffen in diesem Jahr statt auf leckere Insekten auf Frost, Schnee und Eis - eine tödliche Falle.
Und das betrifft auch diejenigen Vogelarten, die eigentlich noch weiter nach Norden ziehen, beispielsweise Drosseln und Stare. Sie fliegen, hat Vogelforscher Wolfgang Fiedler beobachtet, häufig aber nicht weiter, sondern bleiben mangels Kraftreserven in Süddeutschland. Die Experten sprechen hier von "Zugstau":
"Also, wir haben zurzeit hier bei uns überall Drosseln und Stare, die offensichtlich nicht weiterkommen im Zug und die bei uns aber bei uns genauso Probleme haben, Futter zu bekommen. Man kann bei so Arten wie den Rauchschwalben beispielsweise, die auch schon seit ein paar Tage am Bodensee sind, erwarten, dass die also nicht mehr als drei oder vier solcher Tage aushalten, bevor sie dann verhungern."
Und noch ein Phänomen hat Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell als Folge des eisigen Frühlingsauftaktes beobachtet: Manche Zugvogelarten machen kurzerhand kehrt – und fliegen entgegen ihrer eigentlich vorgegebenen Flugroute zurück in den Süden.
"Es gibt jetzt Beobachtungen bei manchen Vogelarten, die einfach umdrehen und nach Süden zurückfliegen. Aber das scheint nicht jeder zu können. Also wer solchen Umkehrzug zeigt, sind zum Beispiel wandernde Tauben, also die Ringeltauben beispielsweise, die zeigt das teilweise sehr deutlich. Das kann man auch manchmal bei Finken sehen. Also die Finkenschwärme, die da einfach in die andere Richtung fliegen um die Jahreszeit."
Die meisten Zugvogelarten schaffen den Flug zurück ins Warme aber nicht. Was aber kann der einzelne tun, um ihnen zu helfen?
"Je weniger man die stört, je weniger man die aufscheucht, desto besser. Also das gilt für Spaziergänge mit Hunde oder so oder überhaupt bei Entscheidungen, wo man langläuft. Also wenn man diese Schwärme weniger rumscheucht, brauchen sie weniger Energie. Und das hilft bestimmt."
Auch über eine Verlängerung der Winterfütterung sollten, so Ornithologe Wolfgang Fiedler, Vogelfreunde und Naturschützer nachdenken. Allerdings erreichen sie damit nur die Körner-, nicht aber die Insektenfresser. Darüber hinaus sollten Gartenbesitzer auch ans nächste Jahr denken. Dass es dann wieder einen kühlen Frühlingsauftakt gibt, ist schließlich nicht ausgeschlossen.
"Also wenn man jetzt in die Gärten blickt, wo Hausrotschwanz oder Zaunkönig noch Nahrung suchen, dann sind das natürlich die Bereiche, die so ein kleines bisschen verwildert sind. Und man könnte sich ja vielleicht fürs nächste Jahr vornehmen, solche Ecken ein wenig verwildert zu lassen. Das hilft dann schon. Aber für dieses Jahr ist das natürlich zu spät."
"Also ich habe schon etliche davon gesehen. Vorhin ist einer direkt vor meinem Fenster herum gehoppelt und fast im Schnee ertrunken."
So beschreibt eine Uni-Mitarbeiterin den Kampf der kleinen Vögel mit den Schneemassen. Gut eine halbe Autostunde entfernt: Das Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell. Doktor Wolfgang Fiedler greift in ein kleines Plastiksäckchen, zieht einen toten Vogel heraus:
"Das ist ein Buchfink, den haben wir vorhin gefunden direkt hier an der Tür bei uns. Der ist offensichtlich an Schwäche gestorben. Und was auffällt: Der hat praktisch keinen Flugmuskel mehr. Das ist ein ganz deutliches Zeichen für einen Vogel, der schwer Hunger leidet. Und ich nehme an, daran ist er gestorben."
Kein Einzelfall, betont der Ornithologe vom Bodensee. Die Ursachen für das Sterben der Vögel liegen für ihn klar auf der Hand: Die für Ende März klirrend kalten Temperaturen .
"Für die heimkehrenden Zugvögel oder für die, die durchwandern wollen bei uns, da ist das wirklich eine lebensbedrohliche Situation. Also gerade die Insektenfresser, die jetzt schon hier angekommen sind, das ist der normale Zeitpunkt, zu dem sie ankommen, die bräuchten jetzt eigentlich Zugang zu Insekten. Und stattdessen sitzen sie auf Schnee und haben wirklich Probleme, sich zu ernähren."
Das betrifft neben den Buchfinken beispielsweise auch Drosseln, Rotkehlchen und Hausrotschwänze. Vogelarten, die häufig im Mittelmeerraum, teilweise aber auch in Afrika und im Nahen Osten überwintern. Im Frühling ziehen sie nach Mitteleuropa, so auch nach Süddeutschland, und treffen in diesem Jahr statt auf leckere Insekten auf Frost, Schnee und Eis - eine tödliche Falle.
Und das betrifft auch diejenigen Vogelarten, die eigentlich noch weiter nach Norden ziehen, beispielsweise Drosseln und Stare. Sie fliegen, hat Vogelforscher Wolfgang Fiedler beobachtet, häufig aber nicht weiter, sondern bleiben mangels Kraftreserven in Süddeutschland. Die Experten sprechen hier von "Zugstau":
"Also, wir haben zurzeit hier bei uns überall Drosseln und Stare, die offensichtlich nicht weiterkommen im Zug und die bei uns aber bei uns genauso Probleme haben, Futter zu bekommen. Man kann bei so Arten wie den Rauchschwalben beispielsweise, die auch schon seit ein paar Tage am Bodensee sind, erwarten, dass die also nicht mehr als drei oder vier solcher Tage aushalten, bevor sie dann verhungern."
Und noch ein Phänomen hat Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell als Folge des eisigen Frühlingsauftaktes beobachtet: Manche Zugvogelarten machen kurzerhand kehrt – und fliegen entgegen ihrer eigentlich vorgegebenen Flugroute zurück in den Süden.
"Es gibt jetzt Beobachtungen bei manchen Vogelarten, die einfach umdrehen und nach Süden zurückfliegen. Aber das scheint nicht jeder zu können. Also wer solchen Umkehrzug zeigt, sind zum Beispiel wandernde Tauben, also die Ringeltauben beispielsweise, die zeigt das teilweise sehr deutlich. Das kann man auch manchmal bei Finken sehen. Also die Finkenschwärme, die da einfach in die andere Richtung fliegen um die Jahreszeit."
Die meisten Zugvogelarten schaffen den Flug zurück ins Warme aber nicht. Was aber kann der einzelne tun, um ihnen zu helfen?
"Je weniger man die stört, je weniger man die aufscheucht, desto besser. Also das gilt für Spaziergänge mit Hunde oder so oder überhaupt bei Entscheidungen, wo man langläuft. Also wenn man diese Schwärme weniger rumscheucht, brauchen sie weniger Energie. Und das hilft bestimmt."
Auch über eine Verlängerung der Winterfütterung sollten, so Ornithologe Wolfgang Fiedler, Vogelfreunde und Naturschützer nachdenken. Allerdings erreichen sie damit nur die Körner-, nicht aber die Insektenfresser. Darüber hinaus sollten Gartenbesitzer auch ans nächste Jahr denken. Dass es dann wieder einen kühlen Frühlingsauftakt gibt, ist schließlich nicht ausgeschlossen.
"Also wenn man jetzt in die Gärten blickt, wo Hausrotschwanz oder Zaunkönig noch Nahrung suchen, dann sind das natürlich die Bereiche, die so ein kleines bisschen verwildert sind. Und man könnte sich ja vielleicht fürs nächste Jahr vornehmen, solche Ecken ein wenig verwildert zu lassen. Das hilft dann schon. Aber für dieses Jahr ist das natürlich zu spät."