Beinahe triumphierend klingt die Musik, mit der die staatliche syrische Nachrichtenagentur das Video einleitet. Es zeigt den Vormarsch der syrischen Armee auf die antike Stadt Palmyra. Deren Tempel, Säulen und Bögen waren einst der Stolz aller Syrer. Vergangenen Mai eroberte die Terrororganisation, die sich selbst Islamischer Staat nennt, Palmyra. Seitdem haben die Terroristen etliche antike Bauwerke, die zum UNESCO-Welterbe zählen, zerstört. Die syrische und die russische Luftwaffe begannen vor gut zwei Wochen ihre Offensive, um Palmyra zurückzuerobern.
Offensive zur Befreiung Mossuls
Auch im Nachbarland Irak geht die Armee gegen die Terrororganisation vor. Die Offensive zur Befreiung Mossuls habe begonnen, heißt es im irakischen Fernsehen. Mossul ist die zweitgrößte Stadt des Iraks – und eine der Hochburgen der IS-Terroristen. Doch noch ist Mossul weit davon entfernt, befreit zu werden.
Tatsächlich startete die irakische Armee ihren Vormarsch 60 Kilometer südlich von Mossul in der Stadt Makhmur. An ihrer Seite kämpfen kurdische Verbände.
"Die Militäroperation hat von drei Fronten begonnen", sagt General Yehia Rassoul im irakischen Fernsehen. "Wir haben ein erstes Ziel erreicht: Unsere Truppen haben einige Dörfer befreit und dort die irakische Flagge gehisst. Die irakische Luftwaffe und die Kampfjets der internationalen Koalition haben uns unterstützt."
Die internationale Koalition unter der Führung der USA an der Seite der irakischen Armee, Russlands Luftwaffe gemeinsam mit syrischen Soldaten in Palmyra – und alle zusammen gegen den IS. Dass die Aktionen in Syrien und im Irak abgestimmt sind, ist zumindest denkbar. In Bagdad haben die irakische, die syrische und die russische Armee ein gemeinsames Zentrum, mit dem sie ihre Militäroperationen koordinieren. Die Iraker könnten also – zumindest in der Theorie – Informationen an ihre Verbündeten, die USA, weitergeben. Doch auch mit koordinierten Aktionen, ist dem IS wohl kaum ein schnelles Ende zu bereiten.
Taktischer Rückzug der Terroristen
Zur Taktik des IS gehört es, sich zurückzuziehen, wenn der Druck zu groß wird. Die Terroristen verlassen die Stadt, geben Posten auf oder verstecken sich unter den Einwohnern. Zu beobachten war das bei früheren Offensiven im Irak, unter anderem bei der Befreiung von Ramadi im Westen des Landes oder von Sindschar im Norden. Dort trafen und treffen die Soldaten und andere Kampfverbände auf wenig Gegenwehr.
"Gott sei gedankt", sagt ein irakischer Offizier, der auf halben Weg zwischen Bagdad und Ramadi gegen den IS kämpft im Staatsfernsehen. "Die Feinde haben sich zurückgezogen. Sie haben ihre Waffen niedergelegt und ihre Stellungen aufgegeben. Unsere Moral ist stark. Wir rücken vor."
IS verliert seine Einnahmequellen
Endgültig vom IS befreit sind viele Städte und Regionen aber nicht – auch wenn dies immer wieder verkündet wird. Vielmehr liefern sich die Streitkräfte einen zähen Häuserkampf mit den Terroristen. Auf ihrem Vormarsch müssen sie jedes Haus, jedes Auto auf Sprengfallen oder Minen überprüfen.
Ein US-amerikanisches Beratungsunternehmen hatte jüngst veröffentlicht, dass der IS im vergangenen Jahr mehr als 20 Prozent an Fläche eingebüßt habe. Doch die Stärke einer Terrororganisation lässt sich nicht in Quadratkilometern messen. Wichtiger ist, dass der IS seine Einnahmequellen verliert. Zahlreiche Ölraffinerien sind durch die Luftschläge beschädigt. Ohnehin ist der Ölschmuggel schwieriger geworden, seit die Kurden weite Teile entlang der Grenze zur Türkei kontrollieren. Zu Beginn des Jahres hieß es, dass der IS seinen Kämpfern den Sold gekürzt habe. Damit dürfte die Terrororganisation für Überläufer in Syrien oder dem Irak auf lange Sicht an Attraktivität verlieren.