Zamorra ist, wie man weiß, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Region Kastilien-León in Spanien. Zamorra ist aber auch der Name eines in Kennerkreisen berühmten Geister- und Dämonenjägers, eines gelehrten, ja sogar habilitierten Kämpfers gegen die Finsternis: Professor Zamorra, genauer: Professor Zamorra de Montagne. Einen Vornamen führt, wie er scheint, der Enddreißiger nicht, der lange in New York gelebt hat, jedoch gebürtiger Franzose mit spanischen Vorfahren ist. Von seinen Jagden und Heldentaten kündet eine weniger kastilianisch als vielmehr deutsche Heftromanserie: "Professor Zamorra – Der Meister des Übersinnlichen."
Verfasst wird die Serie von einem ganzen Stab von Autorinnen und Autoren. Wie die Serie selbst ist auch ihr Jubiläumsband 1000 ein Gemeinschaftswerk. Er wurde von zwei Autoren verfasst:
"Mein Name ist Manfred Rückert. Ich wurde geboren am 26. April 1959. Ich bin Musterzeichner für die Stickerei und bin derzeit im Wareneingang einer Spedition tätig."
"Ich heiße Christian Schwarz, bin 1960 geboren. Ich bin freier Schriftsteller und Journalist. Ich habe Publizistik studiert und Ägyptologie. Und schreib schon ewig lange Professor Zamorra. Mit viel Herzblut."
Wie wird man Zamorra-Autor? Ist es ein Fluch, ein Segen, wird es einem von der für literarische Karrieren zuständigen Parze in die Wiege gelegt?
"Ich hab als 14-, 15- Jähriger angefangen, Gruselromane zu lesen. Ich weiß sogar noch ganz genau, was mein erster Gruselroman war: Das war ein Tony Ballard. Da ging es um sieben Hexen. Und der hat mich so fasziniert, dass ich bei der Materie geblieben bin. Damals gab es eigentlich sehr viele Gruselserien. Es gab John Sinclair, es gab Tony Ballard, es gab auch Professor Zamorra, der dann bald zu meiner Lieblingsserie wurde."
Eben jenen Professor Zamorra, der im Jahr 1974 zum ersten Mal mit einem übersinnlichen Fall an den Kiosken aushing. Geistiger Vater des Meisters ist Helmut Rellergerd, dem die Heftromanliteratur auch Figuren wie John Sinclair und Damona King verdankt – der eine als Geisterjäger, die andere als "Bezwingerin der Finsternis" im Romangeschäft.
Zu Professor Zamorra steuerte Rellergerd allerdings nur einen Roman bei. Erst der Autor Werner Kurt Giesa, der im Jahr 2008 verstarb, brachte den Professor auf seinen ganz eigentümlichen Weg.
Seit Sommer 1974 ist alle 14 Tage ein weiteres Zamorra-Abenteuer erschienen. Professor Zamorra ist damit die älteste und langlebigste Heftserie im Bereich der Dark Mystery, der dunklen Fantastik. Der jetzt erschienene Jubiläumsband trägt den Titel "LUZIFERs Plan" – und er versetzt den Leser gleich zu Beginn in eine dämonisch-andersartige, eben luziferische Welt:
"Die Blicke LUZIFERs wirkten sezierend (…).
'Mit deinen letzten Aktionen hast du mir erneut gezeigt, dass du ein Versager bist!',donnerte die machtvolle, dennoch angenehme Stimme des Schöpferwesens über seinen Diener hinweg. 'Du hast sie dir zwar nicht verdient, aber nun bekommst du eine letzte Chance, mir zu beweisen, dass ich wirklich auf dich zählen kann.'
Asmodis schlug die Augen nieder. 'Herr, mein KAISER', murmelte er und sank auf die Knie. 'Ich weiß, dass ich unwürdig bin. Aber ich habe wirklich alles versucht, was mir möglich war.'
'Richtig, du hast es versucht', erwiderte der Verbannte mit einem gefährlich klingenden Unterton. 'Aber du hast nichts gemacht.'"
Das klingt ein wenig nach einer spröden Dienstbesprechung unter Dämonen. Aber Professor Zamorras Abenteuer spielen nicht in den bürokratischen Etagen dieser oder jener Welt, sondern in den verruchten Unterwelten unseres Alltags.
Worum also geht es in "LUZIFERs Plan"?
"Band Nummer 1000 hat zwei Haupthandlungsebenen. Eine Handlungsebene ist von mir. Die handelt (sich) von Zamorra selbst und seinen Freund Robert Tendyke. Sie müssen nach Avalon gelangen, um eine von Luzifers Tränen zu stehlen."
"Meine Handlungsebene drehte sich um Luzifer, den Kaiser, eine Figur in der Professor Zamorra Serie, eine Figur, die sehr lange Jahr nur eigentlich nur im Hintergrund tätig war, nie aufgetreten ist, die graue Eminenz. In Band 902 habe ich die Geschichte Luzifers, auch in Bezug auf die Menschen – warum die Hölle gerade die Menschen versklavt und die menschlichen Seelen und in die Hölle holt und diese Dinge – hab ich damals beschrieben. Und Luzifer ist damals zu Tode gekommen oder vielleicht auch nicht, eigentlich eher nicht, und in Band 1000 wird diese Geschichte fortgeschrieben."
Tot oder untot – im Reich der Geister muss das eine das andere nicht ausschließen. Überhaupt wird im Universum von Professor Zamorra – dem sogenannten Zamiversum – wenig ausgeschlossen: Statt mit Studenten und Studentinnen der Psychologie und Parapsychologie – das sind die Fächer, die er professoral vertritt – bekommt der Held es mit Dämonen, Teufeln, Hexen und Hexern zu tun, mit Seelenfressern, Zombies und Zyklopen, mit teuflischen Zwergen und Zentauren, mit Ghoulen, Götzen, Höllensöhnen, Seelenfressern, kurz: mit Satansbrut jeder Art.
Woher stammt dies infernalische Personal? Wer denkt sich so etwas aus?
Welche okkulten Geheimschriften, welche Dämonenhandbücher konsultieren die Autoren?
"Ich habe meine Hintergrund- meine Backgroundgeschichte auf der Bibel basieren lassen, hab christliche Geschichte, hab biblische Werte mit eingebracht, das Paradies, die Schöpfungsgeschichte, den Fall Luzifers in die Dunkelheit."
Aber natürlich stammen nicht alle zamorristischen Gestalten aus dem Buch der Bücher. Schließlich sind Professor Zamorra und seine Mitstreiter nicht nur in biblisch geprägten Landschaften im Einsatz. Ihre Dienstreisen führen sie in jenseitige Räume und transzendente Gegenden, wie sie nur einem hauptamtlichen Meister des Übersinnlichen offen stehen:
"Anders als beim distanzlosen Schritt der Caltaren oder beim zeitlosen Sprung der Silbermond-Druiden, die in Nullzeit abliefen, war in der Para-Spur ein merklicher Zeitraum vergangen. Zamorra vermochte jedoch nicht zu sagen, wie kurz oder lang diese Zeitspanne war. Zwischen einem Lidschlag und Jahrhunderten war alles möglich.
Und dann standen sie am Eingang zu einer fremden und doch bekannten Welt.
'Das ist doch Brocéliande', stieß Zamorra hervor. Allein am ebenso intensiven wie würzigen Geruch hätte er diesen Ort unter allen anderen erkannt.
'Was soll das, du alter Narr? Ich wollte nicht nach Avalon, und nach Merlins Zaubergarten wollte ich schon gar nicht. ' Robert Tendyke war außer sich vor Zorn. Er schob die rechte Hand in die Innentasche seiner Jacke und stellte mit Erschrecken fest, dass er seine Flammenpeitsche nicht dabei hatte. Die magisch aufgeladene Schlagwaffe, die in einem neutralen Futteral steckte, entzündete alles, worauf ihr Lederriemen traf. Natürlich hatte Tendyke seine stärkste Waffe nicht ständig dabei, sondern nur in Fällen, wo er wusste, dass es ernst werden würde."
Avalon und der Zauberwald von Brocéliande, Merlin und andere Magier, Kriegerinnen, die auf Flugsauriern durch die Lüfte reiten, Irrwische und Beelzebuben – die Romane aus dem Zamiversum klingen, als hätte sich jemand freihändig aus einem farbenprächtigen, aber nicht unbedingt übersichtlich sortierten Zauberkasten der Weltliteratur bedient. Anders jedoch als die meist historisch oder prähistorisch orientierten Zauberwesen der Fantasyliteratur sind die dämonischen Gegner Zamorras auch schon mal futuristisch mit dem Raumschiff unterwegs.
"Zu Beginn der Zamorra-Serie wurden die normalen Gruselstorys um Vampire, Ghuls oder Werwölfe gebracht. Nachdem Werner Kurt Giesa, der jahrelange Hauptautor der Serie, eingestiegen ist, hat er vermehrt Science Fiction-Elemente verwendet, da er im Herzen immer schon ein Science Fiction-Fan war."
Und so kreuzen sich in Professor Zamorra die Waffen quer durch alle Zeiten, treffen Schwerter auf Laserkanonen:
"Beelzebub zwang dem Gnom ein hässliches Lachen auf. Er zwang den verwachsenen Körper, sich nach unten zu beugen und sich das Schwert zu schnappen. Dann holte er (…) aus, um Nicole zu köpfen.
'Neiiiin!'
Zamorra riss den Blaster hoch. Er schoss, ohne zu zögern. Der Laserstrahl bohrte sich zielgenau in Asaels Kopf."
Mit Asael, der hier ins Visier von Zamorras Laserpistole gerät, hat es übrigens eine besondere Bewandtnis: Dieser Asael ist …
"… Asael, der Gnom, der einst aus einem Zeugungsakt zwischen Zamorra und der Dämonin Stygia entstanden war. Liebesnacht war da sicherlich der falsche Ausdruck."
Vielleicht ist man ja selbst bei Zamorras eine große, wenn auch nicht immer glückliche Familie. Wie wird man über diese Familie hinaus, verlagsintern, oder in Kreisen der vielen Fans das große Jubiläum begehen?
Vielleicht mit einer (ich zitiere den Titel von Roman Nummer 168) "Satansparty inklusive Hexenreigen" (Titel 171) und einem "Tanz der Skelette" (853)? Spielt man »Dämonen-Billard« (226), tritt gar (wie in 235) der "Disco-Vampir" auf?
Oder wird die Serie weiterhin – wie es im Titel von Roman 243 heißt – einfach das "Asyl der Gespenster "sein? Was übrigens auch ein trefflicher Reihentitel wäre, finden im Zamiversum doch die Ungeister und Spukgestalten aller Zeiten und Kulturen fraglose Aufnahme – manche von ihnen ganz schön gruselig, manche geradezu apart:
"Valantia schloss die Augen. Ihre sinnlichen Lippen formten beschwörende Worte. Sie stand mit dem Rücken zum Torbogen und hielt die Handflächen zur Decke gestreckt.
Herrin, deine Dienerin Valantia ruft dich.
Sie konnte das leise Knistern magischer Entladungen hören."
Wünschen wir also allen Freunden des Meisters, dass sie noch lange dem leisen Knistern magischer Entladungen lauschen dürfen. Aber sollen wir das auch Professor Zamorra selbst wünschen? Sollen ihn bis in alle Ewigkeit die ewig gleichen, weil unsterblichen Dämonen heimsuchen, wenn auch sehr zur Freude seiner Leserschaft? Ob es so kommen wird – das lässt sich freilich weder prognostizieren noch prophezeien. Wer weiß? Vielleicht kommt alles ganz anders.
Denn auch im Zamiversum gibt es etwas wie eine Entwicklung, eine serienimmanente Kosmogenese, der hin und wieder auch altbekannte und vertraute Figuren oder – nun, sagen wir: – Welt- beziehungsweise Unterweltgegenden zum Opfer fallen:
"In den Bänden 950-951 ging es um die Zerstörung der Hölle. Das war ein ganz tolles Feeling. Es war mir wirklich eine Ehre, dass ich das machen durfte. Die Hölle ist ja ein ganz zentraler Bestandteil des Zamiversums. Im Zamiversum heißt die Hölle Schwefelklüfte. Daher kommen die Hauptgegner von Professor Zamorra. Das war natürlich auch für die Leser nicht fassbar, eigentlich, dass so ein Gebilde wie die Hölle von uns jetzt platt gemacht wurde. Das gab natürlich – und das war von vornherein klar – Kontroversen, dass das nicht jedem gefallen würde. Aber wir haben es trotzdem gemacht."
Die Hölle – Pardon: die Schwefelklüfte – überwunden zu haben: Wer kann das schon von sich behaupten?
"Professor Zamorra – der Meister des Übersinnlichen", Heftroman Nummer 1000:
"LUZIFERs Plan", von Manfred Rückert und Christian Schwarz, Bastei Lübbe Verlag / BASTEI-Romanbereich, Köln 2012, ca. 80 Seiten; 1,70 Euro
Verfasst wird die Serie von einem ganzen Stab von Autorinnen und Autoren. Wie die Serie selbst ist auch ihr Jubiläumsband 1000 ein Gemeinschaftswerk. Er wurde von zwei Autoren verfasst:
"Mein Name ist Manfred Rückert. Ich wurde geboren am 26. April 1959. Ich bin Musterzeichner für die Stickerei und bin derzeit im Wareneingang einer Spedition tätig."
"Ich heiße Christian Schwarz, bin 1960 geboren. Ich bin freier Schriftsteller und Journalist. Ich habe Publizistik studiert und Ägyptologie. Und schreib schon ewig lange Professor Zamorra. Mit viel Herzblut."
Wie wird man Zamorra-Autor? Ist es ein Fluch, ein Segen, wird es einem von der für literarische Karrieren zuständigen Parze in die Wiege gelegt?
"Ich hab als 14-, 15- Jähriger angefangen, Gruselromane zu lesen. Ich weiß sogar noch ganz genau, was mein erster Gruselroman war: Das war ein Tony Ballard. Da ging es um sieben Hexen. Und der hat mich so fasziniert, dass ich bei der Materie geblieben bin. Damals gab es eigentlich sehr viele Gruselserien. Es gab John Sinclair, es gab Tony Ballard, es gab auch Professor Zamorra, der dann bald zu meiner Lieblingsserie wurde."
Eben jenen Professor Zamorra, der im Jahr 1974 zum ersten Mal mit einem übersinnlichen Fall an den Kiosken aushing. Geistiger Vater des Meisters ist Helmut Rellergerd, dem die Heftromanliteratur auch Figuren wie John Sinclair und Damona King verdankt – der eine als Geisterjäger, die andere als "Bezwingerin der Finsternis" im Romangeschäft.
Zu Professor Zamorra steuerte Rellergerd allerdings nur einen Roman bei. Erst der Autor Werner Kurt Giesa, der im Jahr 2008 verstarb, brachte den Professor auf seinen ganz eigentümlichen Weg.
Seit Sommer 1974 ist alle 14 Tage ein weiteres Zamorra-Abenteuer erschienen. Professor Zamorra ist damit die älteste und langlebigste Heftserie im Bereich der Dark Mystery, der dunklen Fantastik. Der jetzt erschienene Jubiläumsband trägt den Titel "LUZIFERs Plan" – und er versetzt den Leser gleich zu Beginn in eine dämonisch-andersartige, eben luziferische Welt:
"Die Blicke LUZIFERs wirkten sezierend (…).
'Mit deinen letzten Aktionen hast du mir erneut gezeigt, dass du ein Versager bist!',donnerte die machtvolle, dennoch angenehme Stimme des Schöpferwesens über seinen Diener hinweg. 'Du hast sie dir zwar nicht verdient, aber nun bekommst du eine letzte Chance, mir zu beweisen, dass ich wirklich auf dich zählen kann.'
Asmodis schlug die Augen nieder. 'Herr, mein KAISER', murmelte er und sank auf die Knie. 'Ich weiß, dass ich unwürdig bin. Aber ich habe wirklich alles versucht, was mir möglich war.'
'Richtig, du hast es versucht', erwiderte der Verbannte mit einem gefährlich klingenden Unterton. 'Aber du hast nichts gemacht.'"
Das klingt ein wenig nach einer spröden Dienstbesprechung unter Dämonen. Aber Professor Zamorras Abenteuer spielen nicht in den bürokratischen Etagen dieser oder jener Welt, sondern in den verruchten Unterwelten unseres Alltags.
Worum also geht es in "LUZIFERs Plan"?
"Band Nummer 1000 hat zwei Haupthandlungsebenen. Eine Handlungsebene ist von mir. Die handelt (sich) von Zamorra selbst und seinen Freund Robert Tendyke. Sie müssen nach Avalon gelangen, um eine von Luzifers Tränen zu stehlen."
"Meine Handlungsebene drehte sich um Luzifer, den Kaiser, eine Figur in der Professor Zamorra Serie, eine Figur, die sehr lange Jahr nur eigentlich nur im Hintergrund tätig war, nie aufgetreten ist, die graue Eminenz. In Band 902 habe ich die Geschichte Luzifers, auch in Bezug auf die Menschen – warum die Hölle gerade die Menschen versklavt und die menschlichen Seelen und in die Hölle holt und diese Dinge – hab ich damals beschrieben. Und Luzifer ist damals zu Tode gekommen oder vielleicht auch nicht, eigentlich eher nicht, und in Band 1000 wird diese Geschichte fortgeschrieben."
Tot oder untot – im Reich der Geister muss das eine das andere nicht ausschließen. Überhaupt wird im Universum von Professor Zamorra – dem sogenannten Zamiversum – wenig ausgeschlossen: Statt mit Studenten und Studentinnen der Psychologie und Parapsychologie – das sind die Fächer, die er professoral vertritt – bekommt der Held es mit Dämonen, Teufeln, Hexen und Hexern zu tun, mit Seelenfressern, Zombies und Zyklopen, mit teuflischen Zwergen und Zentauren, mit Ghoulen, Götzen, Höllensöhnen, Seelenfressern, kurz: mit Satansbrut jeder Art.
Woher stammt dies infernalische Personal? Wer denkt sich so etwas aus?
Welche okkulten Geheimschriften, welche Dämonenhandbücher konsultieren die Autoren?
"Ich habe meine Hintergrund- meine Backgroundgeschichte auf der Bibel basieren lassen, hab christliche Geschichte, hab biblische Werte mit eingebracht, das Paradies, die Schöpfungsgeschichte, den Fall Luzifers in die Dunkelheit."
Aber natürlich stammen nicht alle zamorristischen Gestalten aus dem Buch der Bücher. Schließlich sind Professor Zamorra und seine Mitstreiter nicht nur in biblisch geprägten Landschaften im Einsatz. Ihre Dienstreisen führen sie in jenseitige Räume und transzendente Gegenden, wie sie nur einem hauptamtlichen Meister des Übersinnlichen offen stehen:
"Anders als beim distanzlosen Schritt der Caltaren oder beim zeitlosen Sprung der Silbermond-Druiden, die in Nullzeit abliefen, war in der Para-Spur ein merklicher Zeitraum vergangen. Zamorra vermochte jedoch nicht zu sagen, wie kurz oder lang diese Zeitspanne war. Zwischen einem Lidschlag und Jahrhunderten war alles möglich.
Und dann standen sie am Eingang zu einer fremden und doch bekannten Welt.
'Das ist doch Brocéliande', stieß Zamorra hervor. Allein am ebenso intensiven wie würzigen Geruch hätte er diesen Ort unter allen anderen erkannt.
'Was soll das, du alter Narr? Ich wollte nicht nach Avalon, und nach Merlins Zaubergarten wollte ich schon gar nicht. ' Robert Tendyke war außer sich vor Zorn. Er schob die rechte Hand in die Innentasche seiner Jacke und stellte mit Erschrecken fest, dass er seine Flammenpeitsche nicht dabei hatte. Die magisch aufgeladene Schlagwaffe, die in einem neutralen Futteral steckte, entzündete alles, worauf ihr Lederriemen traf. Natürlich hatte Tendyke seine stärkste Waffe nicht ständig dabei, sondern nur in Fällen, wo er wusste, dass es ernst werden würde."
Avalon und der Zauberwald von Brocéliande, Merlin und andere Magier, Kriegerinnen, die auf Flugsauriern durch die Lüfte reiten, Irrwische und Beelzebuben – die Romane aus dem Zamiversum klingen, als hätte sich jemand freihändig aus einem farbenprächtigen, aber nicht unbedingt übersichtlich sortierten Zauberkasten der Weltliteratur bedient. Anders jedoch als die meist historisch oder prähistorisch orientierten Zauberwesen der Fantasyliteratur sind die dämonischen Gegner Zamorras auch schon mal futuristisch mit dem Raumschiff unterwegs.
"Zu Beginn der Zamorra-Serie wurden die normalen Gruselstorys um Vampire, Ghuls oder Werwölfe gebracht. Nachdem Werner Kurt Giesa, der jahrelange Hauptautor der Serie, eingestiegen ist, hat er vermehrt Science Fiction-Elemente verwendet, da er im Herzen immer schon ein Science Fiction-Fan war."
Und so kreuzen sich in Professor Zamorra die Waffen quer durch alle Zeiten, treffen Schwerter auf Laserkanonen:
"Beelzebub zwang dem Gnom ein hässliches Lachen auf. Er zwang den verwachsenen Körper, sich nach unten zu beugen und sich das Schwert zu schnappen. Dann holte er (…) aus, um Nicole zu köpfen.
'Neiiiin!'
Zamorra riss den Blaster hoch. Er schoss, ohne zu zögern. Der Laserstrahl bohrte sich zielgenau in Asaels Kopf."
Mit Asael, der hier ins Visier von Zamorras Laserpistole gerät, hat es übrigens eine besondere Bewandtnis: Dieser Asael ist …
"… Asael, der Gnom, der einst aus einem Zeugungsakt zwischen Zamorra und der Dämonin Stygia entstanden war. Liebesnacht war da sicherlich der falsche Ausdruck."
Vielleicht ist man ja selbst bei Zamorras eine große, wenn auch nicht immer glückliche Familie. Wie wird man über diese Familie hinaus, verlagsintern, oder in Kreisen der vielen Fans das große Jubiläum begehen?
Vielleicht mit einer (ich zitiere den Titel von Roman Nummer 168) "Satansparty inklusive Hexenreigen" (Titel 171) und einem "Tanz der Skelette" (853)? Spielt man »Dämonen-Billard« (226), tritt gar (wie in 235) der "Disco-Vampir" auf?
Oder wird die Serie weiterhin – wie es im Titel von Roman 243 heißt – einfach das "Asyl der Gespenster "sein? Was übrigens auch ein trefflicher Reihentitel wäre, finden im Zamiversum doch die Ungeister und Spukgestalten aller Zeiten und Kulturen fraglose Aufnahme – manche von ihnen ganz schön gruselig, manche geradezu apart:
"Valantia schloss die Augen. Ihre sinnlichen Lippen formten beschwörende Worte. Sie stand mit dem Rücken zum Torbogen und hielt die Handflächen zur Decke gestreckt.
Herrin, deine Dienerin Valantia ruft dich.
Sie konnte das leise Knistern magischer Entladungen hören."
Wünschen wir also allen Freunden des Meisters, dass sie noch lange dem leisen Knistern magischer Entladungen lauschen dürfen. Aber sollen wir das auch Professor Zamorra selbst wünschen? Sollen ihn bis in alle Ewigkeit die ewig gleichen, weil unsterblichen Dämonen heimsuchen, wenn auch sehr zur Freude seiner Leserschaft? Ob es so kommen wird – das lässt sich freilich weder prognostizieren noch prophezeien. Wer weiß? Vielleicht kommt alles ganz anders.
Denn auch im Zamiversum gibt es etwas wie eine Entwicklung, eine serienimmanente Kosmogenese, der hin und wieder auch altbekannte und vertraute Figuren oder – nun, sagen wir: – Welt- beziehungsweise Unterweltgegenden zum Opfer fallen:
"In den Bänden 950-951 ging es um die Zerstörung der Hölle. Das war ein ganz tolles Feeling. Es war mir wirklich eine Ehre, dass ich das machen durfte. Die Hölle ist ja ein ganz zentraler Bestandteil des Zamiversums. Im Zamiversum heißt die Hölle Schwefelklüfte. Daher kommen die Hauptgegner von Professor Zamorra. Das war natürlich auch für die Leser nicht fassbar, eigentlich, dass so ein Gebilde wie die Hölle von uns jetzt platt gemacht wurde. Das gab natürlich – und das war von vornherein klar – Kontroversen, dass das nicht jedem gefallen würde. Aber wir haben es trotzdem gemacht."
Die Hölle – Pardon: die Schwefelklüfte – überwunden zu haben: Wer kann das schon von sich behaupten?
"Professor Zamorra – der Meister des Übersinnlichen", Heftroman Nummer 1000:
"LUZIFERs Plan", von Manfred Rückert und Christian Schwarz, Bastei Lübbe Verlag / BASTEI-Romanbereich, Köln 2012, ca. 80 Seiten; 1,70 Euro