Eine Notiz der schwedischen Fischereibehörde lässt die Journalistin Isabella Lövin im Frühjahr 2005 aufhorchen: Der Aal, ein von Mythen umranktes Urzeitwesen, Wanderer zwischen den Weltmeeren, ist in den Ländern rund um die Ostsee so gut wie ausgerottet. Kaum besser steht es um Heilbutt, Seeteufel, Rotauge.
Und selbst der Dorsch, liebster Speisefisch der Schweden, ist im Skagerrak und an der Westküste kaum noch auszumachen. Für Lövin liegt das Problem auf der Hand: Europas überdimensionale Fischereiflotte zieht alles Leben aus dem Wasser, ohne Rücksicht auf biologische Grenzen.
"Die Überfischung zerstört die Balance in unseren Meeren. Etwa dadurch, dass wir Raubfische herausnehmen, die andere Arten in Schach halten. Dann blühen Algen oder Unmengen von Quallen und Krebstieren treten auf. Dabei bringt uns die Plünderung nicht den geringsten Vorteil. Die Branche beschäftigt nicht besonders viele Leute, die Fänge werden kleiner und kleiner, und wir Europäer können uns immer weniger selbst mit Fisch versorgen."
Mit immer schnelleren Trawlern rüsten die Fischer auf, mit Echolot und ausgeklügelten Kühlsystemen. Die EU subventioniert auch den Schiffsdiesel und garantiert die Abnahme der Quoten. Mit dem Beitritt zur Union verdreifachten sich in Schweden die Staatshilfen für die bedrohte Spezies der Küstenfischer, zugleich zweifeln immer mehr Kapitäne am wirtschaftlichen Sinn ihrer Arbeit.
Ein besonderes Ärgernis für die umweltbewegte Patriotin Lövin: Ihre Schweden machen sich für Treibnetze in der Ostsee stark und stimmen mit ihren europäischen Ratskollegen regelmäßig für weitaus höhere Fangquoten als von den Experten des Internationalen Meeresforschungsrats ICES empfohlen.
"Ein grundlegendes Problem ist, dass die Politiker nicht auf die Forscher hören. ICES geht davon aus, dass acht von zehn Fischbeständen in europäischen Gewässern überfischt sind. Jeder dritte Fischgrund steht vor dem Kollaps. Und für eine Reihe von Arten wird ein totales Fangverbot empfohlen."
Lövin gräbt sich weiter durch die Statistiken. 2007 erscheint ihr erstaunlich spannend geschriebenes Buch "Tyst hav". Das stille Meer wird in Schweden völlig unerwartet zum Bestseller, die Autorin wird in Talkshows geladen und mit immer neuen Preisen überhäuft. Die schwedischen Grünen tragen ihr einen Listenplatz zu den Europawahlen an. Lövin triumphiert und drängt mit Erfolg bis hinein in den Fischereiausschuss. Der soll bei der neuerlichen Reform der gemeinsamen Fischereipolitik, die allgemein als gescheitert gilt, ein gewichtiges Wort mitreden. Lövin und viele ihrer Parlamentskollegen kritisieren vor allem die Entsorgung des sogenannten Beifangs.
"Oft werden mehr Fische aus dem Wassergezogen, als die Quote erlaubt. Oder man sortiert an Bord nach Qualität und Größe. Der Rest wird meist mehr tot als lebendig über Bord geworfen. Berechnungen zufolge sind das bis zu einem Viertel der weltweit gefangenen Fische und Meerestiere. In Norwegen ist das seit 20 Jahren verboten. Alles muss an Land und wird verkauft. Und der überschüssige Gewinn fließt dann in die Forschung und Kontrolle."
Dass der Ausschuss unlängst gegen ein geplantes Fischereiabkommen mit Guinea votierte, wertet die Schwedin als persönlichen Erfolg. Sie habe auf die schwierige Menschenrechtslage hingewiesen.
Nach einer harten Sitzungswoche brät sich Lövin zu Hause in der gutbürgerlichen Stockholmer Vorstadt Nacka gern mal einen Tiefkühlfisch in der Pfanne. Selbst angeln behagt ihr trotz reichlicher Gelegenheit nicht, der Sport ist ihr zu blutig.
"Meinen Kühlschrank ziert ein norwegischer Lachs aus der Barentssee. Der hat ein vorbildliches Umweltsiegel. Ich denke, die Macht der Verbraucher an der Fischtheke ist nicht zu unterschätzen."
Und selbst der Dorsch, liebster Speisefisch der Schweden, ist im Skagerrak und an der Westküste kaum noch auszumachen. Für Lövin liegt das Problem auf der Hand: Europas überdimensionale Fischereiflotte zieht alles Leben aus dem Wasser, ohne Rücksicht auf biologische Grenzen.
"Die Überfischung zerstört die Balance in unseren Meeren. Etwa dadurch, dass wir Raubfische herausnehmen, die andere Arten in Schach halten. Dann blühen Algen oder Unmengen von Quallen und Krebstieren treten auf. Dabei bringt uns die Plünderung nicht den geringsten Vorteil. Die Branche beschäftigt nicht besonders viele Leute, die Fänge werden kleiner und kleiner, und wir Europäer können uns immer weniger selbst mit Fisch versorgen."
Mit immer schnelleren Trawlern rüsten die Fischer auf, mit Echolot und ausgeklügelten Kühlsystemen. Die EU subventioniert auch den Schiffsdiesel und garantiert die Abnahme der Quoten. Mit dem Beitritt zur Union verdreifachten sich in Schweden die Staatshilfen für die bedrohte Spezies der Küstenfischer, zugleich zweifeln immer mehr Kapitäne am wirtschaftlichen Sinn ihrer Arbeit.
Ein besonderes Ärgernis für die umweltbewegte Patriotin Lövin: Ihre Schweden machen sich für Treibnetze in der Ostsee stark und stimmen mit ihren europäischen Ratskollegen regelmäßig für weitaus höhere Fangquoten als von den Experten des Internationalen Meeresforschungsrats ICES empfohlen.
"Ein grundlegendes Problem ist, dass die Politiker nicht auf die Forscher hören. ICES geht davon aus, dass acht von zehn Fischbeständen in europäischen Gewässern überfischt sind. Jeder dritte Fischgrund steht vor dem Kollaps. Und für eine Reihe von Arten wird ein totales Fangverbot empfohlen."
Lövin gräbt sich weiter durch die Statistiken. 2007 erscheint ihr erstaunlich spannend geschriebenes Buch "Tyst hav". Das stille Meer wird in Schweden völlig unerwartet zum Bestseller, die Autorin wird in Talkshows geladen und mit immer neuen Preisen überhäuft. Die schwedischen Grünen tragen ihr einen Listenplatz zu den Europawahlen an. Lövin triumphiert und drängt mit Erfolg bis hinein in den Fischereiausschuss. Der soll bei der neuerlichen Reform der gemeinsamen Fischereipolitik, die allgemein als gescheitert gilt, ein gewichtiges Wort mitreden. Lövin und viele ihrer Parlamentskollegen kritisieren vor allem die Entsorgung des sogenannten Beifangs.
"Oft werden mehr Fische aus dem Wassergezogen, als die Quote erlaubt. Oder man sortiert an Bord nach Qualität und Größe. Der Rest wird meist mehr tot als lebendig über Bord geworfen. Berechnungen zufolge sind das bis zu einem Viertel der weltweit gefangenen Fische und Meerestiere. In Norwegen ist das seit 20 Jahren verboten. Alles muss an Land und wird verkauft. Und der überschüssige Gewinn fließt dann in die Forschung und Kontrolle."
Dass der Ausschuss unlängst gegen ein geplantes Fischereiabkommen mit Guinea votierte, wertet die Schwedin als persönlichen Erfolg. Sie habe auf die schwierige Menschenrechtslage hingewiesen.
Nach einer harten Sitzungswoche brät sich Lövin zu Hause in der gutbürgerlichen Stockholmer Vorstadt Nacka gern mal einen Tiefkühlfisch in der Pfanne. Selbst angeln behagt ihr trotz reichlicher Gelegenheit nicht, der Sport ist ihr zu blutig.
"Meinen Kühlschrank ziert ein norwegischer Lachs aus der Barentssee. Der hat ein vorbildliches Umweltsiegel. Ich denke, die Macht der Verbraucher an der Fischtheke ist nicht zu unterschätzen."