Kaffeehausliterat und überzeugter Jude, Kosmopolit und Kalter Krieger, Sportfanatiker, Erfolgsromancier und Anekdotensammler: Friedrich Torberg war einer der letzten Repräsentanten der klassischen Wiener Kaffeehauskultur. Auf national-literarische Zuschreibungen wollte sich der überzeugte Stammgast des "Cafés Herrenhof" in der Wiener Innenstadt nicht festlegen lassen.
"Ich fühle mich als europäischer Schriftsteller, der Sprache nach als deutscher, nach Tradition und literarischer Zugehörigkeit als österreichischer und aufgrund der sittlichen Fundamente, denen ich mich verpflichtet fühle, als jüdischer."
Pünktlich zu Torbergs hundertstem Geburtstag hat David Axmann, Nachlassverwalter des Schriftstellers, im Verlag Langen Müller nun eine kompakte, akkurat recherchierte Biographie vorgelegt. Axmann schreibt aus einer grundsätzlich sympathisierenden Perspektive - was ihn nicht hindert, Torbergs literarische Bedeutung durchaus kritisch zu zu bewerten.
"Er war zweitklassig als Romanautor, und wahrscheinlich ist er auch als Lyriker nicht in die erste Reihe zu stellen, obwohl ihm einige sehr berührende und tiefsinnige Gedichte gelungen sind, vor allem in der Emigration. Aber, auf Gebieten, die ich ebenfalls für literarisch wichtig und höchst wertvoll halte - also zum Beispiel die Parodie, die Polemik, die essayistische Auseinandersetzung über literarische und kulturpolitische Dinge - da gehört er zweifellos zu den Besten, die wir in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Österreich hatten."
Das ist wohl untertrieben: Neben den vielzitierten Tante-Jolesch-Büchern, die zum unverrückbaren Kanon der österreichischen Nachkriegsliteratur gehören, auch wenn nicht jeder den sentimentalischen Altherren-Humor des Autors schätzen mag, außer den beiden Tante-Jolesch-Büchern sind zumindest zwei Torberg-Titel zu nennen, die man auch heute noch als bedeutende literarische Leistungen würdigen kann: der Gymnasialroman "Der Schüler Gerber" aus dem Jahr 1930 und die KZ-Novelle "Mein ist die Rache", von dtv verdienstvollerweise soeben wieder aufgelegt.
David Axmann zeichnet in seiner Biographie ein anschauliches Bild der Torbergschen Kindheit und Jugend. Friedrich Kantor, wie Torberg mit bürgerlichem Namen hieß, wuchs als Spross einer bürgerlich-jüdischen Familie in Wien und Prag auf. Vater Alfred war Direktor einer Spirituosenfabrik, das Klima im Hause Kantor war liberal und Neuem gegenüber mehr als aufgeschlossen. Mit neunzehn begann Fritz Kantor alias Friedrich Torberg nannte - als freier Mitarbeiter beim "Prager Tagblatt". Seine Interessen waren breitgefächert: als Sportreporter reüssierte der junge Mann ebenso wie als Theaterkritiker, als Feuilletonist und später als Romancier: Mit 22 veröffentlichte Torberg seinen ersten Roman: "Der Schüler Gerber hat absolviert" - ein sensationeller Erfolg.
"Um diese Zeit erfreute ich mich schon der Förderung durch meinen väterlichen Freund Max Brod, der damals die Kulturredaktion des "Prager Tagblatt" leitete und meine ersten kleinen Arbeiten veröffentlichte. Die Freundschaft zu Max Brod hat sich bis zu seinem Tod erhalten. Er hat mich geistig sehr beeinflusst, er hat mich in meiner jüdischen Haltung beeinflusst, er war einer der großen Mentoren meiner Entwicklung. Und ich hätte, was seinen Einfluss auf mich betrifft, nur einen zu nennen, der an Max Brod heranreicht, und das war Karl Kraus, der für mich in literarischer, sprachlicher, stilistischer Hinsicht der große Lehrmeister war."
Zeit seines Lebens war Torberg Sportfanatiker, in vorgerücktem Alter vor allem als Anhänger des Fußballklubs Austria Wien, in jüngeren Jahren auch als aktiver Sportler.
Axmann: "Er war von Kind auf ein begeisterter Fußballspieler. Wie viele andere hat er mit sechs, sieben Jahren mit dem Fußballspielen begonnen. Seine Eltern sahen das gar nicht gern, man darf nicht vergessen, in bürgerlichen Kreisen - und aus solchen stammte Torberg - sgalt Fußball damals als rüpelhafte, proletarische Sportart. Kurz und gut, zur Bar Mizwa, also mit dreizehn, hat Torberg sich gewünscht, dass er der "Hakoah" - dem jüdischen Sportklub, dessen Fan er war - beitreten durfte. Er wollte ursprünglich der Fußballsektion beitreten, die war überlaufen, aber weil er schon mal da war, hat er gefragt, was gibt's denn sonst noch für Möglichkeiten, und da ist er zur Schwimmsektion gekommen. Wenig später musste er von Wien nach Prag übersiedeln, und dann hat er bei einem anderen Klub - Hagibor Prag - schon als 15jährige eine Wasserballmannschaft aufgebaut. Die war so erfolgreich, dass sie 1928 sogar den tschechoslowakischen Meistertitel errungen hat, aber damit nicht genug, Torberg persönlich hat die beiden entscheidenden Tore zum 2:0-Sieg geschossen."
Und das war, so hat Torberg später zu Protokoll gegeben, einer der glücklichsten, wenn nicht der glücklichste Tag seines Lebens.
1938, als die Nazis in Österreich einmarschierten, half Torberg auch der tschechoslowakische Meistertitel im Wasserball nichts: Er musste zunächst nach Zürich, dann nach Paris emigrieren. 1940 gelang ihm die Flucht in die Vereinigten Staaten.
"Das war eine bittere Zeit, ein Leben im luftleeren, und ein umso beklemmenderes Leben, als wir ja gar nicht wussten, ob wir jemals würden in die eigene Sprache zurückkehren können."
Politisch war Friedrich Torberg - von Jugend auf bekennender Sozialdemokrat - auch fanatischer Antikommunist. Der Stalinschen Politik stand er von Anfang an ablehnend gegenüber. Wohl mit ein Grund, warum er 1943 für das FBI eine ausführliche Analyse von Bertolt Brechts Stück "Die Maßnahme" erarbeitet hat. Brecht war eines seiner großen Feindbilder.
Axmann: "Also, er war offenbar ganz kurze Zeit auch vom Feuereifer des Kommunismus infiziert, aber das kann nicht lange gedauert haben: Er hat ja schon Anfang der 30er Jahre dezidiert Stellung genommen gegen die zwei großen totalitären Regime seiner Zeit, nämlich sowohl gegen den Nationalsozialismus wie gegen den Kommunismus. Er war im Herzen sicherlich eher links angesiedelt als rechts, aber er war alles andere als ein dogmatischer Sozialdemokrat. In den fünfziger Jahren etwa hatte er zum Beispiel keine Hemmungen - was man ihm auch vorgeworfen hat - für Adenauers Politik einzutreten, weil ihm Adenauers Konzeption überzeugender zu sein schien als andere politische Angebote jener Zeit.""
Nach seiner Rückkehr aus dem Exil avancierte Friedrich Torberg zu einem der Wiener Kulturpäpste der 50er und 60er Jahre. In der von ihm gegründeten Monatszeitschrift "Forum" fand er eine adäquate publizistische Bühne.
"Es war weitgehend eine polemische Zeitschrift, die mir manche Feindschaft eingetragen hat, und diese Feindschaft hat sich zu meiner großen Freude bis heute erhalten."
Das "Forum" fuhr einen scharf antikommunistischen Kurs, polemisierte gegen Linke wie Friedrich Heer und Hilde Spiel, die sich Torbergs Auffassung nach zu wenig von den Kommunisten abgrenzten. Zugleich setzte Torberg - zusammen mit seinem Kritikerkollegen Hans Weigel - einen elfjährigen Brecht-Boykott an den namhaften Wiener Bühnen durch. Damals machte das von Hilde Spiel kolportierte Gerücht die Runde, Torberg sei Agent der CIA, eine Behauptung, die nie bewiesen werden konnte. Sehr wohl allerdings darf als bewiesen gelten, dass die CIA das "Forum" in seinen Anfangsjahren mitfinanzierte - wie auch andere Intellektuellen-Revuen in Europa, den "Monat" in Frankfurt oder den von Stephen Spender edierten "Encounter" in London etwa. Torbergs Biograph David Axmann sieht die CIA-Finanzierung des "Forum" eher gelassen.
Axmann: "Ob Torberg selber 1954 oder später davon gewusst hat und in welcher Weise, ist nicht eindeutig klar. Ich würde meinen, entscheidend ist doch, was mit diesem Geld geschehen ist, und die Zeitschrift "Forum" - wie auch die anderen genannten - können sich doch als intellektuell redliche Zeitschriften sehen lassen. Und wenn die CIA nicht mehr angestellt hätte als diese Zeitschriften zu finanzieren, könnten wir ihr kräftig applaudieren, nicht wahr."
Ein halbes Jahrhundert post festum kann man das alles entspannter sehen. Aus historischer Sicht stand Torberg mit seinem Antikommunismus auf der richtigen Seite, seine Methoden - von der aggressiven Polemik zur persönlichen Diffamierung - waren bisweilen zweifelhaft.
Einer Gefahr war Torberg, der vielseitig Begabte, sich selbst bewusst: der Gefahr sich zu verzetteln.
Torberg liest aus seinem "Nachruf zu Lebzeiten": "Er machte immer zu viel auf einmal, und da ihm nichts davon überzeugend misslang, hörte er bis an sein Lebensende nicht auf damit. Wie er es unter solchen Umständen fertigbrachte, auch noch die irdischen Freuden des Daseins zu genießen, des Umgangs mit Köchen und Kabarettisten, mit Mädchen und Matronen, mit Theologen und Politikern zu pflegen, allsonntäglich über die Fußballmannschaft der Austria sich violett zu ärgern, ohne darob den Appetit fürs anschließende Nachtmahl einzubüßen, sein Häuschen im Wienerwald zu bestellen und nach seinem Haus in Altaussee Sehnsucht zu haben, stundenlang in den sorgfältig gesammelten Bänden der "Fackel" nach einer Stelle zu forschen, die ihm in einer sprachlichen Entscheidung recht gäbe, und zwischendurch immer wieder daran zu glauben, dass er jenen Roman, um dessentwillen er überhaupt zu schreiben begonnen, den Roman des jüdischen Minnesängers Süßkind von Trimberg doch noch schreiben würde, wie er das alles gemacht hat, ist sein Geheimnis, und er wird es mit ins Grab nehmen."
Nicht ganz: David Axmann ist es in seiner Biographie gelungen, das eine oder andere von Torbergs Geheimnissen - kein spektakuläres, aber viele kleine - zu enthüllen.
David Axmann: "Friedrich Torberg - Die Biographie" Langen-Müller, München, 320 Seiten, EUR 19,30
"Ich fühle mich als europäischer Schriftsteller, der Sprache nach als deutscher, nach Tradition und literarischer Zugehörigkeit als österreichischer und aufgrund der sittlichen Fundamente, denen ich mich verpflichtet fühle, als jüdischer."
Pünktlich zu Torbergs hundertstem Geburtstag hat David Axmann, Nachlassverwalter des Schriftstellers, im Verlag Langen Müller nun eine kompakte, akkurat recherchierte Biographie vorgelegt. Axmann schreibt aus einer grundsätzlich sympathisierenden Perspektive - was ihn nicht hindert, Torbergs literarische Bedeutung durchaus kritisch zu zu bewerten.
"Er war zweitklassig als Romanautor, und wahrscheinlich ist er auch als Lyriker nicht in die erste Reihe zu stellen, obwohl ihm einige sehr berührende und tiefsinnige Gedichte gelungen sind, vor allem in der Emigration. Aber, auf Gebieten, die ich ebenfalls für literarisch wichtig und höchst wertvoll halte - also zum Beispiel die Parodie, die Polemik, die essayistische Auseinandersetzung über literarische und kulturpolitische Dinge - da gehört er zweifellos zu den Besten, die wir in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts in Österreich hatten."
Das ist wohl untertrieben: Neben den vielzitierten Tante-Jolesch-Büchern, die zum unverrückbaren Kanon der österreichischen Nachkriegsliteratur gehören, auch wenn nicht jeder den sentimentalischen Altherren-Humor des Autors schätzen mag, außer den beiden Tante-Jolesch-Büchern sind zumindest zwei Torberg-Titel zu nennen, die man auch heute noch als bedeutende literarische Leistungen würdigen kann: der Gymnasialroman "Der Schüler Gerber" aus dem Jahr 1930 und die KZ-Novelle "Mein ist die Rache", von dtv verdienstvollerweise soeben wieder aufgelegt.
David Axmann zeichnet in seiner Biographie ein anschauliches Bild der Torbergschen Kindheit und Jugend. Friedrich Kantor, wie Torberg mit bürgerlichem Namen hieß, wuchs als Spross einer bürgerlich-jüdischen Familie in Wien und Prag auf. Vater Alfred war Direktor einer Spirituosenfabrik, das Klima im Hause Kantor war liberal und Neuem gegenüber mehr als aufgeschlossen. Mit neunzehn begann Fritz Kantor alias Friedrich Torberg nannte - als freier Mitarbeiter beim "Prager Tagblatt". Seine Interessen waren breitgefächert: als Sportreporter reüssierte der junge Mann ebenso wie als Theaterkritiker, als Feuilletonist und später als Romancier: Mit 22 veröffentlichte Torberg seinen ersten Roman: "Der Schüler Gerber hat absolviert" - ein sensationeller Erfolg.
"Um diese Zeit erfreute ich mich schon der Förderung durch meinen väterlichen Freund Max Brod, der damals die Kulturredaktion des "Prager Tagblatt" leitete und meine ersten kleinen Arbeiten veröffentlichte. Die Freundschaft zu Max Brod hat sich bis zu seinem Tod erhalten. Er hat mich geistig sehr beeinflusst, er hat mich in meiner jüdischen Haltung beeinflusst, er war einer der großen Mentoren meiner Entwicklung. Und ich hätte, was seinen Einfluss auf mich betrifft, nur einen zu nennen, der an Max Brod heranreicht, und das war Karl Kraus, der für mich in literarischer, sprachlicher, stilistischer Hinsicht der große Lehrmeister war."
Zeit seines Lebens war Torberg Sportfanatiker, in vorgerücktem Alter vor allem als Anhänger des Fußballklubs Austria Wien, in jüngeren Jahren auch als aktiver Sportler.
Axmann: "Er war von Kind auf ein begeisterter Fußballspieler. Wie viele andere hat er mit sechs, sieben Jahren mit dem Fußballspielen begonnen. Seine Eltern sahen das gar nicht gern, man darf nicht vergessen, in bürgerlichen Kreisen - und aus solchen stammte Torberg - sgalt Fußball damals als rüpelhafte, proletarische Sportart. Kurz und gut, zur Bar Mizwa, also mit dreizehn, hat Torberg sich gewünscht, dass er der "Hakoah" - dem jüdischen Sportklub, dessen Fan er war - beitreten durfte. Er wollte ursprünglich der Fußballsektion beitreten, die war überlaufen, aber weil er schon mal da war, hat er gefragt, was gibt's denn sonst noch für Möglichkeiten, und da ist er zur Schwimmsektion gekommen. Wenig später musste er von Wien nach Prag übersiedeln, und dann hat er bei einem anderen Klub - Hagibor Prag - schon als 15jährige eine Wasserballmannschaft aufgebaut. Die war so erfolgreich, dass sie 1928 sogar den tschechoslowakischen Meistertitel errungen hat, aber damit nicht genug, Torberg persönlich hat die beiden entscheidenden Tore zum 2:0-Sieg geschossen."
Und das war, so hat Torberg später zu Protokoll gegeben, einer der glücklichsten, wenn nicht der glücklichste Tag seines Lebens.
1938, als die Nazis in Österreich einmarschierten, half Torberg auch der tschechoslowakische Meistertitel im Wasserball nichts: Er musste zunächst nach Zürich, dann nach Paris emigrieren. 1940 gelang ihm die Flucht in die Vereinigten Staaten.
"Das war eine bittere Zeit, ein Leben im luftleeren, und ein umso beklemmenderes Leben, als wir ja gar nicht wussten, ob wir jemals würden in die eigene Sprache zurückkehren können."
Politisch war Friedrich Torberg - von Jugend auf bekennender Sozialdemokrat - auch fanatischer Antikommunist. Der Stalinschen Politik stand er von Anfang an ablehnend gegenüber. Wohl mit ein Grund, warum er 1943 für das FBI eine ausführliche Analyse von Bertolt Brechts Stück "Die Maßnahme" erarbeitet hat. Brecht war eines seiner großen Feindbilder.
Axmann: "Also, er war offenbar ganz kurze Zeit auch vom Feuereifer des Kommunismus infiziert, aber das kann nicht lange gedauert haben: Er hat ja schon Anfang der 30er Jahre dezidiert Stellung genommen gegen die zwei großen totalitären Regime seiner Zeit, nämlich sowohl gegen den Nationalsozialismus wie gegen den Kommunismus. Er war im Herzen sicherlich eher links angesiedelt als rechts, aber er war alles andere als ein dogmatischer Sozialdemokrat. In den fünfziger Jahren etwa hatte er zum Beispiel keine Hemmungen - was man ihm auch vorgeworfen hat - für Adenauers Politik einzutreten, weil ihm Adenauers Konzeption überzeugender zu sein schien als andere politische Angebote jener Zeit.""
Nach seiner Rückkehr aus dem Exil avancierte Friedrich Torberg zu einem der Wiener Kulturpäpste der 50er und 60er Jahre. In der von ihm gegründeten Monatszeitschrift "Forum" fand er eine adäquate publizistische Bühne.
"Es war weitgehend eine polemische Zeitschrift, die mir manche Feindschaft eingetragen hat, und diese Feindschaft hat sich zu meiner großen Freude bis heute erhalten."
Das "Forum" fuhr einen scharf antikommunistischen Kurs, polemisierte gegen Linke wie Friedrich Heer und Hilde Spiel, die sich Torbergs Auffassung nach zu wenig von den Kommunisten abgrenzten. Zugleich setzte Torberg - zusammen mit seinem Kritikerkollegen Hans Weigel - einen elfjährigen Brecht-Boykott an den namhaften Wiener Bühnen durch. Damals machte das von Hilde Spiel kolportierte Gerücht die Runde, Torberg sei Agent der CIA, eine Behauptung, die nie bewiesen werden konnte. Sehr wohl allerdings darf als bewiesen gelten, dass die CIA das "Forum" in seinen Anfangsjahren mitfinanzierte - wie auch andere Intellektuellen-Revuen in Europa, den "Monat" in Frankfurt oder den von Stephen Spender edierten "Encounter" in London etwa. Torbergs Biograph David Axmann sieht die CIA-Finanzierung des "Forum" eher gelassen.
Axmann: "Ob Torberg selber 1954 oder später davon gewusst hat und in welcher Weise, ist nicht eindeutig klar. Ich würde meinen, entscheidend ist doch, was mit diesem Geld geschehen ist, und die Zeitschrift "Forum" - wie auch die anderen genannten - können sich doch als intellektuell redliche Zeitschriften sehen lassen. Und wenn die CIA nicht mehr angestellt hätte als diese Zeitschriften zu finanzieren, könnten wir ihr kräftig applaudieren, nicht wahr."
Ein halbes Jahrhundert post festum kann man das alles entspannter sehen. Aus historischer Sicht stand Torberg mit seinem Antikommunismus auf der richtigen Seite, seine Methoden - von der aggressiven Polemik zur persönlichen Diffamierung - waren bisweilen zweifelhaft.
Einer Gefahr war Torberg, der vielseitig Begabte, sich selbst bewusst: der Gefahr sich zu verzetteln.
Torberg liest aus seinem "Nachruf zu Lebzeiten": "Er machte immer zu viel auf einmal, und da ihm nichts davon überzeugend misslang, hörte er bis an sein Lebensende nicht auf damit. Wie er es unter solchen Umständen fertigbrachte, auch noch die irdischen Freuden des Daseins zu genießen, des Umgangs mit Köchen und Kabarettisten, mit Mädchen und Matronen, mit Theologen und Politikern zu pflegen, allsonntäglich über die Fußballmannschaft der Austria sich violett zu ärgern, ohne darob den Appetit fürs anschließende Nachtmahl einzubüßen, sein Häuschen im Wienerwald zu bestellen und nach seinem Haus in Altaussee Sehnsucht zu haben, stundenlang in den sorgfältig gesammelten Bänden der "Fackel" nach einer Stelle zu forschen, die ihm in einer sprachlichen Entscheidung recht gäbe, und zwischendurch immer wieder daran zu glauben, dass er jenen Roman, um dessentwillen er überhaupt zu schreiben begonnen, den Roman des jüdischen Minnesängers Süßkind von Trimberg doch noch schreiben würde, wie er das alles gemacht hat, ist sein Geheimnis, und er wird es mit ins Grab nehmen."
Nicht ganz: David Axmann ist es in seiner Biographie gelungen, das eine oder andere von Torbergs Geheimnissen - kein spektakuläres, aber viele kleine - zu enthüllen.
David Axmann: "Friedrich Torberg - Die Biographie" Langen-Müller, München, 320 Seiten, EUR 19,30