Archiv

Vor 100 Jahren geboren
Franco Zeffirelli - Regie-Genie hoch drei

Ob Oper, Theater oder Film: Der italienische Regisseur Franco Zeffirelli galt stets als genialer Paradiesvogel. Seine Oper-Arbeit kreiste um Maria Callas. Später saß er für die Berlusconi-Partei im Senat. Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.

Regisseur Franco Zeffirelli blickt lächelnd in Richtung des Betrachters.
Der italienische Regisseur Franco Zeffirelli. (Independent Photo Agency / imago-images)
Fanco Zeffirelli feiert mit 83 seinen letzten Triumph als Opernregisseur mit Giuseppe Verdis Ägypten-Drama „Aida“ an der Mailänder Scala des Jahres 2006. Perfekt im Hollywood-Stil opulenter Dekorationen, mit Massenchören, einem Triumphmarsch im Kitschformat. In Hollywood war er zwei Mal für den Oscar nominiert worden, für die Verfilmung von Shakespeares „Romeo und Julia“ und Verdis „La Traviata“. Zeffirelli, der Opernzampano an der Mailänder Scala und der New Yorker Met, am Royal Opera House in London und an der Wiener Staatsoper. Als Großmeister schwelgerischer Extravaganz setzte der Traditionalist bedingungslos auf Bühnenprunk, auf Emotionen, auf klassische Schönheit.

Schicksalhafte Begegnung - mit "der Callas"

„Dandy“ und „Exzentriker der Bühnenkünste“ wurde Franco Zeffirelli genannt. Geboren am 12. Februar 1923 in Florenz, als Sohn eines Stoffhändlers und einer Kostümbildnerin, studierte er Kunst und Architektur an der Florentiner Universität. Er hatte das Glück, nach dem Zweiten Weltkrieg in dem genialen Regisseur Luchino Visconti seinen Lehrmeister zu finden, wurde dessen Assistent.
Als junger Mann begegnete Zeffirelli plötzlich der Diva assoluta, seiner Schicksalsgöttin, der Opernheroine Maria Callas. Von da an begann sein Ruhm.
Maria Callas, Operndiva, 1970
Maria Callas, Operndiva, 1970 (AP)

Ich erinnere mich genau, dass meine Ohren rauschten – die Kraft dieser Frau und die Präsenz, da geschah etwas Einzigartiges.

Fanco Zeffirelli über Maria Callas

Filme mit Elisabeth Taylor und Richard Burton

Mit der Jahrhundertkünstlerin Maria Callas blieb Franco Zeffirelli verbunden, sogar befreundet. Das hinderte ihn nicht, in Jahrzehnten zahllose Theater- und Operninszenierungen samt Bühnendekorationen anzuhäufen, Filme in Italien und den USA zu drehen.
Es entstanden beispielhafte Produktionen, wie die Verfilmung von Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ mit Elisabeth Taylor und Richard Burton, der „Hamlet“-Film mit Mel Gibson und Glenn Close. Und Zeffirellis Ideen reichten weiter: Er schuf den umstrittenen Film „Jesus von Nazareth“.
Aber doch: Zeffirelli arbeitete am liebsten mit Maria Callas - auf der Opernbühne für Verdis „La Traviata“, die „Norma“ von Bellini und Puccinis „Tosca“

Für Berlusconis "Forza Ialia" im italienischen Senat

Da strahlt Puccinis Schönheit, aber der virtuose, stets polarisierende Theater- und Filmkünstler Franco Zeffirelli mischte sich in die Politik ein, er profitierte sogar von ihr. Für die Partei „Forza Italia“ Silvio Berlusconis saß er im italienischen Senat. Im Radiointerview ließ sich Zeffirelli dann fragen, ob Silvio Berlusconi nicht doch einem Opernhelden ähnlich sehe.

Daran habe ich noch nie gedacht. Wir sind doch alle alles, manchmal Rigoletto, manchmal Don Giovanni oder Tristan. In der Oper werden alle guten und schlechten Gefühle dargestellt, deren Menschen fähig sind.

Fanco Zeffirelli zur Frage, ob Silvio Berlusconi eine Opernfigur sei
Maria Callas, 1977 gestorben, ließ den Inszenator Franco Zeffirelli, nicht los. Er starb 2019. „Callas forever“ nannte er seinen letzten, international produzierten Film. Darin spielt die Schauspielerin Fanny Ardant die in Paris vereinsamte Diva in ihrem letzten Lebensjahr. Die fiktive Callas hört und erlebt in dem Film mit Freude, unter Schmerzen ihre unsterblichen Tondokumente.