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Vor 50 Jahren gestorben
Max Aub - Schriftsteller des Spanischen Bürgerkriegs

Max Aub gilt als bedeutender spanischer Schriftsteller - dabei erlernte er die Sprache erst ab dem elften Lebensjahr und verbrachte die meiste Zeit seines Lebens im Exil. Doch mit dem sechsbändigen Romanzyklus "Das Magische Labyrinth" schrieb er eines der Hauptwerke über den Spanischen Bürgerkrieg.

Von Peter B. Schumann | 22.07.2022
Republikanische Kämpfer zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs 1936
Ohne Aubs Werk würden sich „Spaniens Geschichte und Gegenwart viel schlechter verstehen“ lassen, schrieb der spanische Romancier Rafael Chirbes. (imago / United Archives International)
Ein Trauma war sein Lebensthema: Spanien und der Spanische Bürgerkrieg. Dabei war dieser Max Aub, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, zunächst in Paris zur Schule gegangen und erst mit elf Jahren nach Spanien gelangt. Hier, in Valencia, hat er, der mit Deutsch und Französisch aufgewachsen war, sich die Sprache angeeignet, mit der er als Schriftsteller reüssieren sollte.
Doch zunächst lernte der 1903 Geborene Land und Leute als Handelsvertreter, gleich seinem Vater, kennen und nutzte die Geschäftsreisen in den 1920er-Jahren zu ausführlichen Kontakten mit Künstlern und Schriftstellern wie Federico García Lorca, Pablo Picasso und Luis Buñuel. (*)

Wenig Erfolg mit Theaterstücken

Letzterer lenkte die wachsende literarische Leidenschaft von Max Aub auf das Theater. Eine Fülle von über 40 Stücken, meist Einaktern, hat Aub insgesamt verfasst und in den 1930er-Jahren in Valencia das Studententheater El Búho geleitet. Eine Erfahrung mit wenig Erfolg. Hans-Jürgen Schmitt, Literaturkritiker und Kenner seines Werkes:
„Das hat natürlich auch etwas mit der spanischen Tradition zu tun. Das spanische Theater ausgehend von Lope de Vega und bis hin zu García Lorca war ein sehr populäres Theater. Aber seine Theaterstücke sind eher weltpolitische Diskurse, und ich finde sie, ich habe nur einige gelesen, ziemlich trocken. Ich glaube, dass er dann irgendwann den Entschluss gefasst hat, Romanschriftsteller zu werden.“

Auftrag an Picasso für das Gemälde Guernica

Das gelang Max Aub allerdings erst in den 1940er-Jahren – nach dem Spanischen Bürgerkrieg, nach Denunziation, Konzentrationslager und Flucht. An militärischen Aktionen konnte er wegen seiner extremen Kurzsichtigkeit nicht teilnehmen. Er gehörte allerdings 1936, kurz nach Ausbruch des Krieges, zu den Organisatoren des großen antifaschistischen Schriftsteller-Kongresses zur Verteidigung des republikanischen Spaniens in Valencia. Dort traf er den spanischen Botschafter in Paris, der ihn für ein halbes Jahr als Kulturattaché in die französische Hauptstadt holte. In diesem Amt gelang es ihm, Pablo Picasso den Auftrag zu Guernica zu erteilen, diesem emblematischen Bild des Spanischen Bürgerkriegs.
Max Aub lebte bis 1940 mit seiner Familie in Paris, bis er im März „als deutscher Kommunist und gewaltbereiter Revolutionär“ denunziert und verhaftet wurde. Die Odyssee durch mehrere Konzentrationslager endete in einem der schlimmsten in der algerischen Sahara. Von dort verhalfen ihm Freunde zur Flucht nach Marokko, von wo er sich im September 1942 endlich nach Mexiko einschiffen konnte: ins ewige Exil. Hier fand er die Ruhe, um mit seinem Hauptwerk zu beginnen: dem sechsbändigen Roman "Das Magische Labyrinth".
Der spanische Schriftsteller Max Aub (1903-1972)
Der spanische Schriftsteller Max Aub (1903-1972) (picture alliance / Heritage-Images)

Der Bürgerkrieg als „Held“ des Romanzyklus

„Das ist ein riesiges Bürgerkriegsepos, ein Zyklus, der mit einem traditionellen Roman überhaupt nicht zu vergleichen ist. Es kam Aub immer darauf an, einen Querschnitt durch die Bevölkerung zu geben, in dem er die ganze Tragik dieses Bürgerkriegs aufzeigen wollte. Darin liegt die Einzigartigkeit, dass er nicht einen Helden vorschickt, wie das im traditionellen Roman geschieht, der Held ist der Bürgerkrieg.“
Ohne dieses stilistisch vielschichtige Werk würden sich „Spaniens Geschichte und Gegenwart viel schlechter verstehen“ lassen – schrieb der spanische Romancier Rafael Chirbes, der Max Aub sehr bewunderte. An später Anerkennung fehlte es ihm nicht, aber an Erfolg. „Ich bin ein Autor ohne Leser“, hat er von sich selbst gesagt.

Zeitlebens ein Vertriebener

Und er blieb ein Vertriebener. Er konnte problemlos zu Vorträgen in die USA, den Nahen Osten und nach Europa reisen. Frankreich jedoch verweigerte ihm lange ein Visum. Und Spanien, das er als Heimstatt gewählt und dessen Sprache er sich anverwandelt hatte, durfte er erst drei Jahre vor seinem Tod besuchen.
In Mexiko-Stadt, wo er die längste Zeit seines turbulenten Lebens verbrachte, ist dieser ungewöhnliche spanische Autor am 22. Juli 1972 „ganz sanft beim Kartenspiel“ – wie es heißt – gestorben.

(*) Anmerkung der Redaktion: Wir haben an dieser Stelle in der Online-Fassung das falsche Geburtsjahr der Sendefassung korrigiert.