„Die alten Leute sollen sich mit ihrem Nationalismus begraben lassen. Die Zukunft gehört der Jugend. Worauf es uns ankommt, ist die Versöhnung Europas. Das ist das Wesentliche, das ist die Aufgabe der jungen Generation.“
"Ein freies Volk von Brüdern auf einem wunderschönen Kontinent"
Als Richard Coudenhove-Kalergi 1960 diese Sätze sprach, hatte er sich schon viele Jahrzehnte seiner Lebensaufgabe gewidmet: der Einigung Europas. Bereits 1926, als der Kontinent noch unter den Folgen des Ersten Weltkriegs ächzte, wagte er die Prognose:
„Europa wird in Jahrhunderten dastehen als ein freies Volk von Brüdern auf einem wunderschönen und herrlichen Kontinent!“
Damit war der Graf für die einen ein naiver Spinner, für die anderen ein mitreißender Visionär. 1894 war er in Tokio zur Welt gekommen - als Sohn eines österreich-ungarischen Diplomaten und seiner japanischen Ehefrau. Er wurde in eine über Europa verzweigte alte Adelsfamilie hineingeboren und wuchs auf dem Familiengut in Böhmen auf. Wegen eines Lungenleidens vom Militärdienst befreit, verbrachte er den Ersten Weltkrieg in Wien und promovierte in Philosophie. Er arbeitete einige Jahre als Journalist, bevor er die europäische Einigung zu seinem Lebensinhalt machte.
„Europa wird in Jahrhunderten dastehen als ein freies Volk von Brüdern auf einem wunderschönen und herrlichen Kontinent!“
Damit war der Graf für die einen ein naiver Spinner, für die anderen ein mitreißender Visionär. 1894 war er in Tokio zur Welt gekommen - als Sohn eines österreich-ungarischen Diplomaten und seiner japanischen Ehefrau. Er wurde in eine über Europa verzweigte alte Adelsfamilie hineingeboren und wuchs auf dem Familiengut in Böhmen auf. Wegen eines Lungenleidens vom Militärdienst befreit, verbrachte er den Ersten Weltkrieg in Wien und promovierte in Philosophie. Er arbeitete einige Jahre als Journalist, bevor er die europäische Einigung zu seinem Lebensinhalt machte.
Jedem Buchexemplar lag ein Beitrittsgesuch für die 'Paneuropa-Union' bei
„Dieses Buch ist bestimmt, eine große politische Bewegung zu wecken, die in allen Teilen Europas schlummert“,
prophezeite Coudenhove-Kalergi in seiner programmatischen Schrift 'Pan-Europa'. Sie erschien 1923, der Graf war damals 28 Jahre alt und hatte bereits eine feste Vorstellung von der idealen Weltordnung: nur noch fünf Großräume - unter Einschluss der Kolonien - sollte es geben: die USA, die Sowjetunion, Japan und China, das britische Weltreich und schließlich Paneuropa als ein kontinentaleuropäisches Bündnis mit gemeinsamer Hauptstadt, Währung, Armee und Verfassung. Das schmale Buch, in viele Sprachen übersetzt, wurde ein großer Verkaufserfolg. Jedem Exemplar lag ein Beitrittsgesuch für die 'Paneuropa-Union' bei, die Coudenhove-Kalergi 1925 gegründet hatte.
prophezeite Coudenhove-Kalergi in seiner programmatischen Schrift 'Pan-Europa'. Sie erschien 1923, der Graf war damals 28 Jahre alt und hatte bereits eine feste Vorstellung von der idealen Weltordnung: nur noch fünf Großräume - unter Einschluss der Kolonien - sollte es geben: die USA, die Sowjetunion, Japan und China, das britische Weltreich und schließlich Paneuropa als ein kontinentaleuropäisches Bündnis mit gemeinsamer Hauptstadt, Währung, Armee und Verfassung. Das schmale Buch, in viele Sprachen übersetzt, wurde ein großer Verkaufserfolg. Jedem Exemplar lag ein Beitrittsgesuch für die 'Paneuropa-Union' bei, die Coudenhove-Kalergi 1925 gegründet hatte.
Thomas Mann und Albert Einstein als Unterstützer
„Durch Agitation in Wort und Schrift soll die europäische Frage als die Lebensfrage von Millionen Menschen von der öffentlichen Meinung aller Völker aufgerollt werden, bis jeder Europäer sich gezwungen sieht, zu ihr Stellung zu nehmen.“
Als Präsident, Chefprogrammatiker und erster Lobbyist seiner Organisation war Coudenhove-Kalergi unermüdlich unterwegs. So konnte er für die deutsche Sektion Thomas Mann und Albert Einstein gewinnen. Doch eine Massenorganisation wurde die Paneuropa-Union nie. Carl von Ossietzky schrieb in der Weltbühne:
„Der Kinderglauben dieses Österreichers an die praktische Bedeutung der einflussreichen Leute hat seine durchaus entwicklungsfähige Idee ruiniert. Eine politische Idee kann nicht ausschließlich auf einer zahlenmäßig kleinen, reichlich versnobten Gesellschaftsschicht ruhen.“
„Der Kinderglauben dieses Österreichers an die praktische Bedeutung der einflussreichen Leute hat seine durchaus entwicklungsfähige Idee ruiniert. Eine politische Idee kann nicht ausschließlich auf einer zahlenmäßig kleinen, reichlich versnobten Gesellschaftsschicht ruhen.“
Autoritärer Führungsstil und abgehobene Weltsicht
Innerhalb der Paneuropa-Union vertrieb sein autoritärer Führungsstil zusehends wichtige Mitstreiter. Doch ihren größten Widersacher fand die Idee eines vereinten Europas im Aufstieg des Nationalsozialismus. Bevor die Paneuropa-Union verboten wurde und Coudenhove-Kalergi ins amerikanische Exil ging, sprach er im November 1934 bei einer Kundgebung in Wien:
„Dieser Entscheidungskampf um Europa, in dessen Zeichen wir hier versammelt sind, ist ein Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Aufbau und Zerstörung, zwischen Ordnung und Chaos.“
1946 kehrte er zurück und rief einige Jahre später die Paneuropa-Union wieder ins Leben, die er mehr oder weniger alleine vertrat. Auf den Prozess der europäischen Einigung hatte Coudenhove-Kalergi allerdings keinen Einfluss. Dazu war seine Weltsicht wohl zu abgehoben. 1970 sagte der Graf in einem Interview:
„In der ganzen Geschichte von Europa gab es neben der christlichen Moral und der christlichen Tradition eine ritterliche, die Tradition des Adels, die die ritterlichen Werte geschaffen hat, die heute noch weiterleben in der Gestalt des Gentleman.“
„In der ganzen Geschichte von Europa gab es neben der christlichen Moral und der christlichen Tradition eine ritterliche, die Tradition des Adels, die die ritterlichen Werte geschaffen hat, die heute noch weiterleben in der Gestalt des Gentleman.“
Engagement für ein vereintes Europa wurde vielfach honoriert
Auch ohne politischen Einfluss war Richard Coudenhove-Kalergi auf der öffentlichen Bühne präsent: Sein Engagement für ein vereintes Europa wurde mit vielen Auszeichnungen honoriert und als Vortragsreisender zu europäischen Fragen blieb er bis zu seinem Tod am 27. Juli 1972 ein gefragter Mann.