Meinung
Erkennungs-Emoji: Kamala Harris und die Kokospalme

Kombinationen aus einem Palmen-Emoji, einer Kokosnuss und der US-Flagge sind zum viralen Erkennungssymbol der Unterstützerinnen und Unterstützer von Kamala Harris geworden. Ein durchaus wirkmächtiges Tool im US-Wahlkampf.

Von Samira El Ouassil | 24.07.2024
Kamala Harris steht hinter einem Podium und lacht. Ins Bild eingefügt ist eine Sprechblase, darin die Emojis für eine Kokosnuss, eine Palme und die Flagge der Vereinigten Staaten.
Social-Media- und Emoji-versiert: Kamala Harris im US-Wahlkampf. (Deutschlandradio / Los Angeles Times via Getty Imag / Kent Nishimura)
Eine Kokosnuss und eine Palme sind die Symbole der neuen Phase des US-amerikanischen Wahlkampfs. Diese Emojis waren in den letzten zwei Tagen überall zu sehen, wo es um die neue Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ging. EMILY's List, eine prominente Lobbygruppe, die demokratische Kandidatinnen unterstützt, fügte sie direkt ihrem Benutzernamen auf dem Kurznachrichtendienst X hinzu.

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Der Gouverneur von Colorado, Jared Polis, twitterte diese Emojis wortlos. Und der demokratische Senator Brian Schatz aus Hawaii postete gleich ein Foto, das ihn zeigt, wie er auf eine Kokospalme klettert, mit den Worten: "Madame Vizepräsidentin, wir sind bereit zu helfen."

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Ursprung der Kokospalme: Zitat der Mutter

Kokosnuss und Palme beziehen sich auf eine Rede, die Harris letztes Jahr im Weißen Haus hielt, in der sie ihre Mutter zitierte: "Sie sagte zu uns: 'Ich weiß nicht, was mit euch jungen Leuten los ist. Glaubst du, du bist gerade von einem Kokosnussbaum gefallen?'“
Eine Anekdote, um zu verdeutlichen, dass wir alle im Kontext dessen existieren, was mal vor uns kam. Dieser kleine Ausschnitt ging schon damals in Form musikalischer Remixe viral und ebnete nun den sandigen Boden für die Palme als Symbol von Harris.

Freude am gemeinsamen Insider-Witz

Harris und ihr Team wissen um die Kraft politisierter Emojis als Ausdruck von Gruppenzugehörigkeit, insbesondere im digitalen Raum. Man erinnere sich z.B. an das Sonnenblumen-Emoji als Zeichen der Solidarisierung mit der Ukraine. Aber auch als Kürzel, die dem Eingeweihten die Freude am gemeinsamen Insider-Witz erlaubt.
Apropos Insiderwitz: Vielleicht haben Sie auch schon die neongrüne Schrift und das Wort „brat“, auf Deutsch „Göre“, erspäht, das seit Sonntag Teil von Harris' Wahlkampfästhetik ist. Das verdanken wir der britischen Sängerin Charli XCX, die im Juni ihr immens erfolgreiches Album “brat” mit einem giftgrünen Cover veröffentlichte. Nach Bekanntgabe von Harris' Kandidatur postete der Popstar die Worte "kamala IS brat". Eine größere Coolness-Adelung ist kaum denkbar.
Das Team der Demokratin nahm diese Vorlage dankbar an und änderte die Farben von Harris' Twitter-Seite kurzfristig in das charakteristische Giftgrün. Dieses digitale Momentum ist ein enormer Antrieb für Harris, weil eine authentische Viralität auf Basis von Fantum, Humor und positiven Grundbotschaften politisch nur schwer hergestellt werden kann.

Souveränität durch Auslassung

Denken Sie an etliche sehr bemühte TikTok-Videos von Abgeordneten. Die politischen Inhalte offizieller Absender erreichen ihre Viralität vor allem dann, wenn sie entweder ungewollt komisch sind oder ihre Kommunikation mit Spott und Häme dopen, um algorithmisch von unserer Wut profitieren zu können.
Genau aus diesem Grund sollte sich Harris' Wahlkampfteam allerdings davor hüten, die Memes noch mehr zu inkorporieren und ihnen so ihre neongrüne Graswurzelhaftigkeit zu nehmen. Martin Schulz hatte diese Erfahrung 2017 gemacht, als er auf den Schulz-Zug aufsteigen wollte und die mokante Boomerigkeit zum Bumerang wurde. Denn Souveränität im Umgang mit sozialen Medien zeigt man nicht nur durch das, was man postet, sondern auch durch das, was man selbstironisch weglässt.