Bedřich Smetana gilt als Vater der tschechischen Nationalmusik. Sein Orchesterwerk "Die Moldau" und die Oper "Die Verkaufte Braut" gelten hierzulande als Kassenschlager und Publikumslieblinge. Gerade zu seinem 200. Geburtstag in diesem Jahr werden sie häufig gespielt. Die anderen Opern oder sinfonischen Dichtungen von Smetana sind bedeutend seltener auf der Bühne oder im Konzertsaal zu erleben. Das gilt auch für sein kammermusikalisches Schaffen.
"In den Kammermusikwerken zeigt er sich am persönlichsten"
Smetana schrieb nur wenige Werke für kleinere Besetzungen. Aber diese entstanden an markanten Wendepunkten seines Lebens, sagt der Schweizer Musikwissenschaftler Thomas Järmann. Er hat sich eingehend mit Smetanas Leben und Werk beschäftigt.
"Ich würde ganz klar sagen, dass sich Smetana in den Kammermusikwerken am persönlichsten zeigt. Smetanas Familienleben war von vielen Schicksalsschlägen geprägt. Der Verlust der musikalisch talentierten Tochter Bedřiška im Jahr 1855 regte die Komposition des Klaviertrios in g-Moll an, und der Verlust des Gehörs und dem damit einhergehenden Tinnitus ist im letzten Satz des Streichquartetts verarbeitet."
Für Schönberg eine Offenbarung
In der Sendung geht es unter anderem um Smetanas zweites Streichquartett, das er in den Jahren vor seinem Tod schrieb, zwischen Juni 1882 und März 1883. In dieser Zeit war er bereits völlig ertaubt und litt zunehmend unter nervösen Anfällen, Schwäche und Erschöpfung.
Das Stück ist ruppig, verstörend und voller Verzweiflung. Vom Publikum wurden die harmonischen Kühnheiten des Quartetts brüsk abgelehnt. Arnold Schönberg dagegen rühmte das Stück als Offenbarung.