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Kammermusikalisches Neujahrskonzert mit dem "Ensemble Wien" Werke von Johann Strauss und Schubert

Herzlich willkommen zu einem kammermusikalischen Neujahrskonzert.

Norbert Hornig |
    Es begrüßt Sie am Mikrophon: Norbert Hornig. * Musikbeispiel: Johann Strauss - Künstlerleben-Walzer Seit Ende der dreißiger Jahre gehört es zu den unumstößlichen Traditionen in Wien, das neue Jahr mit Walzerklängen der Strauß-Familie zu begrüßen. Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist das Neujahrkonzert aus dem Großen Musikvereinssaal in Wien zu einem Medienereignis geworden, das immer wieder aufs Neue ein Millionenpublikum in aller Welt erreicht. Immer wieder zieht dabei die Klangpracht der Wiener Philharmoniker in ihren Bann. Sie sind das Johann Strauss Orchester "par exellence", den Wiener Walzer musizieren sie wie niemand sonst. Doch die Walzer und Polkas bedürfen nicht unbedingt des üppigen Orchesterklanges, um ihren Zauber zu entfalten. Die neueste Aufnahme mit dem "Ensemble Wien", die bei Koch Schwann erschienen ist, macht dies auf überaus charmante Art und Wiese deutlich.

    Neben Walzern von Johann Strauss Vater und Sohn, präsentieren die vier Streicher aus Wien ein kurzweiliges Tanz-Programm mit Werken von Franz von Suppä, Antonio Centi, Joseph Lanner und Franz Schubert. Mit derselben Musik umrahmte das "Ensemble Wien" auch das diesjährige Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Wie Johann Strauß spielte auch Franz Schubert gern im geselligen Kreis zum Tanz auf. Dabei phantasierte und improvisierte er, und immer wieder fielen ihm Melodien ein, die er später niederschrieb. So entstand eine ganze Sammlung von Tanzweisen für Klavier.

    Hören Sie das "Ensemble Wien" mit "Galopp und 8 Ecossaisen" in einer Bearbeitung für Streicher. * Musikbeispiel: Franz Schubert - Galopp und 8 Ecossaisen "Galopp und 8 Ecossaisen" von Franz Schubert, musiziert vom "Ensemble Wien".

    Das "Ensemble Wien" ist ein Streichquartett, in dem anstelle des Cellisten ein Kontrabassist musiziert. Diese Besetzung wird auch als Serenadenquartett bezeichnet. Die Geiger Paul Guggenberger und Raimund Lissy sowie der Bratschist Peter Götzel sind langgediente Mitglieder der Wiener Philharmoniker. Der Kontrabassist Josef Niederhammer ist Professor an der Wiener Musikhochschule. Seit 1989 konzertiert das Ensemble regelmäßig im Rahmen einer eigenen Konzertreihe bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Zu seinem Repertoire zählen nicht nur die Standardwerke der Klassik und Romantik, sondern auch die unsterblichen Kompositionen der "Wiener Walzerkönige". Johann Strauß Vater war der Begründer der Wiener Strauß-Dynastie. Bereits mit 15 Jahren trat er als Bratschist in die Unterhaltungskapelle von Joseph Lanner ein. 1825 gründete er ein eigenes Ensemble. Schnell wurde er zum Wiener Publikumsliebling und unternahm Konzertreisen bis nach Paris und London. Weit über 200 Kompositionen, darunter der berühmte "Radetzky-Marsch", machten seinen Namen unsterblich. Nach einem Konzert in Berlin im Jahre 1834 schrieb ein Kritiker über Johann Strauß Vater:...seine Kompositionen sind schnell zündende Blitze, musikalische Bonmots, die von Mund zu Munde fliegen und so die Welt umsegeln..." * Musikbeispiel: Johann Strauß (Vater) - Chinesischer Galopp "Chinesischer Galopp" von Johann Strauß Vater, musiziert vom "Ensemble Wien". Vater Strauß wollte unter keinen Umständen, daß auch seine Söhne Berufsmusiker wurden. Doch allen Warnungen zum Trotz, nahm sein ältester Sohn Johann schon früh Musikunterricht und gründete bereits als 19-jähriger eine eigene Kapelle, die er mit der Geige in der Hand leitete. Die Wiener bejubelten ihren Johann Strauß und genossen unbeschwert rauschende Ballnächte, in denen der geliebte Meister zum Tanz aufspielte. Der Weg zum Weltruhm war vorgezeichnet. Sogar Wagner und Brahms beneideten Strauß um seine melodische Erfindungsgabe, die sich in annähernd 500 Kompositionen widerspiegelt, darunter allein 159 Walzer. Da mag es verwundern, daß der mit Ruhm überhäufte Komponist selbst gar nicht tanzen konnte und zu Melancholie neigte. Das "Ensemble Wien" musiziert Strauß' Walzerträume mit größtem Raffinement und subtilen Rubati. Duftig, elegant und eben mit jenem Quentchen Wiener Charme, ohne den diese Musik nicht auskommt. * Musikbeispiel: Johann Strauß - Künstlerleben-Walzer Die Neue Platte. Wir brachten Ausschnitte aus einem kammermusikalischen Neujahrskonzert mit dem "Ensemble Wien". Es musizierten Paul Guggenberger und Raimund Lissy, Violine, Peter Götzel, Viola sowie Josef Niederhammer, Kontrabaß. Zuletzt erklang der Walzer "Künstlerleben", den Johann Strauß im Jahre 1867 für einen Ballabend des Wiener Künstlervereins "Hesperus" komponierte. Die CD ist bei Koch Schwann erschienen.

    Mit den besten Wünschen für das Jahr 1999 verabschiedet sich Norbert Hornig.