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Kammermusikfest „Spannungen“ 2019
Paraderolle fürs Fagott

"Ein matter Glanz, das liegt dem Fagott besonders", sagt Theo Plath, der dieses Jahr zu den jüngsten Musikern beim Kammermusikfest in der Eifel zählte. Der Fagottist äußert sich im Dlf fasziniert über die Musik Bohuslav Martinůs, der die Eigenheiten des Fagotts besonders gut getroffen hat.

Am Mikrofon: Oliver Cech |
    Theo Plath blickt seitlich in die Kamera, mit Fagott in seiner linken Hand
    Gewann 2018 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs: Fagottist Theo Plath (Marco Borggreve)
    "Da gibt es, vor allem im langsamen Satz, wunderschöne traurige Kantilenen, in denen sich das Fagott aussingen kann", sagt Theo Plath über das Sextett für Holzbläser und Klavier von Bohuslav Martinů.
    Anspruchsvolle Höhenflüge für die Holzbläser
    Das Werk entstand im Paris der Zwanzigerjahre. Eine kosmopolitische Welt, in der sich verschiedenste Stilrichtungen begegneten und einander durchdrungen: Spätromantik und Jazz, die Neue Sachlichkeit und der Neoklassizismus. Martinus Musik saugt alle diese Tendenzen in sich auf und schafft eine ungewohnte Klangwelt durch die Besetzung mit Klavier und fünf Holzbläsern: Flöte, Oboe, Klarinette und gleich zwei Fagotte – kein Horn, wie im Standard-Bläserquintett.
    "Mozarts Geist aus Haydns Händen"
    Im Konzert beim Kammermusikfes Spannungen in Heimbach bildete Martinus Sextett den einzigen Nicht-Klassiker des Abends und stach auch sonst als unabhängige Komponente hervor. Denn die klassischen Komponisten dieses Konzertabends standen allesamt in engem Verhältnis zueinander - oft sogar in einem Lehrer-Schüler-Verhältnis. So war der junge Johann Nepomuk Hummel erklärter Lieblingsschüler von Mozart. Nach dem frühen Tod seines Lehrers hat Hummel unter anderem Mozarts Sinfonie KV 504, die sogenannte "Prager Sinfonie", bearbeitet für ein kleines Ensemble. Beethoven andererseits wäre nur allzu gern Mozarts Schüler geworden. Doch kam er zu spät nach Wien und musste vorlieb nehmen mit "Mozarts Geist aus Haydns Händen". Der Einfluss beider Vorbilder ist zu hören in Beethovens frühen Klaviertrios opus 1. Später hat Beethoven eines der Trios als Streichquintett bearbeitet - in dieser Fassung war das Werk in Heimbach zu hören. Beethovens Wiener Klavierschüler Ferdinand Ries schloss sich an mit einem opulenten Oktett, das durch die Vorrangstellung des Klaviers fast wie ein Solokonzert wirkt.
    Bohuslav Martinů
    Sextett für Holzbläser und Klavier
    Ludwig van Beethoven
    Streichquintett c-Moll, op. 104
    Ferdinand Ries
    Oktett As-Dur, op. 128
    Wolfgang Amadeus Mozart
    Sinfonie Nr. 38 D-Dur, KV 504
    Céline Moinet, Oboe
    Andrea Lieberknecht, Flöte
    Nicola Jürgensen, Klarinette
    Dag Jensen, Fagott
    Theo Plath, Fagott
    Kristian Katzenberger, Horn
    Sarah Christian, Violine
    Isabelle Faust, Violine
    Katharine Gowers, Violine
    Antje Weithaas, Violine
    Yura Lee, Viola
    Sindy Mohamed, Viola
    Julian Steckel, Violoncello
    Charles DeRamus, Kontrabass
    Danae Dörken, Klavier
    Kiveli Dörken, Klavier
    Aufnahme vom 26.6.2019 aus dem Wasserkraftwerk in Heimbach