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Kampagne #kickout
LGBTQ-Personen im Fußball outen sich

Sie lieben Fußball und sind lesbisch, schwul, bisexuell, transidentitär, intergeschlechtlich oder non-binär: Über 100 queere Menschen zeigen mit der Kampagne #kickout Gesicht. Ziel der Initiative ist es, Barrieren zu überwinden und das Thema Coming-out zu enttabuisieren.

Von Raphael Späth |
Eine Eckfahne mit den Regenbogenfarben steht in einem Fußballstadion.
Die #kickout-Kampagne will ausdrücklich nicht nur homosexuelle, sondern auch trans*, inter* oder non-binäre Menschen in den Vordergrund stellen. (imago / Panoramic International)
"Also eigentlich geht es uns darum, zu zeigen, dass es all diese Menschen im Fußball schon gibt, überall auf der Welt, auf allen Plätzen, egal ob im Profi-Bereich oder auf dem Bolzplatz. Wir wollen, dass das irgendwann einfach Realität und Normalität im Fußball sein wird", sagt Pia Mann, eine der Initiatorinnen der Kampagne.
Neben den vier Seiten im Fußballmagazin "kicker" findet die Initiative auch in den Sozialen Medien unter dem Hashtag #kickout statt. Queeren Fußballer*innen soll so erstmals eine öffentliche Plattform geboten werden, auf der sie ihre Geschichten selbst erzählen können.
Das Thema Diversität im Sport habe zwar medial in letzter Zeit mehr Aufmerksamkeit erfahren, der Fokus liege dabei aber oftmals nur auf Homosexualität, sagt Pia Mann.
"Da haben wir gedacht: Na ja, es gibt schon so viele queere Menschen im Fußball, die wollen wir sichtbar machen und nicht darauf warten, dass sich irgendein schwuler Fußballer im Rahmen seiner aktiven Karriere irgendwann mal outet."

Nicht nur homosexuelle Menschen im Fokus

Deshalb soll die #kickout-Kampagne ausdrücklich nicht nur homosexuelle, sondern auch trans*, inter* oder non-binäre Menschen in den Vordergrund stellen. Eine davon: Charlotte Jerke. Die 37-Jährige spielt beim DFC Kreuzberg in der Bezirksliga. Als trans* Frau hat sie im Amateurbereich noch enorme Hürden zu überwinden.
"Das fängt ja schon bei Kleinigkeiten wie dem Spielerpass an. Auf meinem Spielerpass stand die ganze Zeit mein Geburtsname drauf. Und jedes Mal, wenn wir die Spielberichtsbögen eingetragen haben, hat mir das Herz geblutet, weil ich natürlich ganz gerne den Geburtsnamen gar nicht mehr sehen will."

Amateursport: Strukturelle Hindernisse für queere Personen

Die strukturellen Hindernisse für queere Personen sind im deutschen Amateurbereich noch groß. Der Berliner Fußball-Verband ist der einzige Landes- und Regionalverband Deutschlands, der seine Spielordnung inzwischen angepasst hat und trans* und non-binären Menschen die Teilhabe ermöglicht.
Eine Regenbogenflagge steckt im Rasen bei einem Fußballspiel.
Anlaufstelle LSBTI+ des DFB - "Der Fußball muss eine diskriminierungsfreie Teilhabe ermöglichen"
Der Deutsche Fußball-Bund hat eine Anlaufstelle für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt eingerichtet. Christian Rudolph ist Ansprechpartner für Fragen aus dem Fußball und will von exponierter Stelle "in die Strukturen wirken", sagt er im Dlf.
Die Kampagne #kickout – für Charlotte Jerke daher nur ein erster Impuls.
"Als weiteren Schritt für trans* Personen besteht zum Beispiel eine Möglichkeit darin, trans* Personen schneller in den Mannschaften spielen zu lassen, in denen sie wollen."

#kickout bedeutet öffentlich Gesicht zeigen

Jerke selbst hat inzwischen alle Pässe geändert, ihr Geburtsname ist nirgendwo mehr zu sehen. Trotzdem hat auch sie heute noch Angst, "dass ich von anderen Frauen quasi angesprochen werde: ‚Hey, Du bist gar keine Frau, Du darfst gar nicht mitspielen‘ und dass mir meine Spielberechtigung im Frauen-Team abgesprochen wird."
Auch deshalb hat sie sich entschieden, Teil dieser Kampagne zu sein und öffentlich Farbe zu bekennen.
"In der Hoffnung, dass es für jüngere Menschen irgendwann in der Zukunft einfacher ist, trans zu sein. Ohne dass es die ganze Zeit zu Anfeindungen kommt oder zu diesen blöden Ängsten, ob ich heute geschminkt oder ungeschminkt zum Fußballtraining gehe."