Nina Solomenko spricht für sich und ihre Nachbarn in Makariw, 50 Kilometer westlich von Kiew. Sie ist Abgeordnete des Dorfrats und hat einen Kampf aufgenommen – gegen die Betreiber einer Hühnerfarm mit Legebatterien. Die 55-Jährige geht auf eine drei Meter hohe Mauer zu, sie schließt unmittelbar an die Felder der Dorfbewohner an. Mit jedem Schritt wird der beißende Geruch in der Luft stärker.
"Das Tor zur Hühnerfarm liegt nur 30 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt, laut Gesetz müssten es mindestens 1.200 Meter sein. Wo die Mauer ist, waren einmal Gärten. Auch der Zufahrtsweg zu unseren Feldern ist beschnitten. Mit einem Mähdrescher kommt man hier nicht mehr durch."
Der Betrieb ist auf einem Gelände der ehemaligen Kolchose von Makariw entstanden, im hinteren Teil des Areals war früher die Rinderzucht untergebracht. Da habe es zwar auch ab und zu schlecht gerochen, sagt Nina, aber das sei kein Vergleich mit heute. Vor allem spätabends, wenn die Ställe durchgelüftet werden, sei der Gestank unerträglich.
Seit 40 Jahren wohnt die Abgeordnete des Dorfrates in ihrem Haus. Ihre Eltern bauten es damals, nachdem sie - als Mitarbeiter der Kolchose - das Grundstück zugeteilt bekamen. Heute würde Nina gerne umziehen, aber das kann sie sich nicht leisten. Denn mit der Auflösung der Kolchose verlor auch sie ihre Arbeit. Das kleine Haus zu verkaufen, ist so gut wie unmöglich. Interessenten winken sofort ab, wenn sie erfahren, wo es liegt.
Kein Wunder, sagt Nina: Die "Vogelfabrik", wie es auf Ukrainisch heißt, sei gefährlich. Sie glaubt, dass einige Nachbarn Krebs bekommen hätten, weil sie ganz in der Nähe der Farm leben. Sie zeigt die Ergebnisse einer Untersuchung der Luft in Makariw, angefertigt von der staatlichen Sanitärbehörde: Die zulässige Norm für Schwefelwasserstoff wird in dem Dorf demnach zeitweise um das 15-Fache überschritten.
"Aber das ist nicht das einzige Übel. Die Verwaltung lässt verendete Hühner direkt auf dem Gelände vergraben. Ich habe das selber gesehen, als ich einmal mit Vertretern der Veterinäraufsicht dort war. Da lag so ein Haufen toter Hühner, in den Kadavern krochen Würmer herum. Die entstehenden Giftstoffe dringen in den Boden ein und verseuchen unser Grundwasser, auch das ist nachgewiesen."
Immer wieder demonstrierten Dorfbewohner gegen die Hühnerfarm - erfolglos. Die Sanitärbehörde wollte den Betrieb zwar schon schließen lassen. Aber diese Entscheidung nahm das Verwaltungsgericht in Kiew wieder zurück. Nina Solomenko glaubt, dass die Richter bestochen wurden. Der Besitzer des Betriebes Oleh Bachmatjuk ist ein einflussreicher Mann. Die ukrainische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Forbes" führt ihn in der Liste der reichsten Ukrainer auf Platz 15 - mit einem Vermögen von 460 Millionen Euro. Zu einem Interview über die Hühnerfarm in Makariw ist er nicht bereit.
Die Firma von Bachmatjuk machte im vergangenen Jahr auch in Deutschland Schlagzeilen: Sie kaufte hier gebrauchte Legehennen-Anlagen, die in der Europäischen Union mittlerweile verboten sind, um sie anschließend in der Ukraine einzusetzen. Die deutsche Bundesregierung übernahm sogar eine Bürgschaft für das Geschäft, unterstützte also den Export der umstrittenen Käfighaltung.
Nina Solomenko kratzt sich nachdenklich am Kopf. Sie fürchtet, dass der Eierkönig die deutschen Anlagen in der Ukraine sogar als technischen Fortschritt darstellen könnte.
"Aber wir brauchen hier keine neue Technologie, wir haben längst jedes Vertrauen in den Investor verloren. Entweder die Anlage wird geschlossen, oder wir landen sehr bald alle auf dem Friedhof."
"Das Tor zur Hühnerfarm liegt nur 30 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt, laut Gesetz müssten es mindestens 1.200 Meter sein. Wo die Mauer ist, waren einmal Gärten. Auch der Zufahrtsweg zu unseren Feldern ist beschnitten. Mit einem Mähdrescher kommt man hier nicht mehr durch."
Der Betrieb ist auf einem Gelände der ehemaligen Kolchose von Makariw entstanden, im hinteren Teil des Areals war früher die Rinderzucht untergebracht. Da habe es zwar auch ab und zu schlecht gerochen, sagt Nina, aber das sei kein Vergleich mit heute. Vor allem spätabends, wenn die Ställe durchgelüftet werden, sei der Gestank unerträglich.
Seit 40 Jahren wohnt die Abgeordnete des Dorfrates in ihrem Haus. Ihre Eltern bauten es damals, nachdem sie - als Mitarbeiter der Kolchose - das Grundstück zugeteilt bekamen. Heute würde Nina gerne umziehen, aber das kann sie sich nicht leisten. Denn mit der Auflösung der Kolchose verlor auch sie ihre Arbeit. Das kleine Haus zu verkaufen, ist so gut wie unmöglich. Interessenten winken sofort ab, wenn sie erfahren, wo es liegt.
Kein Wunder, sagt Nina: Die "Vogelfabrik", wie es auf Ukrainisch heißt, sei gefährlich. Sie glaubt, dass einige Nachbarn Krebs bekommen hätten, weil sie ganz in der Nähe der Farm leben. Sie zeigt die Ergebnisse einer Untersuchung der Luft in Makariw, angefertigt von der staatlichen Sanitärbehörde: Die zulässige Norm für Schwefelwasserstoff wird in dem Dorf demnach zeitweise um das 15-Fache überschritten.
"Aber das ist nicht das einzige Übel. Die Verwaltung lässt verendete Hühner direkt auf dem Gelände vergraben. Ich habe das selber gesehen, als ich einmal mit Vertretern der Veterinäraufsicht dort war. Da lag so ein Haufen toter Hühner, in den Kadavern krochen Würmer herum. Die entstehenden Giftstoffe dringen in den Boden ein und verseuchen unser Grundwasser, auch das ist nachgewiesen."
Immer wieder demonstrierten Dorfbewohner gegen die Hühnerfarm - erfolglos. Die Sanitärbehörde wollte den Betrieb zwar schon schließen lassen. Aber diese Entscheidung nahm das Verwaltungsgericht in Kiew wieder zurück. Nina Solomenko glaubt, dass die Richter bestochen wurden. Der Besitzer des Betriebes Oleh Bachmatjuk ist ein einflussreicher Mann. Die ukrainische Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Forbes" führt ihn in der Liste der reichsten Ukrainer auf Platz 15 - mit einem Vermögen von 460 Millionen Euro. Zu einem Interview über die Hühnerfarm in Makariw ist er nicht bereit.
Die Firma von Bachmatjuk machte im vergangenen Jahr auch in Deutschland Schlagzeilen: Sie kaufte hier gebrauchte Legehennen-Anlagen, die in der Europäischen Union mittlerweile verboten sind, um sie anschließend in der Ukraine einzusetzen. Die deutsche Bundesregierung übernahm sogar eine Bürgschaft für das Geschäft, unterstützte also den Export der umstrittenen Käfighaltung.
Nina Solomenko kratzt sich nachdenklich am Kopf. Sie fürchtet, dass der Eierkönig die deutschen Anlagen in der Ukraine sogar als technischen Fortschritt darstellen könnte.
"Aber wir brauchen hier keine neue Technologie, wir haben längst jedes Vertrauen in den Investor verloren. Entweder die Anlage wird geschlossen, oder wir landen sehr bald alle auf dem Friedhof."