Kampf gegen Corona-Mutationen
Impfstoffe und ihre Wirksamkeit

Weltweit läuft der Kampf gegen das Coronavirus mit mehreren Impfstoffen. Nun gibt es Fälle von Menschen, die sich trotz Impfung mit einer neuen Variante des Virus angesteckt haben. Was bewirken also die Corona-Impfungen? Und wie wirken sie gegen neue Varianten des Virus? Ein Überblick.

    Zwei behandschuhte Finger halten eine kleine Ampulle mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer in der Luft
    Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer soll sowohl gegen die in Großbritannien als auch gegen die in Südafrika aufgetauchten Mutationen von SARS-CoV-2 effektiv wirken (picture alliance / Jochen Tack)
    Die Sorgen über die Wirksamkeit der Impfstoffe haben sich aus zwei Gründen gemehrt. In einem Osnabrücker Altenheim gab es einen Corona-Ausbruch mit der englischen Virus-Variante B.1.1.7 bei 14 bereits zweimal geimpften Menschen. Und eine Studie ermittelte eine begrenzte Wirkung des Vakzins von AstraZeneca in Südafrika.

    Wirken die Impfstoffe gegen die Virus-Mutationen nicht so gut?
    Dazu gibt es verschiedene Studien. Zumindest im Labor schützen die verschiedenen Impfstoffe - manche mehr, manche weniger effektiv. Die südafrikanische Mutation B.1.351 bereitet Sorgen, weil sie der Immunantwort teilweise ausweichen kann. So soll der AstraZeneca-Impfstoff nur einen "minimalen Schutz" gegen milde und mittelschwere Krankheitsverläufe bieten (Studie). Die Impfstoffe von Novavax und von Johnson&Johnson sind laut der jeweiligen Studien in Südafrika mit Wirksamkeiten zwischen 50 und 60 Prozent ebenfalls deutlich weniger effektiv als in Großbritannien oder in den USA. Dennoch verhindern alle Impfstoffe auch bei der südafrikanischen Variante schwere Verläufe.
    Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca und Co.: Corona-Impfstoffe in der Übersicht
    Die EU-Behörde EMA hat bisher drei Impfstoffe zugelassen. Wie sie wirken und welche Impfstoff-Kandidaten es noch gibt – ein Überblick.
    Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer soll dagegen sowohl gegen die in Großbritannien als auch gegen die in Südafrika aufgetauchten Mutationen von SARS-CoV-2 effektiv wirken. Entsprechende Daten zu der Studie wurden im Fachblatt "Nature Medicine" veröffentlicht. Auch Moderna meldet eine hohe Wirksamkeit bei den beiden Varianten. Alle Hersteller passen zudem ihre Impfstoffe an. Zusammenfassend kann man sagen: Mit einer Impfung bleibt man auch bei den bisher aufgetretenen Corona-Mutationen vor schweren Verläufen geschützt.
    Ist man nach einer Impfung nicht immun? Kann man trotzdem andere anstecken?
    Man unterscheidet zwischen den Begriffen "sterile Immunität" und "klinische Immunität". Eine "sterile Immunität", bei der man das Virus nicht weitergeben kann, gibt es nach einer Corona-Impfung nicht. Denn das würde bedeuten, dass keinerlei Virusvermehrung im Körper stattfindet, weil die Erreger von Antikörpern abgefangen werden, bevor sie überhaupt in die Zellen eindringen können. Eine "sterile Immunität" ist schwer zu erreichen, weil der Impfstoff gespritzt wird und somit Antikörper im Blut gebildet werden. Bei dem Coronavirus als Atemwegserreger bräuchte man außerdem Antikörper in den Schleimhäuten, die bei einer Infektion entstehen, wenn das Virus über die Schleimhäute eindringt. Es kommt also zu Lücken in der Abwehr: Das Virus kann sich in den Zellen vermehren. Doch die Antikörper und die "Killerzellen", die infizierte Körperzellen abtöten, sorgen dafür, dass nicht so viele Erreger entstehen und verhindern damit, dass man schwer erkrankt.
    Somit erreicht die Corona-Impfung die "klinische Immunität": den Schutz vor Symptomen, nicht vor der Virenvermehrung. Nach einer Impfung kann man also trotzdem das Virus bekommen und weitergeben. Corona-Impfungen schützen dabei den Einzelnen vor schweren Verläufen, können jedoch die Ansteckungsketten nicht vollständig unterbrechen und somit auf der Ebene der Gesellschaft die Infektionen nur begrenzt zurückdrängen und keine Gruppenimmunität aufbauen.
    Coronavirus
    Übersicht zum Thema Coronavirus (imago / Rob Engelaar / Hollandse Hoogte)
    Was bringt die Impfung, wenn man sich doch noch anstecken kann?
    Die Impfung bringt vor allem Schutz vor einer ernsten Erkrankung. Sie verhindert schwere Symptome. Bei klinischen Studien stehen die Symptome im Mittelpunkt, denn darauf bezieht sich die 95-prozentige Wirksamkeit des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer. Der Fall des Pflegeheims in Osnabrück ist ungewöhnlich. Allerdings wurden die Infektionen nicht entdeckt, weil die infizierten Menschen Symptome hatten, sondern über einen Antigentest. Den Menschen geht es weiterhin gut. Es ist daher anzunehmen, dass die Impfung zwar die Erkrankung verhindert, sich das Virus aber trotzdem ein bisschen vermehrt, so dass der Test anschlägt. Wahrscheinlich haben sich die Menschen allesamt bei einer Person angesteckt, die mit B.1.1.7 infiziert war.
    Der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer. Eine Krankenschwester im UC Davis Medical Center in Sacramento, Kalifornien, zieht die Subsatnz aus einem Gläschen in eine Spritze. Zu sehen ist nur ihre mit einem blauen Handschuh geschützte Hand.
    Was Sie über die Corona-Impfung wissen müssen
    Der Kampf gegen die Corona-Pandemie geht in die entscheidende Phase: Die Impfungen gegen das Coronavirus haben in Deutschland begonnen. Wer kann sich wann und wo impfen lassen? Wie sicher sind die Impfstoffe? Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten und ist man danach immun? Ein Überblick.
    Wie lange dauert es, bis der Impfschutz eintritt?
    10 bis 14 Tage nach der zweiten Impfung wird eine Wirksamkeit von 95 Prozent erreicht. Nach der ersten Dosis des BioNTech/Pfizer-Impfstoffs geht man bereits von einer Wirksamkeit von rund 50 Prozent aus. Das Immunsystem beginnt einige Tage nach der ersten Dosis damit, Antikörper herzustellen, die in der Lage sind, freie Viren abzufangen. Parallel vermehren sich auch bestimmte T-Zellen, die bereits von den Viren befallene Körperzellen erkennen und abtöten. Nach der zweiten Dosis vermehren sich die Zellen weiter - besonders stark die, die den Impfstoff und damit auch das Virus besonders gut erkennen. Es gibt also nicht nur eine stärkere, sondern sogar eine passgenauere Immunantwort. Im Fall Osnabrück zum Beispiel ist noch nicht ganz klar, wann sich die Menschen infiziert haben, es ist möglich, dass das bereits vor der zweiten Impfung geschehen ist.
    Quellen: Volkart Wildermuth, og, dpa, Nature Medicine