Mit ernstem Gesicht spricht der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi im Staatssender Irakija die lang erwarteten Worte: "Mein liebes Volk, Söhne von Mossul, die Stunde des Sieges ist gekommen. Die Operation zur Befreiung Mossuls hat begonnen. Gemeinsam werden wir den Islamischen Staat besiegen und unsere Stadt wieder aufbauen."
Umgeben von Generälen und Offizieren, im Hintergrund die irakische Flagge, wendet sich al-Abadi in seiner Fernsehansprache direkt an die Bewohner Mossuls. "Die Streitkräfte sind gekommen, Euch zu befreien. Sie haben nur ein Ziel: Den IS zu besiegen und Eure Würde und Euer Wohlergehen zu sichern. Mit Gottes Hilfe werden wir siegen."
Die letzte Großstadt in IS-Hand
Mossul ist die letzte Großstadt, die noch von der Terrormiliz Islamischer Staat beherrscht wird. Die Extremisten hatten die Stadt vor zwei Jahren eingenommen. Seit Monaten haben die irakischen Streitkräfte zusammen mit ihren Verbündeten die Rückeroberung von Mossul vorbereitet. Kurdische Peschmerga kamen von Norden bis auf zwölf Kilometer an die Stadt heran.
Von Süden rückten die irakischen Streitkräfte mit Unterstützung der Anti-IS-Koalition vor. US-amerikanische Kampfjets flogen Luftangriffe auf IS-Stellungen, Spezialeinheiten der USA unterstützen jetzt den Sturm auf Mossul. Fast 6.000 US-Soldaten sind derzeit im Irak stationiert. Auch lokale schiitische Milizen und sunitische Stämme beteiligen sich an der Aktion.
Hilfsorganisationen befürchten durch den Sturm auf Mossul eine neue Flüchtlingswelle. Im Nordirak befinden sich bereits 1,8 Millionen Kriegsflüchtlinge. Es wurden mehrere neue Flüchtlingslager errichtet, um die Vertriebenen aus Mossul in den kommenden Wochen aufzufangen.
Für den IS geht es um alles oder nichts
Der Kampf um Mossul gilt als möglicherweise entscheidende Offensive gegen den Islamischen Staat. Die Terrormiliz hat in den vergangenen Monaten herbe Rückschläge einstecken müssen und bereits ein Drittel ihres ursprünglichen Gebietes verloren. Erst gestern eroberten in Syrien Regierungsgegner mit Unterstützung der Türkei die Stadt Dabik, die für den IS von symbolischer Bedeutung war.
In ihrer Propaganda hatte die Terrormiliz immer wieder betont, Dabik sei der Ort einer alles entscheidenden, apokalyptischen Schlacht zwischen dem Christentum und dem Islam. Doch die für den Islamischen Staat möglicherweise apokalyptische Schlacht wird nun in Mossul ausgetragen. Beobachter sind sich einig: Für die Terormiliz geht es in Mossul um alles oder nichts.