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Kampf gegen den IS
"Ready for take-off" in Jagel

Der deutsche Beitrag zum Kampf gegen die Terrorgruppe IS beginnt auch in Jagel in Schleswig-Holstein. Dort liegt ein Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr. Von dort sollen schon nächste Woche die ersten Tornado-Kampfflugzeuge in die Türkei verlegt werden. Den Piloten ist klar, womit sie im Einsatzgebiet rechnen müssen.

Von Peer-Axel Kroeske |
    Zu sehen ist im Hintergrund ein Tornado-Kampfjet, davor stehen Journalisten mit Kameras und ein Bundeswehr-Soldat.
    Auf dem Luftwaffenstützpunkt Jagel laufen die Vorbereitungen für den Bundeswehr-Einsatz gegen den IS. (picture-alliance / dpa / Carsten Rehder)
    Auch wenn der Tornado Einsatz erst seit wenigen Stunden beschlossen ist – die Luftwaffe bereitet sich bereits seit einer Woche darauf vor. Das berichtete heute der Commodore am Tornado Standort Schleswig Jagel Oberst Michael Krah :
    "Ich selbst bin noch in der Nacht vom vergangenen Samstag in Begleitung von Spezialisten aus meinem Verband nach Incirlik in der Türkei gereist, um diesen Flugplatz zu untersuchen."
    Die Basis liegt knapp 100 km nordwestlich der syrischen Grenze und rund
    400 km vom Kerngebiet des IS in Syrien entfernt. Schon in der kommenden Woche sollen dorthin knapp 50 Soldaten und zwei Tornados aus Jagel verlegt werden.
    "Es werden kurz nach der Verlegung des Personals täglich nahezu Antonov Großluftraumfahrzeuge in die Türkei fliegen, um alles erforderliche Material zu verlegen."
    Hauptquartier: Katar
    Im Januar soll der Verband dann die volle Einsatz-Stärke erreichen. Das Hauptquartier wird allerdings in Katar am Persischen Golf eingerichtet. Dort sollen Entscheidungsträger der Bundeswehr prüfen, ob die angeforderten Flüge auch dem Mandat entsprechen. Soldaten vom Tornado-Standort Büchel in der Eifel werden in einigen Monaten die Operation unterstützen.
    Sie fliegen bisher die Jagdbomber-Variante des Tornados und müssen für die Aufklärungsmission zunächst noch fortgebildet werden. Die hochauflösenden Digital-Kameras, die unterhalb der Kampfjets befestigt sind, liefern per Funk Bilder möglicher Angriffsziele: Stellungen oder auch Industrieanlagen. Bewegliche Ziele wie etwa Konvois stehen dagegen nicht im Fokus.
    "Dafür sind auch unsere Aufklärungsergebnisse doch nicht aktuell genug. Hier geht es eher um die Lagegewinnung. Denn sie sind nicht das einzige Aufklärungsmittel – es gibt auch die unbemannten Aufklärungssysteme, die dann in der Lage sind, sage ich mal, über kleinere Regionen permanent Aufklärung zu leisten. Ich könnte mir das so vorstellen, dass wir mit unseren Aufklärungsergebnissen dazu betragen werden, dass die anderen Aufklärungssysteme viel zielgerichteter – und da eingesetzt werden wo sie nötig sind."
    Auch wenn bereits andere Nationen zahlreiche Luftbilder über dem IS-Gebiet aufgenommen haben, könne die Bundeswehr dennoch dazu beitragen, ein genaueres Bild der Lage zu bekommen, sagte Oberst Krah.
    In Afghanistan war die Bedrohungslage vergleichbar
    Einer der Piloten, die vermutlich im Januar in die Türkei verlegt werden, ist der 40jährige Alexander S. Wie schnell eine Notsituation entstehen kann, hat er selbst schon erlebt:
    "Also, ich selbst habe mich auch schon einmal mit einem Schleudersitz gerettet. Allerdings im Friedens-Flugbetrieb. Und dem zufolge weiß ich, wie das Rettungssystem funktioniert und dass man diesem auch Vertrauen schenken kann. Und was für uns auch ganz wichtig ist, als Piloten, es existiert auch eine Rettungskette, die es ermöglicht uns auch möglichst schnell aus dem Gebiet dann auch zu retten und zu evakuieren."
    Die Brutalität des IS beim Umgang mit Kriegsgefangenen ist ihm bewusst:
    "Also, dadurch, dass wir ja auch schon in Afghanistan im Einsatz waren, auch dort war die Bedrohungslage vergleichbar – auch dort hätte man dem Gegner nicht in die Händen fallen wollen. Auch da haben wir uns mit dieser Situation schon auseinandergesetzt."
    Zur politischen Grundsatzdiskussion, ob der Einsatz den Terror zurückdrängt oder ihn – bei möglichen zivilen Opfern – womöglich fördert, dazu wollten die Soldaten in Jagel heute erwartungsgemäß keine Stellung beziehen:
    "An dieser Debatte beteilige ich mich im Moment nicht. Ganz ehrlich – wir haben gerade wirklich damit zu tun, in den Einsatz zu kommen, das bedarf meiner Aufmerksamkeit genug."
    Oberst Krah gehört als Commodore des 1.Einsatzgeschwaders selbst zu den Soldaten, die Weihnachten voraussichtlich in der Türkei verbringen.