"Wir haben hier jetzt den Schlafbereich und hinten den Aktivitätsbereich. Jetzt sehen wir hinten da diese Edelstahldinger, da sind diese Strohpallets drin, wo sie halt dran knabbern können, dran spielen können, da hängt ein bisschen Holz runter ..."
Bei Christoph Becker aus Wietzendorf in der Lüneburger Heide geht es anders zu als in konventionellen Schweineställen. Die sogenannten Buchten sind klar unterteilt: Dort, wo die Tiere schlafen, gibt es keine Metallspalten, sondern eine durchgängige Bodenfläche. Hier ist es auch wärmer und zugluftgeschützt. Außerdem haben die von Natur aus neugierigen Schweine in Beckers Stall sehr viel mehr Platz, sich zu bewegen und mit dem Beschäftigungsmaterial aus Naturstoffen zu spielen.
"Das in Kombination mit der Strukturierung der Buchten erzeugt bei den Tieren einfach ein viel besseres Wohlbefinden."
Christoph Becker hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb für das demnächst startende Tierschutzlabel zertifizieren lassen. Das hellblaue Siegel mit der Aufschrift "Für mehr Tierschutz" wird Mitte Januar auf der Grünen Woche in Berlin offiziell vorgestellt. Es kennzeichnet Fleisch von Tieren, bei deren Haltung mehr Wert auf Tierschutz gelegt wird, als es der Gesetzgeber vorschreibt. Gleichzeitig soll es preisgünstiger erhältlich sein als Biofleisch, weil zum Beispiel auf ökologisches Futter verzichtet wird. Bei dem Tierschutzlabel handelt sich um eine nicht-staatliche Kennzeichnung, die von Tierschützern und der Wirtschaft gemeinsam ins Leben gerufen wurde. Ähnliches gibt es bereits in den Niederlanden. Auch die EU wollte ursprünglich ein solches Gütesiegel, das besonders tiergerechte Haltung hervorhebt, europaweit einführen. Doch das lässt bislang genauso auf sich warten wie eine vor Jahren in Deutschland diskutierte Kennzeichnung. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
"Der Gesetzgeber versagt, es gibt keine Kennzeichnung, es gibt eine Verweigerung auf Bundesregierungsebene, überhaupt eine Kennzeichnung zu machen. Die Tiere leiden in den Stallsystemen. Die Mindeststandards der gesetzlichen Haltung sind überhaupt nicht ausreichend aus Tierschutzsicht. Deshalb sind wir gefordert, für die Tiere was zu bewegen und ein Tierschutzlabel, das Standards weit über das Tierschutzgesetz prämiert, mit einer Auszeichnung, ist der einzig jetzt mögliche Weg, den Tieren sofort zu helfen."
Der Start erfolgt zunächst nur für Produkte von Masthühnern und –schweinen. Bereits in den nächsten Tagen werden die ersten abgepackten Fleischstücke in Supermärkten vor allem in Norddeutschland und im Ruhrgebiet erhältlich sein. Das Tierschutzlabel umfasst eine Einstiegs- und eine Premiumstufe. Beiden liegen Kriterien an die Tierhaltung, den Tiertransport und die Schlachtung zugrunde, die gemeinsam u.a. mit dem Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, entwickelt wurden. Deutlich mehr Platz als bislang und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten in der Eingangsstufe soll z.B.. gegenseitiges Schwänzebeißen bei Schweinen und Picken bei den Hühnern verhindern. Wer mit dem Tierschutzlabel für sich werben will, muss im Stall beispielsweise pro Schwein mindestens 1,1 Quadratmeter Platz zur Verfügung stellen statt bislang nur 0,75 Quadratmeter. Schwänzekürzen oder Kastration ohne Betäubung darf es bei Produkten, die unter dem Tierschutzlabel verkauft werden, nicht geben. Im Premiumstandard kommen mehr Auslauf und ein verbessertes Stallklima hinzu.
"Was dazu kommt bei den Masthühnern, auch in der Einstiegsstufe, ist das dann noch das Wachstum begrenzt ist. Ein Problem bei Masthühnern ist, dass sie so schnell wachsen, dass sie am Ende der Mast Einschränkungen im Fortbewegungsverhalten zeigen. Deswegen gibt es da eine Beschränkung auf eine Gewichtszunahme von 45 Gramm pro Tag, die zur Folge hat, dass die Mast etwas länger dauert, dass die Tiere aber bis zum Ende der Mast wirklich sehr mobil sind."
Sagt Lars Schrader vom Friedrich-Löffler-Institut für Tierschutz und Tierhaltung, der die Kriterien mitentwickelt hat und das Projekt wissenschaftlich begleitet. Er schätzt, langfristig könnten die Tierschutzlabel-Produkte einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent erreichen. Jetzt zum Start wird ihr Anteil mit 0,1 Prozent am Gesamtmarkt jedoch noch verschwindet gering sein. Nur einige Dutzend landwirtschaftliche Betriebe haben sich bislang für das Tierschutzlabel zertifizieren lassen. Sie müssen sich künftig regelmäßigen unabhängigen Kontrollen unterziehen, verspricht der Deutsche Tierschutzbund. Da eine tiergerechtere Produktion, vor allem der erhöhte Platzbedarf, für die Landwirte Mehrkosten verursacht, wird der Verbraucher für Produkte mit dem Tierschutzlabel etwa 10-20 Prozent mehr zahlen müssen als für Fleisch aus konventioneller Haltung.
Links in Netz:
Informationen des Deutschen Tierschutzbundes zum neuen Label
Bei Christoph Becker aus Wietzendorf in der Lüneburger Heide geht es anders zu als in konventionellen Schweineställen. Die sogenannten Buchten sind klar unterteilt: Dort, wo die Tiere schlafen, gibt es keine Metallspalten, sondern eine durchgängige Bodenfläche. Hier ist es auch wärmer und zugluftgeschützt. Außerdem haben die von Natur aus neugierigen Schweine in Beckers Stall sehr viel mehr Platz, sich zu bewegen und mit dem Beschäftigungsmaterial aus Naturstoffen zu spielen.
"Das in Kombination mit der Strukturierung der Buchten erzeugt bei den Tieren einfach ein viel besseres Wohlbefinden."
Christoph Becker hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb für das demnächst startende Tierschutzlabel zertifizieren lassen. Das hellblaue Siegel mit der Aufschrift "Für mehr Tierschutz" wird Mitte Januar auf der Grünen Woche in Berlin offiziell vorgestellt. Es kennzeichnet Fleisch von Tieren, bei deren Haltung mehr Wert auf Tierschutz gelegt wird, als es der Gesetzgeber vorschreibt. Gleichzeitig soll es preisgünstiger erhältlich sein als Biofleisch, weil zum Beispiel auf ökologisches Futter verzichtet wird. Bei dem Tierschutzlabel handelt sich um eine nicht-staatliche Kennzeichnung, die von Tierschützern und der Wirtschaft gemeinsam ins Leben gerufen wurde. Ähnliches gibt es bereits in den Niederlanden. Auch die EU wollte ursprünglich ein solches Gütesiegel, das besonders tiergerechte Haltung hervorhebt, europaweit einführen. Doch das lässt bislang genauso auf sich warten wie eine vor Jahren in Deutschland diskutierte Kennzeichnung. Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.
"Der Gesetzgeber versagt, es gibt keine Kennzeichnung, es gibt eine Verweigerung auf Bundesregierungsebene, überhaupt eine Kennzeichnung zu machen. Die Tiere leiden in den Stallsystemen. Die Mindeststandards der gesetzlichen Haltung sind überhaupt nicht ausreichend aus Tierschutzsicht. Deshalb sind wir gefordert, für die Tiere was zu bewegen und ein Tierschutzlabel, das Standards weit über das Tierschutzgesetz prämiert, mit einer Auszeichnung, ist der einzig jetzt mögliche Weg, den Tieren sofort zu helfen."
Der Start erfolgt zunächst nur für Produkte von Masthühnern und –schweinen. Bereits in den nächsten Tagen werden die ersten abgepackten Fleischstücke in Supermärkten vor allem in Norddeutschland und im Ruhrgebiet erhältlich sein. Das Tierschutzlabel umfasst eine Einstiegs- und eine Premiumstufe. Beiden liegen Kriterien an die Tierhaltung, den Tiertransport und die Schlachtung zugrunde, die gemeinsam u.a. mit dem Friedrich-Loeffler-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, entwickelt wurden. Deutlich mehr Platz als bislang und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten in der Eingangsstufe soll z.B.. gegenseitiges Schwänzebeißen bei Schweinen und Picken bei den Hühnern verhindern. Wer mit dem Tierschutzlabel für sich werben will, muss im Stall beispielsweise pro Schwein mindestens 1,1 Quadratmeter Platz zur Verfügung stellen statt bislang nur 0,75 Quadratmeter. Schwänzekürzen oder Kastration ohne Betäubung darf es bei Produkten, die unter dem Tierschutzlabel verkauft werden, nicht geben. Im Premiumstandard kommen mehr Auslauf und ein verbessertes Stallklima hinzu.
"Was dazu kommt bei den Masthühnern, auch in der Einstiegsstufe, ist das dann noch das Wachstum begrenzt ist. Ein Problem bei Masthühnern ist, dass sie so schnell wachsen, dass sie am Ende der Mast Einschränkungen im Fortbewegungsverhalten zeigen. Deswegen gibt es da eine Beschränkung auf eine Gewichtszunahme von 45 Gramm pro Tag, die zur Folge hat, dass die Mast etwas länger dauert, dass die Tiere aber bis zum Ende der Mast wirklich sehr mobil sind."
Sagt Lars Schrader vom Friedrich-Löffler-Institut für Tierschutz und Tierhaltung, der die Kriterien mitentwickelt hat und das Projekt wissenschaftlich begleitet. Er schätzt, langfristig könnten die Tierschutzlabel-Produkte einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent erreichen. Jetzt zum Start wird ihr Anteil mit 0,1 Prozent am Gesamtmarkt jedoch noch verschwindet gering sein. Nur einige Dutzend landwirtschaftliche Betriebe haben sich bislang für das Tierschutzlabel zertifizieren lassen. Sie müssen sich künftig regelmäßigen unabhängigen Kontrollen unterziehen, verspricht der Deutsche Tierschutzbund. Da eine tiergerechtere Produktion, vor allem der erhöhte Platzbedarf, für die Landwirte Mehrkosten verursacht, wird der Verbraucher für Produkte mit dem Tierschutzlabel etwa 10-20 Prozent mehr zahlen müssen als für Fleisch aus konventioneller Haltung.
Links in Netz:
Informationen des Deutschen Tierschutzbundes zum neuen Label