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Kampf gegen IS
Brisante Dokumente lassen IS-Terroristen bangen

Hunderte Islamisten aus Deutschland sind nach Syrien und in den Irak ausgereist, um sich der Terrormiliz IS anzuschließen. Die Gruppe nimmt es offenbar genau mit Bürokratie und erfasst Neuankömmlinge mit Personalbögen. Die sind nun in die Hände deutscher Ermittler gelangt.

    Bewaffnete Isis-Dschihadisten
    Bewaffnete ISIS-Kämpfer in Baidschi. (Hanein.info / AFP)
    Dem Bundeskriminalamt liegen brisante Papiere vor, die aus dem Inneren der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) kommen sollen und Informationen zu deutschen Kämpfern enthalten. Das berichteten die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR. Das Material soll aus Befragungen von IS-Anhängern stammen - nach der Einreise in das von der Terrororganisation beherrschte Gebiet in Syrien und Irak.
    Ausländische Kämpfer müssen demnach beim IS in einer Art Personalbogen ausführlich Angaben zu ihrer Person und ihren Qualifikationen machen. Ein BKA-Sprecher bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass seiner Behörde derartige Papiere vorliegen - und dass die Experten sie für echt halten. Das Material soll nun bei Ermittlungen und der Strafverfolgung helfen.
    "Wir gehen davon aus, dass es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um echte Dokumente handelt", sagte der BKA-Sprecher. "Wir nutzen diese nun zur Strafverfolgung und für gefahrenabwehrende Maßnahmen." Zu Details äußerte er sich nicht. Aus anderen Sicherheitskreisen hieß es ebenfalls, das Material sei vermutlich authentisch und könne für die weitere Arbeit sehr wertvoll sein.
    Fragebögen mit 23 Angaben zur Person
    Aus den Unterlagen ergibt sich den Journalisten zufolge, welche Deutschen beim IS offenbar besonderen Einfluss haben. Zudem seien Namen von Islamisten verzeichnet, die nach ihrer Rückkehr nach Deutschland bisher unbehelligt blieben - sie hatten demnach bisher abgestritten, beim IS gewesen zu sein. Insbesondere bei ihnen dürfte die Angst vor strafrechtlicher Verfolgung nun steigen. Bislang haben die Ermittler oft Mühe, Verdächtigen die Mitgliedschaft beim IS nachzuweisen.
    Den Medienberichten zufolge muss jeder IS-Freiwillige der Terrormiliz gegenüber Angaben zu 23 Fragen machen. Neben dem Namen, Kampfnamen und vorherigem Wohnort würden zum Beispiel auch Informationen zu Schleusern, Angehörigen, religiöser Bildung und Dschihad-Erfahrung abgefragt. Die Einreisenden könnten zudem angeben, ob sie beispielsweise als Kämpfer oder Selbstmordattentäter eingesetzt werden wollten.
    Nach Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden sind bislang insgesamt mehr als 800 Islamisten aus Deutschland in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist, rund 20 Prozent davon Frauen. Etwa 130 dieser Islamisten sind bislang in den Kampfgebieten ums Leben gekommen. Ein Drittel der Ausgereisten ist dagegen inzwischen wieder zurück in Deutschland.