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Kampf gegen IS
Kobane unter schwerem Beschuss

Um die Stadt Kobane an der syrisch-türkischen Grenze toben seit Tagen Gefechte zwischen der Terrormiliz "Islamischer Staat" und kurdischen Kämpfern. Nach kurdischen Angaben konnten die IS-Milizen inzwischen aus einigen Vierteln der Stadt zurückgedrängt werden. Die Dschihadisten starteten aber direkt eine neue Offensive.

    Ein Soldat aus der Einheit von der kurdischen Peschmerga
    Ein Soldat aus der Einheit von der kurdischen Peschmerga. (Sebastian Backhaus, dpa)
    Die Lage in der von der Terrormiliz Islamischer Staat eingekesselten syrisch-kurdischen Stadt Kobane wird immer dramatischer. Augenzeugen berichteten am Mittwoch von heftigen Gefechten im strategisch wichtigen Grenzort. Nachdem Luftschläge der internationalen Koalition und kurdische Kämpfer die Dschihadisten zunächst gebremst hatten, gingen die IS-Milizen zu einer Gegenoffensive über.
    Ein dpa-Korrespondent berichtete von heftigen Gefechten in Kobane (arabisch: Ain al-Arab), die auf der türkischen Seite der Grenze zu hören seien. Verwundete kurdische Kämpfer würden aus Kobane in türkische Krankenhäuser gebracht.
    Ein kurdischer Aktivist in Kobane sagte der dpa am Telefon, die Kämpfe konzentrierten sich auf den Osten der Stadt. "IS-Kämpfer haben eine groß angelegte Offensive begonnen, um den gesamten Bezirk Kani Araban unter ihre Kontrolle zu bringen", sagte er. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die kurdische Nachrichtenseite Welati hatten zuvor gemeldet, kurdische Kämpfer hätten den Vormarsch der Dschihadisten gebremst und sie an den östlichen Stadtrand gezwungen. Die sunnitischen Extremisten waren am Montag nach wochenlangen Kämpfen in die Ortschaft eingedrungen.
    Hollande für Pufferzone
    Frankreichs Staatspräsident François Hollande sprach sich für die Einrichtung einer Pufferzone für Flüchtlinge zwischen Syrien und der Türkei aus. Diese solle vertriebene Menschen aufnehmen und schützen, teilte der Élysée-Palast nach einem Telefonat Hollandes mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan mit. Hollande habe dabei die Notwendigkeit betont, "das Massaker an der Bevölkerung im syrischen Norden zu verhindern". Er habe sich damit hinter die Idee Erdogans gestellt, eine solche Pufferzone einzurichten.
    Die syrischen Kurden baten die internationale Gemeinschaft unterdessen eindringlich um schwere Waffen. "Jeder sagt 'wir stehen Euch bei'", sagte der Ko-Präsident der syrischen Kurden-Partei PYD, Salih Muslim, der türkischen Zeitung "Hürriyet Daily News". Aber kein Land unternehme dafür konkrete Schritte.
    Türkische Regierung in Bedrängnis
    Die dramatische Lage in Kobane bringt auch die türkische Regierung in Ankara zunehmend in Bedrängnis. Im kurdisch dominierten Südosten des Landes kamen bei Protesten von Kurden gegen die Syrien-Politik der Regierung mindestens 19 Menschen ums Leben. Die Demonstranten hatten mehr Schutz für Kobane gefordert. Später kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Bisher haben die an der Grenze stationierten türkischen Truppen nicht in die Kämpfe eingegriffen. Das Parlament in Ankara hatte der Regierung jedoch die Erlaubnis erteilt, militärisch gegen Terrorgruppen in Syrien und im Irak vorzugehen.
    Die Kämpfe im Irak und in Syrien wirken sich auch auf Deutschland aus: Bei Gewaltausbrüchen zwischen Kurden und Islamisten wurden in Hamburg und Celle mindestens 23 Menschen teils schwer verletzt.
    (pg/stfr)