Die Bundesregierung unterstützt mit den Lieferungen den Kampf der kurdischen Regionalregierung gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Noch nicht in der Ladung enthalten waren Waffen, auf deren Lieferung an die Kurden sich die Bundesregierung am Sonntag verständigt hatte. Diese sollen erstmals im Lauf des Septembers auf den Weg gebracht werden. Dabei wird es unter anderem um Panzerfäuste, Gewehre, Handgranaten und Munition gehen.
Die russische Frachtmaschine vom Typ Antonow war gegen Mitternacht vom Flughafen Leipzig/Halle gestartet und nach einem dreistündigen Zwischenstopp in Bagdad nach Erbil weitergeflogen. Dort sitzt die kurdische Autonomieregierung.Die Entladung der Maschine mit rund 9500 militärischen Ausrüstungsgegenständen werde etwa zwei Stunden dauern. Teile der Fracht sollten noch im Laufe des Tages den kurdischen Streitkräften (Peschmerga) übergeben werden.
Zwischenlandung in Bagdad notwendig
Aufgrund der politischen Befindlichkeiten in Bagdad, wo die Parteien der Schiiten, Kurden und Sunniten aktuell über die Bildung einer neuen Regierung unter dem designierten Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi verhandeln, musste die Maschine in der irakischen Hauptstadt zwischenlanden, wo die Fracht inspiziert worden war.
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Geste des Misstrauens, ist nach Einschätzung von Beobachtern vor allem ein Versuch der arabischen Politiker in Bagdad, eine eigenständige Außenpolitik der Kurden zu verhindern. Bei humanitären Hilfsflügen der Bundeswehr im August war der Umweg nicht notwendig gewesen.
Westen, Helme, Funkgeräte
An Bord der Maschine befinden sich rund 4000 Gefechtshelme und ebensoviele Schutzwesten für die kurdischen Kämpfer. Rund 700 Handfunkgeräte sollen die Kommunikation zwischen den kurdischen Verbänden verbessern. Zudem liefert die Bundeswehr 680 spezielle Infrarot-Nachtsichtzielfernrohre. Auch Gerät zur Minen- und Munitionsbeseitigung sind Bestandteil der Lieferung - etwa 30 Minensonden, 20 Metallsuchgeräte sowie 40 Werkzeug- und Geräteausstattungen. Transportiert werden sie von der russischen Frachtfluggesellschaft Volga-Dnepr.
Mehrere IS-Kämpfer getötet
Unterdessen soll bei einem Luftangriff im Nordirak nach Angaben aus Bagdad ein enger Vertrauter des Topterroristen Abu Bakr al-Bagdadi getötet worden sein. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Hadschir al-Suri sei rechte Hand von Al-Bagdadi gewesen, dem Anführer der Terrormiliz, berichtete die Nachrichtenseite Shafaaq News unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Er sei in der Stadt Mossul rund 400 Kilometer nördlich von Bagdad getroffen worden. Insgesamt seien bei dem Angriff 50 IS-Kämpfer gestorben.
Die Terrormiliz stürmte im Norden des Iraks ein Dorf und verschleppte mindestens 50 Männer. Die Entführten aus Tel Ali westlich der Stadt Kirkuk seien an einen unbekannten Ort gebracht worden, meldeten irakische Medien. Nach Angaben der Nachrichtenseite Al-Mada war die Entführung ein Racheakt, nachdem Bewohner des Dorfes eine Fahne des Islamischen Staates verbrannt hatten.
Amerli braucht dringend Hilfe
Die humanitäre Lage in der befreiten Stadt Amerli rund 180 Kilometer nördlich von Bagdad ist weiter kritisch. Die Menschen dort bräuchten dringend weitere Hilfe, erklärte das UN-Kinderhilfswerk Unicef. Amerli war mehr als zwei Monate von IS-Kämpfern eingeschlossen. Am vergangenen Wochenende gelang es der Armee und kurdischen Einheiten, die Blockade zu durchbrechen. Die USA setzten ihren Luftkampf gegen die Terrormiliz fort. Bisher seien 127 Luftangriffe geflogen worden, teilte das US-Zentralkommando in Tampa (US-Bundesstaat Florida) am Donnerstag mit.
(nch/swe)