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Kampf gegen IS
Tödlicher Irrtum

Folgenschwerer Fehler bei einem von den USA geführten Angriff auf IS-Stellungen: In der nordsyrischen Stadt Kobane sind nach Medienangaben versehentlich kurdische Verbündete getötet worden. Neben Kämpfern der Volksschutzeinheiten (YPG) traf es auch eine Zivilistin.

    Ein F18-Kampfflugzeug der US-Luftwaffe (Archivbild)
    Von einem Kampfflugzeug der Alliierten aus wurden versehentlich Kurden getötet. (dpa)
    Die irakisch-kurdische Nachrichtenseite Rudaw berichtete, es seien sechs Kämpfer ums Leben gekommen, später bestätigte YPG-Sprecher Idris Nassan die Opfer. "Die allierten Flugzeuge hatten auf IS-Kämpfer gezielt", sagte Nassan. Die Islamisten hätten sich in der Nacht in einem Haus im Osten Kobanes versteckt - dort allerdings hätten schon mehrere ältere kurdische Frauen Unterschlupf gesucht.
    Nach Angaben Nassans sind etwa ein Drittel Kobanes unter Kontrolle der IS-Dschihadisten, der Rest werde von YPG-Einheiten verteidigt - allerdings unter schwierigen Bedingungen: So werden etwa Medikamente und Verbandszeug knapp. "Alle wichtigen Vorräte wie Bandagen, Antibiotika und Betäubungsmittel gehen zur Neige", sagte Nassan. Verletzte lägen im Sterben, weil es keine Medikamente für sie gebe.
    Kurden fordern weitere Waffen
    Trotz der heftigen Luftschläge der internationalen Koalition sind die IS-Milizen im Irak weiter auf dem Vormarsch und haben nach Angaben des US-Sondergesandten für den Kampf gegen den IS, General a.D. John Allen, erhebliche Geländegewinne gemacht. Der Präsident der kurdischen Autonomieregion im Nordirak, Massud Barsani, forderte daher mehr Hilfe des Westens, vor allem schwere und moderne Waffensysteme: "Wir brauchen Panzer, Artillerie, gepanzerte Mannschaftswagen und Antipanzerraketen." Der "Bild"-Zeitung sagte er: "Die internationale Gemeinschaft muss die Unterstützung maximieren, damit Kobane nicht bald komplett vom IS kontrolliert wird."
    Unions-Fraktionschef Volker Kauder brachte auch Waffenlieferungen an die in Deutschland und der Türkei verbotene PKK ins Spiel. "Ich weiß, welche Probleme die Türkei mit der PKK hat, aber zuzuschauen, wie die IS wichtige Grenzstädte einnimmt und sich immer mehr zu einer Bedrohung der weltweiten Sicherheit entwickelt, kann nicht die Lösung sein", sagte er "Spiegel Online". "Die Unterstützung von weiteren Gruppen schließe ich nicht aus. Aber das ginge sicher nicht gegen die Türkei, sondern nur mit ihr. Das gilt auch für eine Unterstützung der PKK." Zwar seien Waffenlieferungen stets mit Risiken verbunden - würde der IS überhaupt nicht gestoppt, sei das Risiko aber viel größer.
    Rauch über Kobane
    Die Kämpfe in der Stadt Kobane gehen mit unverminderter Heftigkeit weiter. (picture alliance / dpa / Tolga Bozoglu)
    (swe/tgs)