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Kampf gegen tickende Zeitbomben

2002 wurde die G8-Partnerschaft zur Entsorgung von Massenvernichtungsmaterial gegründet. Kurz nach den Anschlägen auf das World Trade Center galt die Nuklearsicherheit als eine Aufgabe der internationalen Staatengemeinschaft - jetzt steht die Fortführung der Partnerschaft auf dem G8-Gipfel zur Debatte.

Von Andrea Rehmsmeier |
    "Hören Sie dieses Geräusch? Das ist die radioaktive Strahlung! Schauen Sie! 100 Mikroröntgen! Jetzt sind es schon 200! 217! Das ist ein Albtraum! Das ist zehn Mal höher als der Grenzwert!"
    Das Dörfchen Tatárskaja Karábolka, südliches Uralgebirge. Hier hängt ein kleines Hirschgeweih über der Tür eines Holzhauses. Die Bewohnerin starrt auf das Display des Geigerzählers: Immer höher klettert der Wert, bis er sich – endlich - bei 400 Mikroröntgen einpendelt. Der Umweltaktivist Valentín Kutjépov schüttelt besorgt den Kopf: das 20-fache des zulässigen Grenzwertes. Das ist viel - sogar für das Dorf Karábolka, das für seine hohe Strahlenbelastung bekannt ist. 40 Kilometer südwestlich von hier gibt es eine kerntechnische Großanlage mit trauriger Vergangenheit: "Mayak", der "Leuchtturm". Früher wurde hier Waffenplutonium für die sowjetischen Atombomben hergestellt.

    Im Jahr 1957 kam es dabei zu einem folgenschweren Unfall: Ein Fass mit 80 Tonnen Atommüll explodierte. Seitdem gibt es Hotspots in den Waldregionen, über die damals die nukleare Wolke hinweggezogen ist. Das sind hoch radioaktive Kleinstpartikel, erklärt Kutjépov. Die haben sich auf dem Waldboden oder im Gestrüpp abgelagert, von dort aus gelangen sie in die Nahrungskette.

    Das Wettrüsten des Kalten Krieges hat ein schweres Erbe hinterlassen. Viele Regionen der ehemaligen Sowjetunion sind radioaktiv belastet. Und immer noch gibt es, Schätzungen zufolge, weit mehr als tausend Orte, an denen Strahlenmaterial schlecht oder gar nicht geschützt herumliegt. Dazu kommen gewaltige Mengen von todbringenden Stoffen, die ursprünglich als Munition für Massenvernichtungswaffen dienen sollten: etwa 130 Tonnen Plutonium, 1250 Tonnen waffenfähiges Uran und 40.000 Tonnen Kampfgas, auch dies sind Schätzungen internationaler Experten: In jedem Fall handelt es sich um tickende Zeitbomben, die möglichst schnell gesichert und nach Möglichkeit vernichtet werden müssen.

    Auf ihrem Gipfeltreffen 2002 im kanadischen Kananaskis entschieden die G8-Staaten - die Gruppe der großen Industriestaaten und Russland - dass nicht die Rechtsnachfolger der Sowjetunion allein die Last der Entsorgung zu tragen hätten. Vielmehr lautete der Beschluss: Die internationale Staatengemeinschaft steht den GUS-Staaten bei und trägt einen Teil der Abrüstungskosten mit.

    Das war die Geburtsstunde der "Globalen Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und -materialien". 2002 – das war die Zeit unmittelbar nach den Anschlägen auf das World Trade Center. Die Schreckensvision des Nuklearterrorismus kursierte in der Weltpolitik. Und so kam es zu dieser Initiative, die bis heute an Umfang und Vielfältigkeit Ihresgleichen sucht: Mit insgesamt zwei Milliarden US-Dollar, so nahmen sich die G8-Staaten damals vor, wollten sie bis zum Jahr 2012 Abrüstungs-Projekte in Osteuropa und Zentralasien finanzieren. Weitere Staaten schlossen sich der Abrüstungsinitiative "Global Partnership" an.

    Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder unterstützte das Vorhaben nachdrücklich. Die Initiative der G8-Staaten sei bis heute richtungweisend, meint Claus Wunderlich, Botschafter im Auswärtigen Amt und stellvertretender Beauftragter für Abrüstung und Rüstungskontrolle. Sein Ressort betreut ein umfangreiches Global-Partnership-Programm zur Vernichtung von Chemiewaffen.

    "2002 war es so, dass damals die Regierenden – der amerikanische Präsident, der russische Präsident, der deutsche Bundeskanzler, diese Entscheidung getroffen haben. Es ging ja damals darum, den Russen bei der Vernichtung der chemischen Waffen zu helfen. Sie hatten offensichtlich einen großen Bedarf, auch an ausländischer Expertise, speziell unserer Expertise. Dazu stehen wir. Das Programm ist gut gelaufen bisher, läuft auch weiterhin gut. Wir denken, dass es für unsere eigenen Interessen gut ist, wenn diese Waffen wirklich vernichtet sind."
    Neben den USA, die ohnehin zehn Milliarden Dollar für Abrüstungsprojekte auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion eingeplant hatten, wurde Deutschland zum Großsponsor der "Globalen Partnerschaft": 1,5 Milliarden US-Dollar wollte Bundeskanzler Schröder investieren: Geld, das in die Vernichtung von Chemiewaffen, in das Abwracken von Atom-U-Booten und in die Sicherung von waffenfähigem Spaltmaterial fließen sollte. Auch die Russische Föderation selbst wollte sich mit 2 Milliarden Dollar beteiligen.

    2012 läuft die "Globale Partnerschaft" zur Sicherung und Vernichtung der sowjetischen Nuklearaltlasten offiziell aus – es sei denn, die G8-Staaten beschließen eine Verlängerung der Initiative, und erweitern das Budget. Das diskutieren die Teilnehmer des Gipfeltreffens bei ihrem heutigen Treffen in Kanada. Eine Frage, die in Zeiten von internationaler Wirtschaftskrise und nationalen Sparplänen besonders schwer zu beantworten ist. Das weiß auch Professor Götz Neuneck, stellvertretender wissenschaftlicher Direktor am Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik.

    "Muss der reichere Westen dafür investieren, um die Materialien in Russland zu sichern? Das ist eine berechtigte Frage, aber man kann die Frage auch umdrehen: Was sind die Bedrohungspotenziale? Wir reden in diesen Tagen von der Gefahr, dass zum Beispiel Terroristen sich dieses Materials bemächtigen und dann großen Schaden anrichten. Deswegen ist es prinzipiell wichtig, dass man alle Lagerstätten sichert, dass man das Material abschafft. Die Dinge lösen sich nicht einfach auf. Sondern sie müssen mit großen Schwierigkeiten gesichert werden, mit technischen, juristischen und politischen. Mir hat mal ein C-Waffen-Forscher gesagt: Es kostet einen Dollar, um eine bestimmte Menge Kampfstoff herzustellen, es kostet 10 Dollar, das in eine Waffe hineinzubringen. Und es kostet 100 Dollar, und diesen Sprengkopf dann wieder zu zerstören."
    "Majak" – der "Leuchtturm", die berühmt-berüchtigte Kernanlage am Ural. Geschützt von einem Hochsicherheitszaun und bewacht von bewaffneten Uniformierten, liegt sie in den Wäldern des Ural. Nur von Weitem, von einer Anhöhe herab, ist ein Blick zu erhaschen auf das riesige, 90 Quadratkilometer große Gelände. Es ist ein nukleares Gewerbegebiet mit über 10 000 Beschäftigten, mit einer Wiederaufbereitungsanlage, Atommülllagern und zwei Reaktoren in Betrieb. Hier ist vor gut 50 Jahren das Schreckensszenario wahr geworden, und der schlampige Umgang mit hoch radioaktivem Atommüll hat die Region zum ökologischen Notstandsgebiet gemacht. Doch die Zeiten haben sich geändert: Statt Plutonium produziert die Anlage heute Radioisotope für den medizinischen Gebrauch. Und für die Sicherheit sorgen internationale Förderprogramme, darunter auch das Programm "Globale Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und –materialien".

    Wie eine solche Wendung möglich war, das können nur Menschen wie Valentín Kutjépov ermessen. Der Umweltaktivist, der mit seinem Geigerzähler die verstrahlten Gebiete bereist, war in den 90-ern selbst in der Kernanlage Mayak beschäftigt, als leitender Ingenieur betreute er einen der beiden Reaktoren. Es waren die Krisenjahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, und die Betriebsleitung von Mayak hatte nicht einmal das Geld, ihre Beschäftigten zu bezahlen.

    "Die Mitarbeiter verdienten damals umgerechnet zehn Dollar im Monat – zu wenig, um eine Familie zu ernähren. Wir waren alle in einer üblen Verfassung. Viele meiner Kollegen haben als Taxifahrer oder Kleinhändler dazuverdient, und am Arbeitsplatz sind sie eingeschlafen. Andere haben die Rohre aus den Reaktoren abmontiert, den Stahl haben sie verscherbelt oder in ihren Datschen verbaut. Einmal habe ich beobachtet, wie ein sturzbetrunkener Ingenieur an seinen Arbeitsplatz am Reaktor getragen wurde - der wachhabende Soldat hat nichts dagegen unternommen. Das besserte sich erst im Jahr 1996, als aus den USA die ersten Gelder ankamen, um die Sicherheitstechnik auf einen modernen Stand zu bringen. Zu der Zeit wurden auch die Gehälter erhöht. Damit kehrte die Disziplin schlagartig zurück."
    Schon in den 90-er Jahren hatten viele Staaten – alarmiert von der der haarsträubenden Sicherheitssituation in den russischen Nuklearrüstungsbetrieben - spontane Hilfsprogramme aufgelegt. Mit der Entscheidung der G8-Staaten 2002 für eine " Globale Partnerschaft" in diesen Fragen wurden diese, bereits laufenden Projekte, in einem umfassenden Sicherheitskonzept gebündelt: Erstmals wurden die Risikobereiche systematisch bestimmt und in die Verantwortung einzelner Staaten übergeben. Diese sollten die Sicherheitslücken eigenständig schließen - in Kooperation mit den russischen Partnern. Für die Sicherung des waffenfähigen Spaltmaterials in der Kernanlage Mayak erklärte sich Deutschland zuständig: Gut 23 Millionen Euro stellte das Auswärtige Amt zur Verfügung für eine moderne Zaunanlage mit Kontrollpunkten und Videoüberwachung, die die gewaltigen Mengen an Plutonium, Tritium und hochangereichertem Uran vor Diebstahl schützen soll. Die technische Leitung dieser Arbeiten hat Axel Hagemann von der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit in Köln (GRS).

    "Wir verbessern die Maßnahmen zum physischen Schutz. Da kann man platt sagen: 'Ihr beschäftigt euch mit Zäunen?' Ganz so simpel ist das nicht. Wir schauen uns an, ob die Anlage zielwertig ist, ob sich das überhaupt lohnt. Was haben wir dort für ein Gefährdungspotenzial, wie wichtig ist die Anlage in Zusammenhang mit G8? Danach wird dann in Zusammenarbeit mit den russischen Partnern an einem Maßnahmenkonzept gestrickt, und dann geht es darum, die entsprechenden Dinge anzuschaffen und dort zu installieren. Und auf die Verwendung der Kosten zu achten."
    Hagemann gehört zu den wenigen Ausländern, die je Zutritt zu dem hermetisch abgeriegelten Betriebsgelände im Ural bekommen haben. Mehrmals im Jahr ist er dort, um den Fortgang der Arbeiten zu überwachen – und mit dem, was er dort beobachtet, ist er zufrieden. Die internationale Zusammenarbeit und die zahlreichen Personalschulungen zeigen Wirkung, ein modernes Sicherheitsverständnis wird zur gelebten Betriebskultur. Im Jahr 2012 soll Hagemann den Schlüssel zur Zaunanlage übergeben. Doch wird die Welt dann tatsächlich besser geschützt sein?

    "Es geht zwar eine Menge Geld rüber an das reiche Russland. Aber ich glaube, wir bewegen was, und durch unsere finanzielle Hilfeleistung haben wie die Möglichkeit, mitzubestimmen. Ohne das hätten wir überhaupt keinen Einfluss darauf zu sagen, wann und wie diese Anlagen mal modernisiert werden. Aus unserer Sicht ist die Modernisierung notwendig, und dadurch, dass dieser G8-Beschluss existiert, gab es auch die Mittel dafür. Und ich glaube, dass es insgesamt auch uns hilft, damit wir uns besser geschützt fühlen vor dem Missbrauch von solchem Material."
    Mehr als 23 Millionen Euro aus dem deutschen Haushalt allein für dieses Projekt - nach acht Jahren partnerschaftlicher Abrüstungsanstrengung ist klar: Die Hinterlassenschaften des nuklearen Wettrüstens wieder vom Erdball verschwinden zu lassen, ist eine Herkulesaufgabe. Und die "Globale Partnerschaft" der G8-Staaten besteht aus Hunderten von Einzelmaßnahmen, die von inzwischen 23 verschiedenen Staaten durchgeführt werden.

    Stolpersteine gibt es reichlich: Viele Programme haben sich inzwischen als deutlich teurer erwiesen als kalkuliert, andere schleppen sich im Gezerre um Militärgeheimnisschutz und Mittelkürzungen quälend langsam dahin, wieder andere sind bei Regierungswechseln geräuschlos untergegangen. Eine unabhängige Überprüfung der zugesagten Maßnahmen gibt es nicht, kritisiert Friedensforscher Götz Neuneck. Und doch plädiert er nachdrücklich für die Fortsetzung des Projekts und hofft, dass die G8-Staaten bei ihrem Treffen in Kanada in diesem Sinne votieren werden.

    "Ich denke, eine unabhängige Analyse wäre wichtig, und auch eine Priorisierung bestimmter Programme wäre gut. Und auch eine Erinnerung an Staaten, ihren Verpflichtungen, die sie selbst vorher abgegeben haben, nachzukommen. Denn man sieht deutlich, dass es einige Dauerzahler gibt, und andere Staaten, die nur sehr wenig zahlen."
    Auch in der Russischen Föderation hat sich inzwischen vieles verändert. Das Land hat sein Selbstbewusstsein als Militärgroßmacht wiedergewonnen, seitdem hat es seine eigenen Vorstellungen über Abrüstung und Nuklearsicherheit. Den NATO-Staaten Einblick in sensible Militärprogramme zu gewähren, nur weil diese dort bestimmte Sicherheitsprogramme finanzieren, ist längst nicht mehr selbstverständlich, bestätigt auch Wladímir Orlow, der Präsident des Zentrums für politische Studien in Moskau (PIR-Zentrum).

    "Politisch gesehen hat die globale Partnerschaft inzwischen ihre Super-Priorität verloren, heute sind das ganz normale Arbeitsprogramme – und die sind unterschiedlich erfolgreich. Die Projekte der Schweiz etwa sind klein, aber effektiv. Auch mit Deutschland haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Insbesondere für die Unterstützung im Bereich Nuklearsicherheit sind wir den deutschen Steuerzahlern sehr dankbar – auch wenn es da immer mal wieder Probleme mit dem Militärgeheimnis gibt. Weil Russland natürlich nicht einfach so Einblick in ein militärisches Objekt gewähren kann, nur weil jemand überprüfen will, ob ein Sensor richtig angebracht ist. Aber es gibt auch Geberländer, mit denen wir durchaus unsere Schwierigkeiten hatten."
    Die Kola-Halbinsel, Nordwestrussland, nahe der norwegischen Grenze. Die zerklüftete Nordküste ist militärisches Sperrgebiet: Es ist die Heimatregion der Nordmeerflotte. Zur Sowjetzeit war sie ein Propagandamythos, heute aber hat sie ihre strategische Bedeutung verloren. Gerade 30 von einst über 200 Atom-U-Booten sollen hier noch im Einsatz sein. Doch die nuklearen Hinterlassenschaften der Flotte haben viele Küstenbereiche schwer verstrahlt: Schiffswracks, teilweise mit Kernbrennstoff an Bord, wurden hier einfach liegen gelassen, Atommüll verklappt. Auch hier engagiert sich Deutschland im Rahmen des G8-Projekts zur Nichtverbreitung von Nuklearmaterial.

    Die Saida-Bucht ist Standort eines eigentümlichen Gewerbegebiets: Vom Dach eines Betriebsgebäudes herunter hat man den Blick auf die Überreste der legendären Nordmeerflotte: 33 Reaktorsektionen, herausgeschnitten aus U-Boot-Rümpfen, jede von der Größe eines Einfamilienhauses und mit zwei kleinen Atommeilern im Inneren, lassen ihre Radioaktivität im Polarwind verklingen. Detlef Mietann ist der deutsche Leiter des Projekts "U-Boot-Abwrackung":

    "Man sieht: An den Reaktorsektionen sind noch Kielbleche angeschweißt. Das ist der Bereich, der zusätzlich geschirmt wurde. Da ist in den Zwischenräumen zwischen dem Spanten und angeschweißten Blechen Beton aufgegossen worden. Das ist an verschiedenen Reaktorsektionen unterschiedlich. Hier an dem Zweiten, das von der Marinewerft, wo das Radioaktivzeichen noch dran ist, das ist sehr hochgezogen. In dem Bereich war die Strahlung sehr stark. Deswegen musste die Betonabschirmung sehr hoch gezogen werden. Es wurde nicht unnötig und viel geschirmt, weil das ja auch sehr teuer ist, sondern nur da, wo es notwendig war."
    Das Langzeitzwischenlager ist ein Abrüstungsprojekt unter der Regie des Bundeswirtschaftsministeriums. Ausgeführt wird es von der staatseigenen EWN-Energiewerke Nord GmbH aus Lubmin bei Greifswald, ein Spezialbetrieb für Atommüllbehandlung und Kernkraftwerk-Rückbau. Viele der EWN-Mitarbeiter haben zu DDR-Zeiten in Osteuropa studiert, die russische Sprache ist ihnen ebenso vertraut wie die sowjetische Reaktortechnologie, auch deshalb geht das Projekt zügig voran. In wenigen Jahren soll fast die ganze Flotte sicher auf der Betonplattform untergebracht sein. Es ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, denn im Wasser werden die radioaktiven Schiffswracks zu tickenden Zeitbomben.

    "Alles, was sich da ansetzt an Krebsen, Muscheln, Tank Algen, das ist ständig der Strahlung ausgesetzt. Das beeinflusst die Mikroorganismen, die dann auch wieder ins Meer zurückwandern."

    Dorsch und Heilbutt, Seelachs, Kabeljau und Rotbarsch: Halb Europa ernährt sich von den Fischen, die ihre Laichplätze genau dort haben, wo die Sowjets ihre Wracks verrotten ließen. Doch die U-Boot-Abwrackung ist ein Mammutprojekt - technisch wie finanziell. Allein von russischer Seite sind 17 Institute und 58 Firmen beteiligt, dazu kommen Spezialfirmen aus der ganzen Welt. Mehr als eine Milliarde Dollar hat die internationale Staatengemeinschaft insgesamt zur Verfügung gestellt, den Großteil der Kosten tragen mit 600 Millionen Euro die Deutschen. Und tatsächlich gibt es erste Erfolgsmeldungen: Die U-Boote sind inzwischen fast vollständig zerlegt, das Ökosystem zeigt erste Anzeichen von Erholung, in Fachkreisen gilt das Projekt als vorbildlich.

    Ein Erfolg, der zur Sprache kommen wird, wenn die G8-Staaten über die Fortführung und Finanzierung ihrer Partnerschaft zur Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen und – material beraten. Beratungen, die in Zeiten von Konjunkturspritzen und Sparzwängen stattfinden. Dennoch: US-Präsident Barack Obama gibt sich auch hier als mächtiger Vorkämpfer für Nuklearsicherheit und Atomwaffenabrüstung. Washington macht Druck. Und auch Gastgeberland Kanada sieht die Kampfmittelvernichtung weiterhin als eine Aufgabe der ganzen internationalen Staatengemeinschaft!