Ungefähr im Jahr 2050 dürfte es so weit sein: Dann schwimmen in unseren Weltmeeren mehr Plastikteile als Fische. Das hat die EU-Kommission errechnet, die unbedingt verhindern will, dass es so weit je kommt:
"Jede Sekunde landen etwa 700 Kilogramm Plastikmüll in unseren Ozeanen", warnt EU-Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans.
Der von Experten hat prüfen lassen, welche zehn Einmal-Artikel aus Plastik ganz besonders oft an unseren Stränden angespült werden. Dazu gehören Plastikteller und Plastikbesteck genauso wie Strohhalme. Genau diese Wegwerf-Gegenstände will die Kommission nun verbieten lassen – soweit sie sich problemlos und preisgünstig ersetzen lassen.
"Es ist wichtig dass wir den Gebrauch dieser Produkte massiv einschränken."
Plastik-Ohrstäbchen, Luftballon-Halter und Kaffee-Rührstäbchen
Bereits Anfang Mai hatte ein erster durchgesickerter Gesetzentwurf der Brüsseler Behörde für Diskussionen gesorgt: Fanden sich auf der Verbotsliste neben dem Einweg-Geschirr auch Plastik-Ohrstäbchen, Luftballon-Halter und Kaffee-Rührstäbchen aus Kunststoff. Dabei wird es nun auch in der Endfassung bleiben, wie das ARD Studio Brüssel erfuhr. Richtig so, meint der grüne EU-Parlamentarier Bas Eickhout:
"Es gibt gute Gründe dafür, diese Dinge zu beschränken, weil die wirklich am Ende sehr sichtbar in der Natur landen."
Einen möglichen Aufschrei der Verbraucher, Brüssel wolle ihnen den Spaß an Grillabenden oder Kindergeburtstagen verderben, versucht die Kommission durch das Argument zu entkräften, für Plastikteller und Luftballonhalter gebe es ja längst umweltfreundlichen Ersatz. Und den Kaffee müsse man sich auch nicht unbedingt mit einem Plastikstäbchen umrühren. Die Bundesregierung jedenfalls signalisiert Zustimmung:
"Da, wo man Plastik heute schon gut ersetzen kann, also bei den Einwegartikeln, da sollte man das auf europäischer Ebene regeln und schrittweise aus dem Verkehr nehmen", sagt Bundesumweltministerin Svenja Schulze im Interview mit dem ARD-Studio Brüssel. Die zudem ein stärkeres Recycling von Plastik anmahnt.
Weiteres Ziel weniger Trinkbecher und Verpackungen für Fastfood
In dem Kommissionspapier findet sich auch der Vorschlag, dass bis zum Jahr 2025 die Mitgliedstaaten 90 Prozent aller Plastikflaschen einsammeln sollen – zum Beispiel durch ein Pfandsystem. Auch Trinkbecher und Verpackungen für Fastfood aus Plastik sollen die EU-Staaten eindämmen – wie sie das erreichen, bleibt ihnen aber weitgehend selbst überlassen.
Aus Sicht von Parlamentarier Eickhout gehen die Kommissionsvorschläge in die richtige Richtung – doch das eigentliche Problem, nämlich der Verpackungsmüll, kommt ihm bei der Diskussion über Q-Tipps und Co. etwas zu kurz:
"Halten wir uns nicht mit Ballonstangen auf."
Der Gesetzes-Vorstoß der Kommission muss übrigens erst noch mit den Einzelstaaten und dem EU-Parlament verhandelt werden. Doch am liebsten hätte man in Brüssel spätestens im Frühjahr etwas vorzuweisen. Dann hätte man nämlich rechtzeitig vor der Europawahl bewiesen, dass man der Verschmutzung unserer Weltmeere nicht tatenlos zusehen will.