In der Abschlussklasse der Berufsschule Val de Beauté in Nogent sur Marne steht morgens um 10 Uhr eigentlich das Fach Verwaltung auf dem Stundenplan. Doch den 14 Schülerinnen und Schülern, von denen die Mehrheit sichtbar aus Einwandererfamilien stammt, wird heute eine Aufklärungsstunde zum Thema Zwangsehe präsentiert. Geleitet wird der Unterricht von drei Vertreterinnen von Frauenvereinen, die sich um Einwanderinnen aus Afrika und der Türkei kümmern. Sie zeigen zum Einstieg einen kurzen Film: Porträts einer Gruppe von Berufsschülerinnen im Norden von Paris, die vor zwei Jahren ein Theaterstück zum Thema Zwangsehe selbst geschrieben und auf die Bühne gebracht haben.
Drei dieser Mädchen mussten inzwischen einen Mann heiraten, den ihre Eltern ausgesucht hatten, erklärt Justine Rochrieux vom Verein Gams den Schülern. Und das Thema Zwangsehe kennen auch die Jugendlichen aus Nogent aus ihrem Alltag. Die 18-jährige Myriam erzählt auf dem Pausenhof die Geschichte ihrer besten Freundin, Tochter marokkanischer Einwanderer, die vor einem halben Jahr mit einem Mann verheiratet wurde, den sie vorher gar nicht kannte.
"Jetzt muss meine Freundin sich Tag für Tag bemühen, nett zu sein, dabei liebt sie ihren Mann gar nicht. Ihr Leben ist verpfuscht seit dem Tag, als sie aus der Schule heimkam und ihre Eltern ihr sagten: du wirst nun heiraten. Von klein auf wurde sie wie eine Dienstmagd behandelt, damit sie ihrem künftigen Mann mal eine unterwürfige Hausfrau sei. Und jetzt ist sie gegen ihren Willen unter der Haube, mit einem Mann aus Marokko. Der hat sie geheiratet, um nach Frankreich kommen zu können. Ich habe ihr gesagt: du hältst solange durch, bis dein Mann seine Aufenthaltspapiere hat und dann lässt du dich scheiden. Aber so etwas ist leichter gesagt als getan. Meine Freundin heult sich jeden Tag die Augen aus."
Für die Aufklärungsstunde hat sich die gesamte Schulleitung unisono ausgesprochen. Denn in den vergangenen zwei Jahren verschwanden zwei minderjährige Schülerinnen, Töchter afrikanischer Einwanderer, spurlos aus dem Unterricht. Weil sie in der Heimat der Eltern, im Namen der Tradition, an einen fremden Mann verschachert wurden. Eine von ihnen war Fatouma, die während der Weihnachtsferien angeblich ihre kranke Großmutter im Senegal pflegen sollte. Fatouma hatte das große Glück, mit der Tochter von Schulleiterin Francoise Cador befreundet zu sein.
"Fatouma hatte einen Brief hinterlassen, in dem sie schrieb, dass sie eine Zwangsheirat befürchtete. Als sie nach den Ferien nicht zurückkam, haben wir mit einer Gruppe von Freundinnen alle Hebel in Bewegung gesetzt, mit Rat und Unterstützung des Frauenvereins Gams. Wir hatten sogar die Gattin des senegalesischen Staatspräsidenten auf unserer Seite. Drei Monate später waren wir kurz davor, mit einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit auf den Fall der Minderjährigen aufmerksam zu machen. Das hat wohl der Vater der Schülerin mitbekommen und fürchtete nun, die Justiz am Hals zu haben. Daraufhin ließ er seine Tochter ganz heimlich zurückkommen. Allerdings hat sie seither alle Brücken zu uns abgebrochen. Denn ihr Gatte kam ihr nachgereist. Aber wir wissen, das sie heute immerhin eine Ausbildung als Krankenschwester macht."
Solche Schicksale kennt Isabelle Gillette-Faye zuhauf: jährlich suchen mehr als 300 Mädchen Hilfe beim Frauenverein Gams, weil die Eltern ihr Ja zu einer Ehe mit einem ungeliebten Mann erzwingen wollen. Gams kümmert sich um Einwanderinnen aus Schwarzafrika und macht seit Jahren Lobbyarbeit gegen Zwangsehen. Dass die Regierung nun das Heiratsalter für Mädchen auf 18 Jahre hoch setzen will, geht der Organisation noch nicht weit genug. Vereinsleiterin Isabelle Gillette-Faye drängt den Justizminister, eine weitere Maßnahme gesetzlich zu verankern:
"Der Justizminister soll dafür sorgen, dass insgesamt erzwungene Hochzeiten strafbar werden. Vor allem religiöse, traditionelle Hochzeiten, wie sie in vielen Ländern nach Stammessitten praktiziert werden und die in Frankreich gar nicht anerkannt sind. Selbst wenn eine solche Hochzeit im Ausland stattfindet, sollte das in Frankreich künftig bestraft werden können. "
Drei dieser Mädchen mussten inzwischen einen Mann heiraten, den ihre Eltern ausgesucht hatten, erklärt Justine Rochrieux vom Verein Gams den Schülern. Und das Thema Zwangsehe kennen auch die Jugendlichen aus Nogent aus ihrem Alltag. Die 18-jährige Myriam erzählt auf dem Pausenhof die Geschichte ihrer besten Freundin, Tochter marokkanischer Einwanderer, die vor einem halben Jahr mit einem Mann verheiratet wurde, den sie vorher gar nicht kannte.
"Jetzt muss meine Freundin sich Tag für Tag bemühen, nett zu sein, dabei liebt sie ihren Mann gar nicht. Ihr Leben ist verpfuscht seit dem Tag, als sie aus der Schule heimkam und ihre Eltern ihr sagten: du wirst nun heiraten. Von klein auf wurde sie wie eine Dienstmagd behandelt, damit sie ihrem künftigen Mann mal eine unterwürfige Hausfrau sei. Und jetzt ist sie gegen ihren Willen unter der Haube, mit einem Mann aus Marokko. Der hat sie geheiratet, um nach Frankreich kommen zu können. Ich habe ihr gesagt: du hältst solange durch, bis dein Mann seine Aufenthaltspapiere hat und dann lässt du dich scheiden. Aber so etwas ist leichter gesagt als getan. Meine Freundin heult sich jeden Tag die Augen aus."
Für die Aufklärungsstunde hat sich die gesamte Schulleitung unisono ausgesprochen. Denn in den vergangenen zwei Jahren verschwanden zwei minderjährige Schülerinnen, Töchter afrikanischer Einwanderer, spurlos aus dem Unterricht. Weil sie in der Heimat der Eltern, im Namen der Tradition, an einen fremden Mann verschachert wurden. Eine von ihnen war Fatouma, die während der Weihnachtsferien angeblich ihre kranke Großmutter im Senegal pflegen sollte. Fatouma hatte das große Glück, mit der Tochter von Schulleiterin Francoise Cador befreundet zu sein.
"Fatouma hatte einen Brief hinterlassen, in dem sie schrieb, dass sie eine Zwangsheirat befürchtete. Als sie nach den Ferien nicht zurückkam, haben wir mit einer Gruppe von Freundinnen alle Hebel in Bewegung gesetzt, mit Rat und Unterstützung des Frauenvereins Gams. Wir hatten sogar die Gattin des senegalesischen Staatspräsidenten auf unserer Seite. Drei Monate später waren wir kurz davor, mit einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit auf den Fall der Minderjährigen aufmerksam zu machen. Das hat wohl der Vater der Schülerin mitbekommen und fürchtete nun, die Justiz am Hals zu haben. Daraufhin ließ er seine Tochter ganz heimlich zurückkommen. Allerdings hat sie seither alle Brücken zu uns abgebrochen. Denn ihr Gatte kam ihr nachgereist. Aber wir wissen, das sie heute immerhin eine Ausbildung als Krankenschwester macht."
Solche Schicksale kennt Isabelle Gillette-Faye zuhauf: jährlich suchen mehr als 300 Mädchen Hilfe beim Frauenverein Gams, weil die Eltern ihr Ja zu einer Ehe mit einem ungeliebten Mann erzwingen wollen. Gams kümmert sich um Einwanderinnen aus Schwarzafrika und macht seit Jahren Lobbyarbeit gegen Zwangsehen. Dass die Regierung nun das Heiratsalter für Mädchen auf 18 Jahre hoch setzen will, geht der Organisation noch nicht weit genug. Vereinsleiterin Isabelle Gillette-Faye drängt den Justizminister, eine weitere Maßnahme gesetzlich zu verankern:
"Der Justizminister soll dafür sorgen, dass insgesamt erzwungene Hochzeiten strafbar werden. Vor allem religiöse, traditionelle Hochzeiten, wie sie in vielen Ländern nach Stammessitten praktiziert werden und die in Frankreich gar nicht anerkannt sind. Selbst wenn eine solche Hochzeit im Ausland stattfindet, sollte das in Frankreich künftig bestraft werden können. "