Zwei Monate sind sie nun schon her, die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Es waren die ersten Spiele der Geschichte überhaupt, die ARD und ZDF nicht komplett zeigen konnten. Der US-Konzern Discovery hatte vom Internationalen Olympischen Komitee die Fernsehrechte für Europa erworben und damit vor allem für: Eurosport. Am Ende gab Discovery ARD und ZDF dann aber eine Sublizenz.
In Leipzig sitzt Discovery-Managerin Susanne Aigner-Drews auf den Medientagen Mitteldeutschland in einer Gesprächsrunde. Sie zieht Bilanz. Natürlich sei sie hoch zufrieden mit dem journalistischen Programm von Eurosport. Aber: "Also Quotenmäßig muss ich sagen: Da sind ARD und ZDF einfach eine Macht. Das ist ganz klar. Aber unser Ansinnen, unser Ziel ist es natürlich schon, ein bisschen die Gewohnheiten zu ändern."
Olympische Spiele sowohl bei öffentlich-rechtlichen als auch bei privaten Kanälen, teils sogar im Pay-TV. Von einigen wenigen Disziplinen abgesehen, hatte das Publikum die Wahl. Das wird auch bei den Sommerspielen in Tokio so sein. Für Discovery, das zunächst auf Exklusivität aus war, sie sich aber am Ende offensichtlich doch nicht leisten wollte, ist dieses parallele TV-Angebot eine schwierige Situation.
"Das sind top Produkte, die abgeliefert werden für den Zuschauer. Zweifelsohne", sagt die Geschäftsführerin der deutschen Discovery-Sender. Und kündigt an: "Dass wir da lauter werden müssen und mehr Präsenz zeigen, dem Zuschauer klarer machen, dass Eurosport Olympische Spiele vollumfänglich überträgt, das ist mit Sicherheit Hausaufgabe für die nächsten zwei Jahre."
Exklusivität wird immer seltener
Discovery hat auch bei der Fußball-Bundesliga zugeschlagen. Denn auch sie gibt es nicht mehr nur bei einem Kanal. Der Bezahlsender Sky hat nun mit Eurosport eine Konkurrenz. Immerhin: Hier läuft eine Begegnung nur auf dem einen oder anderen Kanal. Für Neuling Discovery die Chance, sich zu profilieren und zu jubilieren:
"Wir haben es im Laufe der Saison geschafft, mit unserer Fußballberichterstattung – auch dank der Experten, die wir haben, Mathias Sammer, der sich ein extrem scharfes Profil erarbeitet hat – uns wirklich einen Namen zu machen und als eigenständiges Produkt dazustehen."
Die Programmmanager gewöhnen sich langsam aber sicher daran: Exklusivität bei einzelnen Wettkämpfen ja – über eine ganze Sportart aber immer seltener. Für Axel Balkausky, den Sportkoordinator der ARD, ist Kooperation längst Pflichtprogramm.
"Wir haben es ja auch erlebt, dass inzwischen die Länderspiele zwischen ARD, ZDF und RTL geteilt werden. Wir haben jetzt Fußball-Rechte an der WM an Sky, U-HD-Rechte, sublizensiert. Das hat ja auch damit zu tun, dass unsere finanziellen Möglichkeiten oftmals beschränkt sind."
Die Beitragskommission KEF, die über die Ausgaben der öffentlich-rechtlichen Sender wacht, hat den Sportetat von ARD und ZDF gedeckelt, während die Preistreiberei am Sportrechtemarkt weiter geht.
Fläche und Spitze abdecken
"Für uns ist die Möglichkeit von dem Kuchen etwas abzubekommen, wenn es sich eben marktwirtschaftlich entwickelt, sich die Rechte zu teilen", sagt ARD-Sportkoordinator Balkausky. Sportarten verteilen sich so zunehmend auf mehreren Plattformen. Liveübertragungen hinter Bezahlschranken, aber gleichzeitig auch Berichterstattung etwa in der "Sportschau" vor Massenpublikum.
"Ich glaube – dieselbe Entwicklung hat man auch bei vielen Ballsportarten oder bei Eishockey, das heißt, die Fläche wirklich über Streaming-Dienste über Telekom, über Eurosport-Player und so weiter auszuspielen, aber die Zuspitzung, die vielen Menschen zu erreichen, das ist das, was wir immer noch sehr, sehr gut können. Und deshalb ist ja auch so etwas wie mit Sky zustande gekommen, dass wir gemeinsam die Handball-Bundesliga erworben haben, um einfach eben beides abzudecken, die Fläche und auch die Spitze."
Dass das nicht immer klappt, zeigt das Debakel um die Übertragungsrechte der Handball-Weltmeisterschaft vor gut einem Jahr: Kein deutscher Sender hat sich mit den aggressiven Rechtevermarktern, einer Agentur aus Katar, einigen können.
"Das muss man sich mal vorstellen. Der Europameister geht zur Weltmeisterschaft und wird im eigenen Land nicht gesehen. Das ist natürlich hart", erinnert sich Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbundes.
Risiko für die nächste WM bleibt
Er fordert, zumindest Endspiele in die sogenannte Schutzliste aufzunehmen – sie wären dann Pflichtprogramm im frei empfangbaren Fernsehen. Die Länder, die für die Medien zuständig sind, haben sich dazu aber zuletzt nicht durchringen können. So bleibt das Risiko für die nächste WM.
"Die Rechte sind vergeben von dem Weltverband an eine Agentur, aber die Agentur hat die Gespräche noch nicht aufgenommen. Sie machen im Augenblick Hallenbesichtigungen und ähnliches, aber mit uns ist offiziell noch nicht gesprochen worden und glaube ich, auch nicht mit keinem anderen", so ARD-Sportkoordinator Balkausky.
Ist das die katarische Agentur? "Nein, nein, nein, nein!" Dann besteht ja noch Hoffnung. "Die sind es nicht geworden und von daher glaube ich, dass ein großes Interesse besteht, das im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen. Und ob wir das dann werden oder jemand anderes, das werden wir sehen."