Um die syrisch-türkische Grenzstadt Kobane toben seit Tagen Gefechte zwischen IS-Milizen und kurdischen Kämpfern. Die Dschihadisten stehen kurz vor der Eroberung, doch die türkische Armee greift nicht ein. Um dagegen zu protestieren sind in mehreren Städten des Landes, Kurden auf die Straße gegangen. Dabei kam es zu heftigen Ausschreitungen. Mindestens zwölf Menschen wurden getötet.
In mehreren türkischen Provinzen sei eine Ausgangssperre verhängt worden, berichtet die Zeitung "Hürriyet". In Ankara habe die Polizei gegen Demonstranten Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt. In der südöstlichen Großstadt Diyarbakir wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP fünf Menschen bei einem Schusswechsel zwischen Demonstranten und islamistischen Gruppen getötet. Ein Polizeifahrzeug, weitere Autos, Geschäfte und Regierungsgebäude wurden in Brand gesteckt oder anderweitig beschädigt. Mindestens drei Tote wurden aus Mardin gemeldet, zwei in Siirt sowie jeweils einer aus den Städten Batman und Mus.
Militärisch gegen Terrorgruppen vorgehen
Das türkische Parlament hatte der Regierung in Ankara am Donnerstag das Mandat erteilt, militärisch gegen Terrorgruppen in Syrien und im Irak vorzugehen. Das richtet sich nicht ausdrücklich gegen den IS, sondern auch gegen kurdische Gruppen wie die PKK, die von der Türkei als terroristisch eingestuft werden. Bislang griffen die an der Grenze stationierten türkischen Truppen nicht in die Kämpfe ein.
Der Organisator der Verteidigung von Kobane, Ismet Hassan, sagte der Nachrichtenagentur dpa, nur wenige Zivilisten seien in Kobane geblieben. Die Kurden hätten mehrere Geländewagen mit aufmontierten Maschinengewehren erbeutet. Nach Angaben der syrischen Menschenrechtsbeobachter wurden seit Beginn der IS-Offensive vor drei Wochen mehr als 400 Menschen getötet - zumeist Kämpfer beider Seiten.
Proteste in ganz Europa
Angesichts der verzweifelten Lage in Kobane gingen in Europa Tausende Menschen auf die Straßen. In einigen Städten verschafften sich kurdische Demonstranten und ihre Unterstützer Zutritt zu öffentlichen Gebäuden wie Funkhäusern oder Parlamenten.
Protestaktionen gab es unter anderem in Den Haag, Brüssel, Paris, Straßburg, Basel und Wien sowie in Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Düsseldorf, Dortmund, Münster, Frankfurt/Main und Stuttgart.
(tzi/jcs)