Hier haben wir zehn Prozent Rotes Meer-Wasser und 90 Prozent Totes Meer-Wasser und dazu ein Tausendstel Phosphat. Wenn eine Entsalzungsanlage gebaut wird, fällt unweigerlich Phosphat an. Denn alle Entsalzungsanlagen verwenden Zusätze mit Phosphat. Sie sehen, dass das Wasser sich rot-braun färbt. Das kommt von einer Algensorte namens Dunaliella. Die ernährt sich von Phosphat. Es gibt wiederum Mikroorganismen, die sich von den Dunaliella-Algen ernähren, und die haben eine rote Farbe. Und so kommt es zu dem Rotstich.
Eine Entsalzungsanlage wollen vor allem die Jordanier, die unter extremem Wassermangel leiden. Die Idee ist folgende: vom höchsten Punkt des Kanals geht es rund 540 Meter abwärts zum Toten Meer. Durch das Gefälle lässt sich Strom gewinnen und damit das Meerwasser teilweise entsalzen – der Rest fließt weiter ins Tote Meer. Doch das könnte zu großen Problemen führen, so Marko Kohen. Er zeigt auf ein Becken mit einer ziemlichen Kloake.
Hier haben wir 50 Prozent Totes-Meer-Wasser und haben es mit Wasser aus dem Roten Meer aufgefüllt, das die zweifache Salzkonzentration hat. Das wird das Wasser sein, das aus der Entsalzungsanlage ins Tote Meer gelangt. Wir haben es hier reingetan und Sie sehen: es gibt noch mehr Algen. Das weiße ist Gips, der ausflockt, und die Algen siedeln sich darauf an, so dass sie schwimmen. Ein weiteres Problem, das wir erwarten, wird sein, das dieses organische Material abstirbt und hinabsinkt auf den Grund des Meeres. Nun, der Grund des Meeres ist in einem anaeroben Zustand, das heißt es gibt keine Oxidation. Unter anaeroben Bedingungen entwickelt sich organisches Material zu Schwefelwasserstoff. Das ist ein hoch giftiges Gas und stinkt. Das schlimmste ist: es zerstört sofort ihren Geruchssinn und sie können es nicht mehr riechen. Und Sie wissen nicht, dass Sie vergiftet werden.
In den weiteren Becken mit anderen Mischungsverhältnissen zeigen sich mal mehr, mal weniger Algen. Das Wasser ist mal grünlich, mal braun oder rot. Kohen und andere Wissenschaftler rechnen damit, dass sich das Wasser des Roten Meeres nicht einfach mit dem des Toten Meeres vermischen wird. Denn das Tote-Meer-Wasser ist viel schwerer, weil es mit 30 Prozent einen zehnmal höheren Salzgehalt hat. Und so wird es wohl mehrere Schichten mit verschiedenen Mischungsverhältnissen geben. Was genau dann passiert, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Marko Kohen befürchtet zumindest für die Industrie am Toten Meer negative Auswirkungen von dem Kanalprojekt.
Es gibt zwei mögliche Auswirkungen auf unseren Prozess: das Salzwasser wird verdünnt. Das bedeutet, es sind weniger Mineralien in einem Kubikmeter Wasser vorhanden, das zu Dead Sea Works gepumpt wird. Das heißt, wir produzieren weniger. Und wenn sich Gips bildet und die Partikel an der Oberfläche schwimmen, dann hindert dies die Sonnenenergie und das senkt die Verdunstungsrate.
Auch die Tourismusbranche zeigt sich bislang von dem Kanal wenig begeistert. Sollte das Tote Meer sich wirklich rot färben oder grün oder weiß und sollten sich außerdem Algen bilden, dann würde wohl kaum mehr jemand kommen und baden wollen.