Volkswagen
Kanzler Scholz: Regierung wird sich nicht bei VW einmischen

Bundeskanzler Scholz hat angekündigt, dass sich die Bundesregierung nicht in die finanzielle Krise bei Volkswagen einmischen wird. Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, die Bedeutung von Volkswagen als eines der größten Unternehmen der Autoindustrie sei dem Kanzler bewusst. Es sei aber Sache von Volkswagen, die Probleme zu lösen.

    Das VW-Logo an der Wand von einem großen Haus. Über dem Haus sind dunkle Wolken.
    Bei der Kernmarke des Volkswagenkonzerns, VW, drohen Entlassungen (Archivbild). (IMAGO / Sven Simon / IMAGO / Frank Hoermann / SVEN SIMON)
    Der SPD-Politiker hatte dem Sprecher zufolge sowohl mit dem Management als auch mit der Konzernbetriebsratsvorsitzenden sowie Aufsichtsrats-Mitgliedern gesprochen.
    Bundesarbeitsminister Heil (SPD) sagte in Berlin, es müsse gelingen, mit allen Beteiligten dafür zu sorgen, dass alle Standorte gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bei VW vermieden werden. Deshalb sei jetzt die Stunde der Betriebs- und Sozialpartnerschaft. Er verwies zudem auf im Kabinett auf den Weg gebrachten steuerlichen Anreize für E-Autos als Dienstwagen, um die Nachfrage anzukurbeln.

    Management verteidigt vor Belegschaft strikten Sparkurs

    Zuvor hatte der Finanzchef von Volkswagen, Antlitz, auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg den angekündigten Sparkurs verteidigt. Man habe noch ein bis zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen, sagte Antlitz. Mit den Einsparungen bei der Kernmarke VW wolle man die Mittel freisetzen, die das Unternehmen für neue Produkte brauche.
    Konzernchef Blume stellte sich auf der Versammlung demonstrativ hinter den Kurs seines Markenvorstands. "Wir führen VW wieder dorthin, wo die Marke hingehört - das ist die Verantwortung von uns allen". Das Führungsteam der Kernmarke habe dabei seine "volle Unterstützung".

    Belegschaft reagiert mit Pfeifkonzert

    Die aufgebrachten Angestellten reagierten mit einem minutenlangen Pfeifkonzert, der Vorstand hatte "Mühe, zu Wort zu kommen", sagte Betriebsratschefin Cavallo. Sie kündigte erneut Widerstand an. Werksschließungen seien "mit uns nicht zu machen". Sie teile die Analyse, "dass wir hier vor heftigen Problemen stehen". Volkswagen kranke aber nicht an seinen deutschen Standorten und an den deutschen Personalkosten, sondern daran, "dass der Vorstand seinen Job nicht macht", kritisierte Cavallo. Das mögliche Abrücken von der seit rund 30 Jahren geltenden Beschäftigungssicherung bei VW nannte die Betriebsratsvorsitzende einen "großen Tabubruch" vom Vorstand.
    Europas größter Autobauer hatte angekündigt, angesichts der sich zuspitzenden Lage den eingeschlagenen Sparkurs bei der Kernmarke VW noch einmal zu verschärfen. Auch Werkschließungen in Deutschland und betriebsbedingte Kündigungen werden nicht länger ausgeschlossen. Die mit dem Betriebsrat vereinbarte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt, soll aufgekündigt werden. Erstmals seit 30 Jahren könnte es bei VW dann Entlassungen geben.

    Weitere Informationen:

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    Diese Nachricht wurde am 04.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.