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Kanzlerkandidat a.D. und Komiker in spe
Peer Steinbrück auf Kabarett-Tournee

Querkopf, Schaumschläger oder Zuverdiener? Peer Steinbrück konkurriert jetzt mit auf dem Kabarettmarkt. "Ich glaube, das sind Fake News", witzelt Kabarettist Wilfried Schmickler im DLF über die neue Beschäftigung des ehemaligen Kanzlerkandidaten.

Wilfried Schmickler im Interview mit Ulrich Biermann |
    Peer Steinbrück auf einer Wahlkampfveranstaltung
    Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück geht im Juli mit Kabarettist Florian Schröder auf Kurz-Tournee (dpa/Carmen Jaspersen)
    Ulrich Biermann: Vom Hilfsreferenten bei Helmut Schmidt zum Ministerpräsidenten, zum Finanzminister, zum Kanzlerkandidaten. Eine gelungene Karriere kann man Peer Steinbrück durchaus attestieren. Letztes Jahr hat sich der SPD-Mann aus dem Bundestag verabschiedet. Allerdings nicht in den Ruhestand, seitdem berät er eine Bank, das weiß man zumindest offiziell. Und sonstige lukrative Nebentätigkeiten, die muss er ja jetzt nicht mehr nachweisen. Eine davon - im Juli geht er mit Kabarettist Florian Schröder auf Kurz-Tournee. Am Telefon jetzt Wilfried Schmickler, selbst Kabarettist. Muss das sein?
    Wilfried Schmickler: Ich glaube das gar nicht. Ich glaube, das sind Fake News. Das ist eine Erfindung der Lügenpresse, um verdiente Politiker des Landes …
    Biermann: … zu diskreditieren.
    Schmickler: Zu diskreditieren und damit weiter die Politikverdrossenheit in diesem Land zu steigern. Also Sie wollten ihm ja schon etwas anhängen mit seiner Bank da. Und dann hat er ja glaubwürdig erklärt, dass das die einzige Bank auf der Welt ist, die wirklich nur ehrliche Geschäfte und saubere Arbeitergehälter verwaltet. Da konnten Sie ihm nix und jetzt hängen Sie ihm das an und versuchen, ihn da in diese Norbert-Blüm-Kiste zu packen.
    Biermann: Das ist das Letzte!
    "Der Mann ist Weltökonom!"
    Schmickler: Ja, ich glaube es einfach nicht. Ich glaube es einfach nicht. Hören Sie mal, der Mann ist Weltökonom! Der hat 2009 - ich denke im Alleingang - hat er damals die ganze Banken- und Finanzkrise bewältigt. Der wäre Kanzler geworden, wenn ihn die SPD nicht alleingelassen hätte. Und wie sie schon gesagt haben: Der hat mit Helmut Schmidt Schach gespielt - und den Schmidt gewinnen lassen, weil er hätte ihn einfach so von der Platte geputzt. Denn er war ein anständiger Kerl, er hat ihn gewinnen lassen. Der hat das nicht nötig, sich in die Niederungen der Kabarett-Hütten zu begeben und da auf schmuddeligen Bühnen irgendwelche albernen Witzchen über Politiker zu machen. Ich glaube das einfach nicht.
    Biermann: Gehen wir mal von der Ironie-Ebene weg. Ganz ehrlich: Muss das sein?
    Schmickler: Nee, das muss nicht sein. Erstens sind die Kabarett-Bühnen voll genug. Und zweitens: Wie der Schuster bei seinen Leisten bleiben sollte, sollte einer, dessen Hauptberuf Politik ist, bei der Politik bleiben und sich nicht auf Glatteis begeben, auf dem er im Zweifelsfall nur ganz böse auf die Fresse fallen kann.
    Biermann: Ja wobei - ihm wird ja immer wieder attestiert, er habe Humor, er sei ein Querdenker gewesen.
    "Ich bin sehr gespannt, was die beiden da zusammen auf die Bühne bringen"
    Schmickler: Ja, aber Humor… worauf beziehen Sie das? Auf die Fahrradkette oder auf den Stinkefinger? Außerdem ist es ja so: Wenn Politiker ausnahmsweise mal witzig sind oder selbstironisch, dann funktioniert das ja nur, weil sie das ja in ihrer Funktion als Politiker tun und alle Welt denkt: "Ach guck‘ mal, der kann auch lustig sein. Guck mal, der sitzt auch am Biertisch und erzählt Witze." Also wenn er dieselben Witze auf der Kabarett-Bühne erzählen würde, dann würde er damit ganz kläglich scheitern.
    Der Kabarettist Wilfried Schmickler
    Kabarettist Wilfried Schmickler in Köln (dpa/Henning Kaiser)
    Biermann: Es gibt im Ruhrpott den schönen Satz: "Man muss auch wissen wann gut is."
    Schmickler: Genau. Man muss auch in Würde die Bühne der Öffentlichkeit verlassen. Und man muss nicht jede Gelegenheit nutzen, sich noch mal in ein Rampenlicht zu stellen, in dem man eigentlich nichts mehr zu suchen hat. Aber: Lass se doch machen. Florian Schröder ist ein guter, junger Kabarettist. Ich bin sehr gespannt, was die beiden da zusammen auf die Bühne bringen und was Peer Steinbrück an Lustigem zum Beispiel über die Banken und Finanzsysteme, zum Beispiel über die Wirklichkeit der Politik in Berlin, zum Beispiel über die politischen Diskussionen in seiner Partei und Spannungen und Auseinandersetzungen, was er da so ans Licht der Öffentlichkeit bringen wird. Man darf gespannt sein.
    "Sie sollen sie Finger davon lassen"
    Biermann: Wilfried Schmickler, wagen wir mal ein Gedankenexperiment. Peer Steinbrück macht es jetzt vor, geht auf die Kabarett-Bühne. Wen gäbe es da noch? Angela Merkel verliert die Bundestagswahl und geht dann mit wem auf Tournee?
    Schmickler: Mit ihrem Mann. Ich glaube, das wäre ziemlich lustig. Das würde ich gerne mal sehen. Sie plaudern so ein bisschen aus ihrer Privatheit. Das fände ich eine gute Kombination. Ach, sie sollen sie Finger davon lassen. Hören Sie mal, ich gehe doch auch nicht in die Politik. Soll doch jeder das machen, was er kann. Konrad Adenauer ist ein gutes Beispiel. Als der fertig war, ist der nach Rhöndorf gezogen und da hat der seine Rosen geschnitten. Und gut is. Und irgendein Gärtchen, irgendein Fleckchen Land wird der Peer Steinbrück doch auch irgendwo besitzen. Wo er, was weiß ich, Gemüse anbauen kann oder irgendwelche Beete anlegen. Irgendwas wird doch da sein. Er hat doch ein bisschen Geld. Ein paar Rücklagen hat er doch. Er muss doch nicht mehr arbeiten.
    Biermann: Herzlichen Dank, Wilfried Schmickler zu Peer Steinbrücks Ankündigung, im Juli als Comedian auf Tour zu gehen. Danke für das Gespräch.
    Schmickler: Für nichts. Tschüss.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Termine für die "Satire-Show Spezial - Florian Schroeder wählt… Peer Steinbrück": 01.07. Berlin, Admiralspalast; 02.07. Hamburg, Laeiszhalle; 06.07. Köln, Tanzbrunnen