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Karl-Heinz Kurras
Der Todesschütze von Benno Ohnesorg ist tot

Heute wurde bekannt, dass der ehemalige Polizist Karl-Heinz Kurras bereits Mitte Dezember im Alter von 87 Jahren in Berlin gestorben ist. Am 2. Juni 1967 erschoss er am Rande von Demonstrationen gegen den Schah-Besuch den damals 26 Jahre alten Lehramtsstudenten Benno Ohnesorg. Später kam heraus, dass er auch als Stasi-Spitzel tätig war.

Von Claudia van Laak |
    Das SED-Mitgliedsbuch des West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras, der während des Schah-Besuchs am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, aufgenommen am 28.05.2009 in Berlin in der Stasi-Unterlagenbehörde.
    Das SED-Mitgliedsbuch des West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras, der während des Schah-Besuchs am 2. Juni 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss (dpa / picture alliance / Hannibal Hanschke)
    Es geschah am 2. Juni 1967 – der Schah von Persien war zu Besuch in Berlin. Studenten protestierten, sie wurden von der Polizei niedergeknüppelt. Am Rande der Demonstration griff der Westberliner Polizist Karl-Heinz Kurras zur Pistole und erschoss den damals 26 Jahre alten Lehramtsstudenten Benno Ohnesorg. Ein Augenzeuge:
    "Ich stand am Rande dieses Hofes und hab dann gesehen, wie eine Traube von Polizisten um diesen Mann mit dem roten Hemd herumgruppiert war und auf ihn los schlugen. Dann habe ich plötzlich das Mündungsfeuer von der Pistole gesehen und den Knall von der Pistole. Im nächsten Moment habe ich gesehen, wie er halb hinter einem Auto auf dem Boden lag und sich nicht mehr regte."
    Der Todesschütze und damalige Kriminalobermeister Kurras behauptete, in Notwehr gehandelt zu haben. In einem späteren Strafprozess wurde er vom Verdacht der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Für die Studentenbewegung ein Skandal – der Freispruch mobilisierte bundesweite Proteste.
    Vor sechs Jahren dann entdeckten Forscher der Stasi-Unterlagenbehörde, dass Kurras als IM Otto Bohl mindestens zwölf Jahre lang in Westberlin spioniert hatte. Kurras war ein Spitzen-Spitzel – er lieferte der DDR Interna aus der Westberliner Polizei und wichtige Informationen über die Westalliierten. Helmut Müller-Engbers aus der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagenbehörde.
    "Dass ein westberliner Polizist in einer Schlüsselstellung von der Staatssicherheit eine Waffe bekommen hat, Geld für eine Pistole mit Kleinkaliberaufsatz, das das habe ich zum ersten Mal in siebzehn Jahren Behördengeschichte gelesen. "
    2. Juni 1967 Benno Ohnesorg, der bei einer Demonstration anlässlich des Berlin-Besuchs des Persischen Kaiserpaares von Karl-Heinz Kurras erschossen wurde, wird weggetragen.
    2. Juni 1967 Benno Ohnesorg, der bei einer Demonstration anlässlich des Berlin-Besuchs des Persischen Kaiserpaares von Karl-Heinz Kurras erschossen wurde, wird weggetragen. (dpa/AP/Herr)
    Doch: Warum tötete der Waffennarr Karl-Heinz Kurras den Studenten Benno Ohnesorg? War es ein Stasi-Auftrag? Der Berliner Rechtshistoriker Uwe Wesel:
    "Der Verdacht besteht natürlich jetzt, wo wir wissen, dass er ein Stasi-Spitzel war, dass er im Auftrag der DDR gehandelt. Und deswegen, um hier Unruhe zu schüren unter den Studenten, gehandelt hat."
    Ein neues Ermittlungsverfahren gegen Kurras wurde vor drei Jahren ergebnislos eingestellt – es konnten keine Beweise für einen Mordauftrag des MfS gefunden werden. Trotzdem stand die Frage im Raum: War die westberliner Polizei von der Stasi unterwandert? Wie viele MfS-Spitzel gab es im Beamtenapparat und was haben sie bewirkt?
    Studenten demonstrieren am 5. Juni 1967 in München aus Anlass der Tötung von Benno Ohnesorg.
    Studenten demonstrieren am 5. Juni 1967 in München aus Anlass der Tötung von Benno Ohnesorg. (AP)
    Diese Fragen untersuchte Klaus Schröder, Leiter des Forschungsverbunds SED-Staat an der Freien Universität Berlin. Das Ergebnis:
    "Es gab keine Unterwanderung der Polizei. Wenn es Versuche gab, sind sie gescheitert. Es gab keinen Fall Kurras, der ähnlich prominent wäre. Und die Einflussnahmen, die versucht wurden, haben sich nicht umgesetzt.
    Das heißt also, die Bemühungen des MfS und der SED, Einfluss zu nehmen, sind schlicht gescheitert, der Fall Kurras war eine Ausnahme."
    Heute wurde bekannt, dass der Todesschütze, Waffennarr und Stasi-Spitzel Karl-Heinz Kurras bereits Mitte Dezember im Alter von 87 Jahren in Berlin gestorben ist – er wurde anonym beigesetzt.