Es ist kurz nach drei Uhr in der Früh. Die Düsseldorfer Innenstadt sieht aus wie ein Schlachtfeld: Eigentlich herrscht hier Glasverbot an Karneval, aber daran hat sich nicht jeder gehalten: Flaschen, Gläser, Scherben, Frittentüten und Kamelle türmen sich auf den Straßen. Eine große Herausforderung für das 20-köpfige Team der Straßenreinigung, das sich in den kleinen Gassen der Altstadt verteilt hat.
Vier Stunden für die ganze Altstadt
Dirk Drunkemüller und seine Kollegen kümmern sich zuerst mithilfe der Kehrmaschinen um die groben Müllberge: "Also wir versuchen heute Morgen die ganze Altstadt sauber zu kriegen, wir machen zuerst die Hauptstraße, die Bolkerstraße. Und wenn wir das alles fertig haben, dann fangen wir an mit dem Feinputz und dann machen wir noch mal alles dasselbe von vorne und dann wird alles noch mal fein sauber gemacht."
Viel Zeit bleibt aber nicht: Schließlich müssen die Straßen spätestens um 7 Uhr für den Lieferverkehr sauber sein. Deswegen muss jetzt alles schnell gehen. "Also wir sammeln jetzt alles ein, was wir haben, Pappbecher, Flaschen, Dosen, alles, was hier gerade so anfällt. Bei dem ersten Aufräumen wird hier alles zusammengekehrt und weggesaugt, da können auch schon ein paar Euros dabei sein. An so einem Tag wie heute wird nicht getrennt, da wird alles aufgesaugt – ab in die Müllverbrennungsanlage und dann weg damit!
Etwa eine Stunde später ist der erste große Müllberg aus Glas und Plastik weg. Nun geht es an die Feinarbeit: Beim zweiten Durchgang treten dann auch andere Gegenstände zum Vorschein, erzählt Teamleiter Udo Meyer. "Wir finden sehr viel. Also ich sage mal so: auch Wertgegenstände, Ausweise, alles Mögliche. Und natürlich gibt es auch sehr viele Taschendiebstähle usw. da werden auch Portemonnaies gefunden, die sind vorher natürlich ausgeräubert." Ausweise werden natürlich vorher bei der Polizei abgegeben, aber vielfach sind es halt leere Portemonnaies, die gehen dann eben in den Restmüll.
Spaß haben ist in Ordnung
Der Aufräumtrupp kommt in dieser Nacht gut voran, denn die Narren und Jecken verhalten sich ruhig, findet Heiko Horn, der einen der Müllwagen fährt. Das war aber nicht immer so. "Also man hat andere Karnevalstage erlebt, wo dann viele Prügeleien mit dabei waren. Aber man hat ja auch viele Chaoten mit dabei... das bleibt aber nicht aus, da muss man einfach normal bleiben. Also man darf es jetzt nicht so überbewerten. Solange die Leute freundlich dabei sind und ihren Spaß dabei haben, ist es in Ordnung."
In diesem Jahr scheinen die Jecken nicht nur friedlicher zu sein: Es wurde insgesamt zurückhaltender getrunken und gefeiert, meint Straßenreiniger Günther Belzig. Die Gründe dafür seien die hohen Preise und die schlechten Finanzen, vermutet er. Für ihn heißt das etwas weniger Arbeit, im Vergleich zu den Jahren davor. "Vorher standen wir bis zu den Knien hoch im Dreck und jetzt fast gar nicht. Es ist viel weniger geworden. Dadurch, dass die Leute kein Geld haben, nichts in der Tasche! Logisch, wo soll man denn dann noch hingehen!"
Hut ab vor den Straßenreinigern
Für Anwohnerin Renate ist der Dreck immer noch zu viel. Sie regt sich über das unvorbildliche Verhalten der Narren auf, die ihren Müll absichtlich auf den Boden werfen. "Wenn es nicht so viele Unordentliche gibt, dann bräuchten die nur ein Drittel der Zeit, nicht zwei Drittel oder drei Drittel der Zeit, die müssen die ganze Nacht durchmachen. Ich tue ja zuhause auch nicht alles auf den Boden schmeißen und die Mama räumt hinterher. Oder irgendjemand kommt und wird die Flaschen und Scherben aufräumen. Zuhause tue ich es auch in die Mülltonne, zuhause wische ich. Das ist das Problem. Die kommen alle her, werfen weg und gehen gedankenlos!" Altstadt-Bewohnerin Renate zieht den Hut vor der Straßenreinigung, deren Arbeit mit Anbruch der Morgendämmerung so langsam zu Ende geht.