Wir stehen an der westlichsten Inselspitze – Punta de Teno. Die Wellen klatschen an schrundige rotbraune Felsen, die aussehen wie riesige Kleckerburgen. Sind sie ja auch. Es ist erstarrte Lava. Einige Autofahrer ignorieren die großen Sperrschilder, die vor Steinschlag und Erdrutsch warnen, und fahren durch zum Punta de Teno. Schöner ist die Wanderung hoch über den Klippen, an denen hellblaue Strudel gurgeln mit weißen Schaumkronen. Ringsum das Wasser ist tiefblau. Und der Wanderer hat Zeit für einen Blick in die Urgeschichte der Insel. Direkt an der Straße ziehen sich Basaltschlote durch den Felsen. Wer im Teno-Gebirge wandert, ist meistens alleine. In den Bergen gibt es nur wenige kleine Dörfer. Die Einheimischen freuen sich, wenn der Fremde grüßt. Und die Wanderwege sind gut ausgeschildert.
Was wie ein zerbeulter Melkeimer klingt, ist die Kirchenglocke von Los Silos. In einer Schlucht steigen wir bergan, vorbei an Bauernhütten, die vor 50 bis 60 Jahren noch bewohnt waren. Der frühere Eselspfad ist nun steiler Wanderweg. Hier wuchert Grün: riesige Kakteen, Agaven, hüfthohe Butterblumen, die sicher ganz anders heißen. Am Ende des Weges in 1000 Meter Höhe bietet ein Bauer in Erjos Kaffee und Wein. Den haben wir uns verdient. Von seinem Pavillon gucken wir auf bewaldete Felsen und das Meer in der Ferne.
Eine ganz andere Welt bietet der Teide-Nationalpark rund um den Vulkan Teide. Eine Mondlandschaft, besonders nachts – schwärmt Fernando:
"Der Blick von Las Canadas mit dem Mond finden Sie, dass sie wären in dem Mond. Die Nacht am Teide mit Mond ist wirklich sehr schön."
Aber auch am Tag. Canadas wird der riesige Krater des Urvulkans genannt, in 2000 Meter Höhe, mit einem Durchmesser von etwa 17 Kilometern. In dessen Mitte erhebt sich der Teide, ein jüngerer Vulkan, mit über 3700 Meter der höchste Berg Spaniens. Mit einer Seilbahn kann man bis 200 Meter unterhalb des Gipfels kommen. Der Aufstieg zu Fuß – ohne Lift - zieht sich in die Länge, obwohl es gar nicht so weit aussieht.
"Das täuscht. Man denkt immer, ja sind wir doch gleich oben. Aber von wegen! Man braucht so um die fünf Stunden, bis man oben ist an der Seilbahnstation. Und dann noch die restlichen 200 Meter hoch auf den Gipfel."
Für das letzte Stück ganz nach oben braucht man eine Erlaubnis, die man vorher besorgen muss. So wird der Kraterrand vor Massenandrang geschützt. Doch auch wer nicht auf den Teide steigt, kriegt im Nationalpark Canadas bizarre Felsen zu sehen, wie die Rockes de Garcia. Hinterlassenschaft früherer Vulkanausbrüche.
"Das sind sogenannte Herdlinge, Reste von einem Schlot. Die Schlote sind sehr hartes Gestein, das umgebende Gestein ist eher weich, das ist dann verwittert und übrig geblieben sind diese Herdlinge."
Auf kurzem Weg sehen wir ganz unterschiedliches: harte Basaltsäulen und braune Kleckerburgen wie aus erstarrtem Schaum.
"Man sieht es hier auch ganz schön, hier oben diese verschiedene Farbe, mal dunkleres, mal helleres Ergussgestein. Also im Abstand von Tausenden von Jahren gab es verschiedene Vulkanausbrüche. Darum sieht man auch die verschiedenen Schichten hier in diesen Gesteinsformationen."
Volker Boelke ist Wanderleiter des Hotels Luz del Mar in Los Silos, das sich auf Wanderer spezialisiert hat. Wir laufen über die Geröllhalde des jüngsten Vulkanausbruchs von 1909. Schnell hat die Kanarische Kiefer die Halde erobert, die Bäume scheinen etwa 50 Jahre alt zu sein. Sonst ist hier nichts, ein paar Flechten vielleicht. Auf älterem Geröll wachsen kleine, kratzige Büsche und Pflanzen mit einem kräftigen Stengel, oben drauf eine grüne, dickblättrige Rosette.
Seit zwei Jahren erst ist eine Lavahöhle für Besucher offen. Man fährt von Icod de Los Vinos auf steilen Straßen bergan zum Besucherzentrum, dann noch weiter hoch. Der Eingang ist im Gebüsch versteckt. Auf einer Leiter stiegen wir nur ein paar Stufen runter und stehen schon in einem mannshohen Tunnel mit Fließspuren auf dem Boden und an den Wänden. Francisco Mesa:
"Diese Lava nennt man Paoi-oi, sehr flüssige Lava. Beim Abfließen ins Tal haben sich offene Kanäle gebildet. Die Wände waren kälter, sind erstarrt, haben sich zu einem Tunnel geschlossen. Und innen drin ist weiter Lava geflossen. Als dann aus dem Vulkan kein Nachschub mehr kam, floss die Lava ab, runter zum Meer und der Tunnel blieb stehen."
Ein riesiges verzweigtes Tunnellabyrinth, drei Ebenen übereinander mit Hauptröhren und vielen Abzweigen. 17 Kilometer lang. Die fünft größte Lavahöhle der Welt, die größte von Europa, die anderen sind auf Hawaii.
Lava ist im Nordwesten Teneriffas allgegenwärtig. Die schwarzen Felsen in der Brandung sind Lava. Genauso die löcherigen braunen Felshänge über den Bananenplantagen. Und in Garachico liegt schwarze Lava im einstigen Hafen. Im 16. und 17. Jahrhundert war der Ort für viele Schiffe Station auf dem Weg von Europa nach Amerika. Garachico ging es richtig gut. Bis 1706 ein Vulkanausbruch drei Viertel der Hafenbucht zuschüttete.
"Da gibt es noch das alte Stadttor in Garachico zu besichtigen. Dieses Tor war der Durchgang vom alten Hafen in die Stadt hinein. Während der alte Hafen vollständig zerstört ist, ist dieses Tor übrig geblieben, es ist sozusagen das Symbol überhaupt für den damaligen Hafen."
Allerdings stehen wir auf dem neuen Platz vor dem Tor mit unseren Füßen etwa in Höhe des oberen Torbalkens. Das Stadttor, vor uns in einer Grube, wurde ausgegraben aus der Lava. Am Ort selbst, mit seinen Kirchen, Klöstern, alten Handelshäusern ist die Lava vorbei geflossen. Doch weil eben der Hafen nicht mehr florierte, fehlte das Geld für Neubauten, blieb der Ort von 1700 erhalten. Die Kirchen haben prächtige Gewölbe-Holzdecken. Riesige geschnitzte Altarwände nehmen den ganzen Altarraum ein. Auf der Kirchentreppe picknicken die Wallfahrer, während ihre Jungs auf dem Markt trommeln.
Auf Teneriffa wird der zweitgrößte Karneval der Welt gefeiert, die prächtigsten Umzüge gibt es in Santa Cruz und Puerto de la Cruz. Und das Verblüffende: Am Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei. Auch an den folgenden Wochenenden zieht abends ein bunter Aufzug durch das Dorf, durch die Stadt.
Sämtliche Männer sind als Frauen kostümiert, mancher klappert ungelenk mit Kastagnetten. Und vorneweg wird ein großer Fisch aus Pappe getragen, gezogen, auf einem Auto gefahren. Martin Gonzales:
"Das ist die Beerdigung der Sardine. Da wird die Sardine beerdigt hier auf Teneriffa. Die Sardine wird jetzt zum Hafen runter gebracht, wird dann verbrannt, das ist typisch, eine Tradition hier. Die Männer verkleiden sich als Klageweiber, die heulen der Sardine hinterher. Dann wird die verbrannt, danach gibt's Feuerwerk und Tanz bis tief in die Nacht rein."
Da löst sich die Papp-Sardine auf in Rauch. Die Beerdigung der Sardine ist der endgültige Abschluss des Karnevals auf Teneriffa.
Was wie ein zerbeulter Melkeimer klingt, ist die Kirchenglocke von Los Silos. In einer Schlucht steigen wir bergan, vorbei an Bauernhütten, die vor 50 bis 60 Jahren noch bewohnt waren. Der frühere Eselspfad ist nun steiler Wanderweg. Hier wuchert Grün: riesige Kakteen, Agaven, hüfthohe Butterblumen, die sicher ganz anders heißen. Am Ende des Weges in 1000 Meter Höhe bietet ein Bauer in Erjos Kaffee und Wein. Den haben wir uns verdient. Von seinem Pavillon gucken wir auf bewaldete Felsen und das Meer in der Ferne.
Eine ganz andere Welt bietet der Teide-Nationalpark rund um den Vulkan Teide. Eine Mondlandschaft, besonders nachts – schwärmt Fernando:
"Der Blick von Las Canadas mit dem Mond finden Sie, dass sie wären in dem Mond. Die Nacht am Teide mit Mond ist wirklich sehr schön."
Aber auch am Tag. Canadas wird der riesige Krater des Urvulkans genannt, in 2000 Meter Höhe, mit einem Durchmesser von etwa 17 Kilometern. In dessen Mitte erhebt sich der Teide, ein jüngerer Vulkan, mit über 3700 Meter der höchste Berg Spaniens. Mit einer Seilbahn kann man bis 200 Meter unterhalb des Gipfels kommen. Der Aufstieg zu Fuß – ohne Lift - zieht sich in die Länge, obwohl es gar nicht so weit aussieht.
"Das täuscht. Man denkt immer, ja sind wir doch gleich oben. Aber von wegen! Man braucht so um die fünf Stunden, bis man oben ist an der Seilbahnstation. Und dann noch die restlichen 200 Meter hoch auf den Gipfel."
Für das letzte Stück ganz nach oben braucht man eine Erlaubnis, die man vorher besorgen muss. So wird der Kraterrand vor Massenandrang geschützt. Doch auch wer nicht auf den Teide steigt, kriegt im Nationalpark Canadas bizarre Felsen zu sehen, wie die Rockes de Garcia. Hinterlassenschaft früherer Vulkanausbrüche.
"Das sind sogenannte Herdlinge, Reste von einem Schlot. Die Schlote sind sehr hartes Gestein, das umgebende Gestein ist eher weich, das ist dann verwittert und übrig geblieben sind diese Herdlinge."
Auf kurzem Weg sehen wir ganz unterschiedliches: harte Basaltsäulen und braune Kleckerburgen wie aus erstarrtem Schaum.
"Man sieht es hier auch ganz schön, hier oben diese verschiedene Farbe, mal dunkleres, mal helleres Ergussgestein. Also im Abstand von Tausenden von Jahren gab es verschiedene Vulkanausbrüche. Darum sieht man auch die verschiedenen Schichten hier in diesen Gesteinsformationen."
Volker Boelke ist Wanderleiter des Hotels Luz del Mar in Los Silos, das sich auf Wanderer spezialisiert hat. Wir laufen über die Geröllhalde des jüngsten Vulkanausbruchs von 1909. Schnell hat die Kanarische Kiefer die Halde erobert, die Bäume scheinen etwa 50 Jahre alt zu sein. Sonst ist hier nichts, ein paar Flechten vielleicht. Auf älterem Geröll wachsen kleine, kratzige Büsche und Pflanzen mit einem kräftigen Stengel, oben drauf eine grüne, dickblättrige Rosette.
Seit zwei Jahren erst ist eine Lavahöhle für Besucher offen. Man fährt von Icod de Los Vinos auf steilen Straßen bergan zum Besucherzentrum, dann noch weiter hoch. Der Eingang ist im Gebüsch versteckt. Auf einer Leiter stiegen wir nur ein paar Stufen runter und stehen schon in einem mannshohen Tunnel mit Fließspuren auf dem Boden und an den Wänden. Francisco Mesa:
"Diese Lava nennt man Paoi-oi, sehr flüssige Lava. Beim Abfließen ins Tal haben sich offene Kanäle gebildet. Die Wände waren kälter, sind erstarrt, haben sich zu einem Tunnel geschlossen. Und innen drin ist weiter Lava geflossen. Als dann aus dem Vulkan kein Nachschub mehr kam, floss die Lava ab, runter zum Meer und der Tunnel blieb stehen."
Ein riesiges verzweigtes Tunnellabyrinth, drei Ebenen übereinander mit Hauptröhren und vielen Abzweigen. 17 Kilometer lang. Die fünft größte Lavahöhle der Welt, die größte von Europa, die anderen sind auf Hawaii.
Lava ist im Nordwesten Teneriffas allgegenwärtig. Die schwarzen Felsen in der Brandung sind Lava. Genauso die löcherigen braunen Felshänge über den Bananenplantagen. Und in Garachico liegt schwarze Lava im einstigen Hafen. Im 16. und 17. Jahrhundert war der Ort für viele Schiffe Station auf dem Weg von Europa nach Amerika. Garachico ging es richtig gut. Bis 1706 ein Vulkanausbruch drei Viertel der Hafenbucht zuschüttete.
"Da gibt es noch das alte Stadttor in Garachico zu besichtigen. Dieses Tor war der Durchgang vom alten Hafen in die Stadt hinein. Während der alte Hafen vollständig zerstört ist, ist dieses Tor übrig geblieben, es ist sozusagen das Symbol überhaupt für den damaligen Hafen."
Allerdings stehen wir auf dem neuen Platz vor dem Tor mit unseren Füßen etwa in Höhe des oberen Torbalkens. Das Stadttor, vor uns in einer Grube, wurde ausgegraben aus der Lava. Am Ort selbst, mit seinen Kirchen, Klöstern, alten Handelshäusern ist die Lava vorbei geflossen. Doch weil eben der Hafen nicht mehr florierte, fehlte das Geld für Neubauten, blieb der Ort von 1700 erhalten. Die Kirchen haben prächtige Gewölbe-Holzdecken. Riesige geschnitzte Altarwände nehmen den ganzen Altarraum ein. Auf der Kirchentreppe picknicken die Wallfahrer, während ihre Jungs auf dem Markt trommeln.
Auf Teneriffa wird der zweitgrößte Karneval der Welt gefeiert, die prächtigsten Umzüge gibt es in Santa Cruz und Puerto de la Cruz. Und das Verblüffende: Am Aschermittwoch ist längst nicht alles vorbei. Auch an den folgenden Wochenenden zieht abends ein bunter Aufzug durch das Dorf, durch die Stadt.
Sämtliche Männer sind als Frauen kostümiert, mancher klappert ungelenk mit Kastagnetten. Und vorneweg wird ein großer Fisch aus Pappe getragen, gezogen, auf einem Auto gefahren. Martin Gonzales:
"Das ist die Beerdigung der Sardine. Da wird die Sardine beerdigt hier auf Teneriffa. Die Sardine wird jetzt zum Hafen runter gebracht, wird dann verbrannt, das ist typisch, eine Tradition hier. Die Männer verkleiden sich als Klageweiber, die heulen der Sardine hinterher. Dann wird die verbrannt, danach gibt's Feuerwerk und Tanz bis tief in die Nacht rein."
Da löst sich die Papp-Sardine auf in Rauch. Die Beerdigung der Sardine ist der endgültige Abschluss des Karnevals auf Teneriffa.