Blutige Zwischenfälle
Wie schon bei der ersten Wahlrunde am 5. April gab es Manipulationsversuche und blutige Zwischenfälle. In der ostafghanischen Provinz Khost starben fünf Kinder bei einem Raketenangriff der Extremisten. Mindestens 46 Menschen wurden laut Innenministerium während der Wahl insgesamt getötet, darunter 20 Zivilisten, elf Polizisten und 15 Soldaten.
Das Land steht vor großen Aufgaben
Der nächste Präsident steht vor riesigen Aufgaben. Er muss für Sicherheit und Entwicklung sorgen, Gewalt und Korruption bekämpfen, die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze schaffen. Er muss auch dafür sorgen, dass Afghanistan den Rückzug des Westens verkraftet, ohne zu zerbrechen. Der Sieger der Stichwahl wird Präsident Hamid Karsai ablösen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten darf.
Ex-Außenminister gegen Finanzexperte
Der ehemalige Außenminister Abdullah Abdullah war als Sieger aus der ersten Runde der Präsidentenwahl am 5. April mit 44 Prozent hervorgegangen. Er hat viele Anhänger unter den ethnischen Tadschiken im Norden des Landes. Seine Schwäche ist die geringe Beliebtheit bei den Paschtunen, der größten Bevölkerungsgruppe in Afghanistan.
Abdullahs Kontrahent in der Stichwahl ist der frühere Weltbank-Mitarbeiter und Finanzminister Aschraf Ghani Ahmadsai. Er ist Paschtune, hatte aber bei der Präsidentenwahl 2009 nur drei Prozent der Stimmen erhalten; in der ersten Runde waren es diesmal knapp 33 Prozent. Er ist ein Akademiker und gilt als Technokrat.