Archiv

Kasperletheater in Bayreuth
Andris Nelsons' Rückzug und die Folgen

Der Skandal in Bayreuth blieb auch diesmal nicht aus. Andris Nelsons, der Jungstar unter den Dirigenten, Chef in Boston, demnächst auch in Leipzig und Bayreuth-erfahren, sollte den Parsifal dirigieren. Vier Wochen vor der Premiere bat er um Auflösung seines Vertrags. Christoph Vratz erörtert im Gespräch mit Christoph Schmitz, Leiter der Musikabteilung im Deutschlandfunk, die Hintergründe.

Christoph Vratz im Gespräch mit Christoph Schmitz |
    Andris Nelsons in Aktion
    Andris Nelsons in Aktion (dpa / picture alliance / Stanislav Zbynek)
    Es habe atmosphärische Störungen gegeben, unterschiedliche Herangehensweisen in verschiedenen Hinsichten. Nähere Gründe nannte Nelsons nicht. Doch hinter den Kulissen heißt es, Musikdirektor Christian Thielemann habe sich zu sehr in die Proben eingemischt. Was Thielemann bestreitet. "Aber so wie ich Thielemann kenne, glaube ich, mischt er sich ein, ohne sich selbst als denjenigen zu empfinden, der sich einmischt. Selbst wenn er im Interview sagt, 'ich habe nichts getan', wie immer, wenn es Schwierigkeiten gab. Möglicherweise ist er hier ein bisschen zu weit gegangen."
    Stellung beziehen könnte Katharina Wagner, die sich jedoch betont schmallippig gibt. "Schmallippig ist Bayreuth immer schon gewesen. Die Öffentlichkeitsarbeit in Bayreuth war auf einem Niveau, wie sie vielleicht auch in der DDR in Staatskreisen praktiziert worden ist. Man hat nicht das Gefühl, dass sie Bayreuth richtig im Griff hat". Ein Ersatz für Andris Nelsons ist inzwischen gefunden: Hartmut Haenchen, ein erfahrener Wagnerdirigent und viele Jahre Chefdirigent der Niederländischen Philharmonie. In Bayreuth war Haenchen noch nicht. Ob sich Christian Thielemann auch in die Proben des erfahrenen Kapellmeisters einmischt, bleibt abzuwarten.