Santi Vila gilt als gemäßigter Akteur der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung und hat nun ein in ganz Spanien viel beachtetes Buch veröffentlicht. Darin beschreibt er die Fehler, die beide Seiten - die katalanische Regionalregierung und die spanische Zentralregierung in Madrid - gemacht haben.
"Vila wirft Madrid vor, nicht cool geblieben zu sein", sagt Hans-Günter Kellner über das Buch mit dem Titel "De héroes y traidores" (Über Helden und Verräter). "Madrid habe gar nicht erst versucht zu erklären, warum es für Katalonien gut wäre, den Status Quo beizubehalten."
Im Rezensionsgespräch erläutert Kellner, welche Stärken und Schwächen das Buch hat und wie es überhaupt zur Eskalation der Katalonien-Krise kommen konnte. Vila zufolge sei es ein Problem, dass Aktivisten und Unabhängigkeitskämpfer die Aufgaben von Berufspolitikern übernommen hätten.
Die Krise ist noch nicht gelöst
Spaniens Innenpolitik wird seit Monaten vor allem von der Katalonien-Krise bestimmt. Es geht um die Frage, ob die autonome Region sich von Spanien abspalten darf. Im Oktober hatte das Regionalparlament in Barcelona Katalonien für unabhängig erklärt, nachdem die Katalanen in einem umstrittenen Referendum - allerdings bei schwacher Beteiligung - für die Abspaltung von Spanien gestimmt hatten.
Das spanische Verfassungsgericht erklärte das Referendum für null und nichtig; die Zentralregierung in Madrid setzte die Regionalregierung von Carles Puigdemont ab. Der floh und hält sich derzeit in Deutschland auf. Zwischenzeitlich gab es Neuwahlen in Katalonien - doch die Krise ist längst nicht gelöst.
Santi Vila: De héroes y traidores
Ediciones Península, 240 Seiten, ca. 25 Euro
Ediciones Península, 240 Seiten, ca. 25 Euro