Das Video ist berühmt geworden. Mehrere Menschen schreien sich an, ein junger Mann hält gelbe Plastikstreifen in die Höhe. Sie sind ein Symbol für die Unabhängigkeit. Am Ende rufen die Unabhängigkeitsanhänger einem Mann zu: "Du bist ein Schwein. Das hier ist nicht Dein Land. Hau ab aus Katalonien."
Zwei Wochen später sitzt Manuel García immer noch sichtlich erregt in seinem Restaurant an der Strandpromenade von Blanes an der Costa Brava.
"Am 21. Mai kamen sie zum ersten Mal. Wir baten sie, dass sie bitte keine gelben Schleifen an unserer Fassade anbringen. Aber es war ihnen egal. Die Straße gehört ihnen, die Fassade gehört ihnen, der Gehweg, alles. Für sie haben wir kein Recht, keine Symbole an der Hausfassade zu haben."
Gelbe Schleifen als politisches Diktat
Die gelben Schleifen oder auch Plastikstreifen sind überall in Katalonien ein Zeichen des Protests gegen die Inhaftierung mehrerer führender Separatisten. Ihnen soll vor dem Obersten Gerichtshof der Prozess gemacht werden. Die Aktionen mit den gelben Bändern stoßen jedoch auch auf Kritik: Die Anhänger der Unabhängigkeit würden der übrigen Bevölkerung ihre Haltung diktieren - und deswegen hat auch Manuel García die Schleifen vor seiner Tür wieder entfernt.
"Das hat doch nichts mit der Politik oder Ideologie zu tun. Ich lebe hier mein ganzes Leben lang. Nie hatte ich irgendwelche Probleme. Und jetzt werde ich hier als Faschist beschimpft, werde ich angeschrien, ich solle mein Land verlassen. Denn Katalonien ist doch auch mein Land. Aber weil ich aus Córdoba komme und García heiße, wollen sie mich jetzt hier rausschmeißen."
Bis vor einigen Tagen setzten sich die Anhänger der Unabhängigkeit auch demonstrativ auf die Bank, direkt vor seinem Restaurant, was er als Versuch der Einschüchterung empfunden habe, erzählt der 62-Jährige. Doch inzwischen sei es wieder ruhiger geworden.
"Mich will ja nur ein bestimmter Teil der Katalanen rauswerfen. Wir können das nicht generalisieren. Ich habe viele gute Freunde, die hier geboren sind, und die mir jetzt Mut zusprechen. Man darf die Situation nicht kleinreden, es ist schlimm, aber sie sind nicht so viele, wie sie vorgeben."
Eine Frau, kommt auf García zu, reicht ihm die Hand, wünscht ihm Kraft. Wie er sei auch sie vor 50 Jahren aus Andalusien nach Katalonien gekommen, es sei auch ihr Land, sagt sie.
Am Abend demonstrieren dann vor dem Rathaus rund 200 Menschen gegen die Untersuchungshaft für neun Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung. Aber einig sind sich die Separatisten nicht. Die einen fordern einen noch härteren Bruch mit Spanien, die anderen meinen, die Unabhängigkeit lasse sich nicht gegen die Hälfe der eigenen Bevölkerung durchsetzen. In Blanes wollen sie jetzt erst einmal auf die Konfrontation verzichten, sagt ein Mann:
Blanes ist gespalten wie ganz Katalonien
"Wir haben unsere Selbstkontrolle. Wenn wir sehen, dass es Konflikte gibt, verzichten wir auf die gelben Schleifen. Aber sie sind Teil der freien Meinungsäußerung. In Blanes gibt es keine Konflikte. Es gab eine Diskussion zwischen zwei Personen, nicht mehr. Die Bevölkerung lebt friedlich zusammen."
Sie ist aber eben auch gespalten. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez spricht inzwischen von mehr Autonomie für Katalonien - für Restaurantbesitzer García ein guter Kompromiss. Für die Anhänger der Unabhängigkeit wäre das hingegen zu wenig.