Zehn Milliarden Euro wolle sein Land in den nächsten fünf Jahren in Deutschland investieren. Das kündigte der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, heute in Berlin zum Auftakt der deutsch-katarischen Wirtschaftskonferenz an. Bundeskanzlerin Angela Merkel freute sich vor rund 1.000 Konferenz-Teilnehmern über die zugesagten Investitionen, von denen besonders mittelständische Unternehmen profitieren dürften. "Deshalb freue ich mich natürlich, Hoheit, über das Interesse das Katar an Deutschland zeigt."
Katar, weltweit größter Exporteur von Flüssiggas, steht weiterhin unter Druck, nachdem im Juni des vergangenen Jahres Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten eine Blockade verhängt hatten. Sie werfen Katar unter anderem die Unterstützung von Terrorgruppen vor, was das Emirat zurückweist. Die Fronten sind nach wie vor verhärtet und Katar sucht nach neuen Partnern. Dabei hat sich die wirtschaftliche Lage in Katar mittlerweile wieder etwas erholt, was besonders mit dem gestiegenen Ölpreis zu tun hat. Für dieses Jahr rechnet der Internationale Währungsfonds mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent - nach nur 1,6 Prozent im Vorjahr.
Katars Anteile an DAX-Unternehmen
Gute Handelsbeziehungen mit Deutschland sollen das Wachstum weiter ankurbeln: Katar hält bereits jetzt Anteile an großen Dax-Firmen - etwa an Volkswagen, der Deutschen Bank oder Siemens. Deutschland ist nach den USA und China der wichtigste Handelspartner Katars weltweit. 130 deutsche Unternehmen sind wiederum in Katar aktiv. Angela Merkel betonte jetzt zusätzlich noch das deutsche Interesse an Katars Flüssiggas:
"Es trägt zur Diversifizierung der Gasbezugsquellen bei und dient der Versorgungssicherheit. Deutsche Unternehmen unterscheiden nach wirtschaftlichen Kriterien, womit dann natürlich auch katarische Importe ins Spiel kommen können."
Streit über Umgang mit dem Terrorvorwurf
Doch der Vorwurf, Katar unterstütze Terroristen, steht weiterhin im Raum. Angela Merkel betonte heute aber noch einmal die Neutralität der Bundesregierung in dem Konflikt der Golfstaaten:
"Wir in Deutschland bedauern die Krise, wir sind keine Partei in diesem Konflikt, aber wir unterstützen alle Bemühungen zur Streitbeilegung, wie die Verhandlungsbemühungen Kuwaits."
Sevim Dagdelen, stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion "Die Linke" kritisiert die Zusammenarbeit mit Katar: Statt die Beziehungen Deutschlands mit dem Despoten und Terrorförderer Katars auszuweiten, müssten sie auf den Prüfstand, so Dagdelen. Für Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik, ist die engere deutsch-katarische Kooperation die logische Konsequenz der vergangenen Jahre.
"Überzogene Vorwürfe"
Auf die Kritik bezüglich katarischer Terrorfinanzierung angesprochen, sagt Steinberg, dass die Kataris in ihrer Unterstützung syrischer Gruppierungen immer transparent waren:
"Katar hat immer sehr viel dafür getan, dass die Aufständischen in Syrien im Kampf gegen das Regime Assad unterstützt werden. Allerdings geht es nicht um die Unterstützung von ISIS, sondern von anderen Gruppen. Insofern sind die Vorwürfe meiner Meinung nach überzogen."
Auch die vertiefte Zusammenarbeit im energiepolitischen Bereich wertet er als politisch sinnvoll. Durch den Import von Flüssiggas werde auch die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen reduziert.