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Ein Jahr vor der WM in Katar
"Es wird sehr viel PR im Hintergrund betrieben"

ARD-Reporter Marcus Bark sagt über sich selbst, dass er auf Zeit spiele und noch keine endgültige Meinung zur Fußball-WM in Katar habe. Er würde tendenziell vor Ort berichten und sich ein Bild machen, sieht aber keine Verbesserungen in problematischen Ländern, die Gastgeber solcher Events sind.

Marcus Bark im Gespräch mit Matthias Friebe |
Das Al-Wakrah-Stadion im Gastgeberland der Fußball-WM 2022, Katar.
Das Al-Wakrah-Stadion im WM-Gastgeberland Katar. (dpa / picture allaiance / Sharil Babu)
"Ich bin an dem Punkt, wo ich sage für einen Boykott ist es tatsächlich jetzt zu spät. Und jetzt muss man gucken was ist da vor Ort los?" sagt ARD-Sportreporter Marcus Bark über die Fußball-WM 2022 in Katar. Bark begleitet auch die Fußball-Nationamannschaft der Männer. Er selber spiele bei seiner Einschätzung des Turniers auf Zeit, gibt er zu, ähnlich wie das Ausrichterland bei der Diskussion um politische und gesellschaftliche Missstände im Land.

"Selbst Eindrücke sammeln"

Eine endgültige Meinung habe er sich noch nicht gebildet, sagt Bark. Seine Tendenz sei aber: Sich das Land und die Menschen dort selber anzugucken. In anderen Ländern habe er bei Besuchen mit der Nationalmannschaft sogar in wenigen Tagen ebenfalls einige Eindrücke gewonnen – auch wenn etwas Armenien oder Mazedonien politisch natürlich nicht mit Katar vergleichbar seien.

Verbesserung in Russland - "Ganz im Gegenteil"

An eine Verbesserung der Situation durch große Sportereignisse glaubt Bark nicht: "Die Turniere - jetzt in Russland oder auch in China - wo dann immer gesagt wird, man muss da hingehen, um was zu verbessern: Also ich sehe jetzt in Russland und vor allen Dingen auch in China überhaupt keine Fortschritte. Ganz im Gegenteil."

"Viel PR mit alten Standpunkten"

Katar betreibe aktuell eine klare Strategie bei der öffentlichen Darstellung des Turniers, sagt Bark: "Es wird sehr viel PR im Hintergrund betrieben. Alles ohne Kameras, alle, ohne dass man es zitiert. Was aber letztlich auch fand ich gar nicht so schlimm ist, weil es werden nur alte Standpunkte dargebracht."

Wohl keine Impfpflicht für Spieler bei der WM

Dazu gehören aus seiner Sicht das Spiel auf Zeit und die Aussage: Es sei nicht alles perfekt und es brauche Zeit, um in allen Bereichen Verbesserungen zu erreichen. Dagegen können man nur schlecht argumentieren, meint Bark.
Laut Deutschlandfunk-Informationen will die FIFA für die WM keine Impfpflicht für Spieler erlassen. Die endgültige Entscheidung werde aber erst später gefällt - auch unter dem Einfluss nationaler Gesetzgebungen.

Späte Entscheidung "vernünftig"

Die Pandemie werde das Turnier auch im kommenden Jahr deutlich beeinflussen, meint Marcus Bark. In welcher Form, das sei aber noch nicht absehbar, weil die Situation und der Umgang damit Ende kommenden Jahres noch nicht abzusehen sei: "Ob es dann nur für geimpfte Spieler einen Zugang zum Turnier geben wird, nur für geimpfte Fans, nur für geimpft Touristen - das wird man zu einem späteren Zeitpunkt, denke ich, im kommenden Sommer/Herbst entscheiden. Und das ist sicherlich auch vernünftig."