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Katastrophenvorsorge als Teil des Lebens

Das Land Nicaragua ist durch den Klimawandel gefährdet. Vor 13 Jahren kostete der Hurrikan Mitch in Nicaragua mindestens 4000 Menschen das Leben. Seitdem ist Katastrophenvorsorge ein wichtiger Bestandteil des Alltags.

Von Tini von Poser |
    "Die ersten Tage damals begannen so wie heute: mit einem leichten Nieselregen. Jedem war einfach nur nach Schlafen und Essen zumute. Doch als es so weiter regnete, der Boden schließlich aufgeweicht war und die Bäumen umfielen, haben sich alle erschrocken und fingen an, zu beten. In unserer Region haben wir niemals vorher einen Hurrikan gesehen. Es gab jede Menge Tote."

    Rosario Ruíz erinnert sich an den Hurrikan Mitch, als ob es gestern gewesen wäre. Im Oktober 1998 verwüstete der Hurrikan große Teile Nicaraguas, mindestens 4000 Menschen kamen damals ums Leben.

    Auch jetzt ist Regenzeit in Zentralamerika. Die 43-jährige Rosario beobachtet den Pegelstand der Flüsse und misst, wie viel Regen fällt. Die Bewohner jedes Ortes in Estelí im Norden Nicaraguas haben jeweils eine Person ihres Vertrauens ausgewählt, die mit Regenmesser und Funkgerät ausgestattet wurde.

    "Fast zwei Jahre nach Mitch haben wir mit den Vorsorge-Projekten angefangen","

    sagt Jürgen Schmitz, Klimaexperte und Leiter des Vorsorgeprogramms der Deutschen Welthungerhilfe in Nicaragua. Estelí gehört zu den Regionen Nicaraguas, die besonders gefährdet sind.

    ""In Estelí sind es Hurrikans, Überschwemmungen und Bergrutsche. Dazu kommt natürlich die Armutstruktur. Hier oben im Norden sind die ärmsten Landbezirke laut des neuesten Human Development Index von den Vereinten Nationen."

    Rund 80 Rettungsbrigaden hat die Organisation ausgebildet und die Bevölkerung direkt in die Prävention eingebunden. Die Akzeptanz sei nach jeder Katastrophe größer geworden, sagt der Entwicklungshelfer. Rosario stimmt zu.

    "Es ist schön, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, es gibt einem ein gutes Gefühl, zu wissen, man kann den Leuten helfen bei dem, was sie brauchen."

    Seit Mitch hatte kein Hurrikan mehr eine vergleichbare Zerstörungsgewalt. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass Hurrikans auftreten nimmt eher zu als ab, erklärt Hurrikan-Experte Márcio Vaca vom Institut für Erdstudien.

    "Das, was einen tropischen Wirbelsturm hervorruft, ist die Erwärmung der Meeresoberfläche mit einer Temperatur von 27 Grad oder mehr."

    Früher habe es in der Regenzeit zwischen Juni und November durchschnittlich 9,6 Wirbelstürme gegeben, sagt Márcio Vaca.

    "In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der tropischen Wirbelstürme auf 12 bis 15 pro Jahr erhöht. Ohne Zweifel steigt damit die Gefahr für Nicaragua, häufiger in Mitleidenschaft gezogen zu werden."

    Neben Hurrikans seien für die Nicaraguaner Extremwetterlagen zunehmend ein Problem. Auch an diesem Tag sind nach langem Dauerregen Flüsse über die Ufer getreten. Ganze Straßenzüge, samt Häuser stehen unter Wasser. Die Regierung hat die Alarmstufe Gelb ausgerufen: Menschen werden aus ihren Häusern evakuiert und in Notunterkünfte gebracht. In einer großen Halle in Estelí sammeln sich Menschen zwischen Matratzen, Möbeln und Kleidersäcken.

    "Wir haben die Matratzen mitgenommen, alle nass. Und der Kühlschrank ist wahrscheinlich kaputt. Mir ist nur das geblieben. Alles andere ist verloren gegangen. Aber Gott sei Dank, es sind nur materielle Dinge","

    sagt der 28-jährige Carlos. In Estelí misst Rosario Ruíz weiter den Pegel. Der neue Wasserstand macht ihr Sorgen.

    ""Es ist schlecht für uns, wenn es viel regnet, aber wenn es zu wenig regnet, auch. Ausgewogen muss es sein. Aber es ist komplett durcheinander. Das hat mit der globalen Erwärmung zu tun. Wir selbst sind es, die das provozieren, kein anderer als wir Menschen sind Schuld daran, da wir nicht an die Zukunft denken."