Archiv


Kategorie A steht nicht unbedingt für ein gutes Produkt

Ab 30. November gibt es EU-weit ein neues Energielabel, das ausweist, wie viel Strom Elektrohaushaltsgeräte verbrauchen. Die neue Beschilderung soll Verbrauchern die Orientierung erleichtern. Verbraucher- und Umweltschützer sehen das neue Gütesiegel allerdings kritisch.

Von Daniela Siebert |
    Eigentlich ist es ein erfreulicher Grund, dass das EU-Energielabel und die Bewertungskriterien nun erneuert werden. Denn die bisherige Kennzeichnung mit den Buchstaben A bis G reicht in vielen Fällen nicht mehr aus: Weil viele Elektrogeräte inzwischen so wenig Strom verbrauchen, dass diese Skala sie nicht mehr adäquat erfassen kann. Das sieht auch Gerd Rosenkranz, Pressesprecher der Deutschen Umwelthilfe so, obwohl er die Neuregelung ansonsten kritisch beurteilt.
    "Wir sind nicht so ganz glücklich, obwohl natürlich klar ist, dass wir dieses neue Label gebraucht haben, weil die alten Label einfach überholt waren – die stammten aus der Mitte der 90er-Jahre – und sonst wär irgendwann alles in der Kategorie A gewesen."

    Die altbekannte Skala wird nun also über A hinaus ausgeweitet: um die Werte Aplus, Aplusplus und Aplusplusplus – also das Triple-Plus der Elektrogeräte sozusagen.

    Das neue Bewertungssystem gilt ab 30. November für Kühl- und Gefriergeräte sowie für Fernseher. Ab 20. Dezember dann auch für Waschmaschinen und Geschirrspüler. Eigentlich soll mit dem neuen System die Orientierung für Kunden verbessert werden, damit sie die energieeffizientesten Geräte besser erkennen können, als mit der alten Skala, die nur von A bis G reichte. Das funktioniert so aber nicht, moniert Holger Krawinkel, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
    "Die Neuregelung setzt sich ja schon selbst wieder außer Kraft: Wir haben jetzt bei der IFA in Berlin im September schon Geräte gesehen mit drei Plus-Zeichen hintendran und zusätzlich minus 20 Prozent, das heißt der Versuch, es nach oben hin offen zu gestalten, ist offensichtlich gescheitert, wir haben das von vornherein abgelehnt. A kann das viert- oder fünftschlechteste Gerät sein, oder Gerätekategorie und das ist nicht gerade förderlich, um die Kunden dazu zu bewegen, besonders energieeffiziente Geräte zu kaufen."

    Auch Gerd Rosenkranz rät davon ab, jetzt einfach zu glauben, die Kategorie A stehe auf jeden Fall für ein gutes Produkt. Beispiel Kühlschränke:
    "Unter A verstehen wir traditionell Handelsklasse A. Da denken wir das ist gut. In diesem Fall ist es so, dass sogar Kühlschränke, die A haben, Mitte 2012 verboten werden, die dürfen nicht mehr verkauft werden. Bei Kühlgeräten ist es heute so, dass A++ 50 Prozent weniger Energie verbrauchen darf als A, ich glaube nicht, dass die Leute das wissen, ich glaube die Leute denken A ist in Ordnung und A++ ist sozusagen Luxus."

    Verwirrend wird für die Verbraucher auch, dass Geräte, die jetzt schon in den Kaufhäusern stehen oder in gedruckten Werbekatalogen gepriesen werden und noch das bisherige EU-Label tragen, nicht umetikettiert werden müssen. Das Ende der Übergangsfristen bezieht sich nämlich nur auf Waren, die "neu in den Verkehr" gebracht werden. So kann es durchaus passieren, dass das neue und das alte Label noch auf Produkten kleben, die nebeneinander im Sortiment stehen und zwischen denen sich der Käufer in spe entscheiden muss. Holger Krawinkel rät:
    "Es ist entscheidend wichtig, mit den Verkäufern und Verkäuferinnen darüber zu sprechen, damit noch mal deutlich wird, welches Gerät denn eigentlich wirklich am besten ist, das kann ich aus dem Label nicht so ohne Weiteres erkennen."

    Ein paar Lichtblicke bietet das neue EU-Elektrolabel aber doch: Bei Fernsehgeräten gibt es jetzt ein Piktogramm, das einen "echten" Ausschalter hervorhebt, wenn also das Gerät mit dem Aus-Knopf wirklich ausgeschaltet werden kann und nicht mehr heimlich Strom zieht. Und bei Waschmaschinen zeigt ein anderes Piktogramm die maximale Geräuschemission in Dezibel.
    Wem das alles zu viel und zu kompliziert ist, der kann sich damit trösten, dass für alle anderen Elektrohaushaltsgeräte wie zum Beispiel Elektrobacköfen oder Wäschetrockner, die alte, vertraute Kennzeichnung mit den Buchstaben A bis G in Kraft bleibt. Ohne Plus, Triple-Plus und sonstige Schnörkel.

    Mehr zum Thema